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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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war.
    Auf einer Insel in der Alten Donau. In einem städtischen Strandbad dem Gänsehäufl. Verwaist war das Bad, das am Tag und bei Schönwetter von Tausenden Menschen bevölkert war.
    Dort war der Eingang. Hier die Saisonkabinen. Zacharias Katt schleppte sich auf die einstöckigen Betonbauten zu.
    Mittlerweile war es dunkel geworden.
    Katt quälte sich eine Treppe hoch. Oben verharrte er einen Moment. Er schwor sich, diesem John Sinclair alles heimzuzahlen.
    Ein qualvolles Ende sollte der Geisterjäger nehmen.
    Katt trat auf eine Kabinentür zu. Er warf sich mit der linken Schulter dagegen und brach sie auf. Badetücher, Campingstühle, ein Schminkspiegel, neben dem ein kleiner Radioapparat stand.
    Zwischen den engen Wänden eine kleine Sitzbank aus Holz.
    Darauf ließ sich Zacharias Katt ächzend nieder, und er begann schwarzmagische Beschwörungsformeln zu murmeln, die ihm die Mächte der Finsternis gewogen machen sollten.
    Er brauchte jetzt ihre Unterstützung, um die schmerzhafte Wirkung des geweihten Silbers bekämpfen zu können. Er brauchte neue Kräfte, mußte wiedererstarken, bevor er sich John Sinclair, dem größten Feind der Hölle, noch einmal entgegenwarf.
    Und dann mußte es klappen.
    Dann mußte der Geisterjäger seine Seele verlieren.
    ***
    Im Morgengrauen und abends beißen die Fische am besten, heißt es. Da Josef Kowalski alles andere als ein Frühaufsteher war, angelte er lieber vom Einbruch der Dämmerung an.
    Er besaß einen winzigen Garten mit einem noch winzigeren Haus am Strand der Alten Donau. Hier wohnte er in der warmen Jahreszeit. Wenn es kalt wurde, übersiedelte er in seine Kleinwohnung im zwanzigsten Bezirk.
    Seit einer Stunde saß Kowalski nun schon in seinem Boot und wartete geduldig auf den ersten Fisch. Nichts tat sich. Der Schwimmer bewegte sich nicht. Die Fische schienen einen großen Bogen um Kowalskis Angelhaken zu machen, aber das störte ihn nicht. Er mußte nicht unbedingt einen Fisch fangen. Es genügte ihm, auf dem stillen Wasser zu sein und die Ruhe zu genießen.
    Während er sich eine Zigarette anzündete, warf er einen Blick zum allmählich dunkel werdenden Himmel, und im selben Moment erschrak er so heftig, daß ihm die brennende Zigarette in den Schoß fiel.
    Er strampelte und warf den Glimmstengel ins Wasser, wo die Glut zischend erlosch. Verdattert blickte er weiter nach oben.
    Dort flog ein Vogel, so groß, daß Kowalski es nicht fassen konnte.
    Das Tier schien verletzt zu sein. Wenn es nicht mit ausgebreiteten Schwingen segelte, taumelte es durch die Luft. Soeben erreichte es das Gänsehäufl. Über den Kronen der alten Bäume trudelte der schwarze Vogel ab. Wie ein Stein fiel er in das Gewirr von Ästen und Blättern und verschwand aus Kowalskis Blickfeld.
    Der Angler verlor sofort jedes Interesse an seinem beschaulichen Sport. Er holte den Köder ein, warf die Rute ins Boot, griff nach den Rudern und fuhr zu der Badeinsel.
    Graue Schwimmbojen zeigten an, wie weit die Badegäste schwimmen durften. Sie waren mit Drahtseilen aneinandergehängt. Josef Kowalski überfuhr die Absperrung. Er legte sich tüchtig in die Riemen. Ungeduldig fieberte er dem Moment entgegen, wo er sich den Riesenvogel aus nächster Nähe ansehen konnte.
    Eine Sensation war das, und Kowalski dachte daran, sich damit an die Zeitung zu wenden. Er grinste. Morgen schon würde sein Name in ganz Österreich gelesen werden. Vielleicht brachten die Reporter auch ein Bild von ihm, neben dem verletzten schwarzen Vogel.
    Der Nichtschwimmerteil des Bades war noch einmal mit Bojen markiert. Kowalski passierte die zylindrischen Gefäße. Nun war es nicht mehr weit bis zum Ufer. Schwungvoll zog er die Riemen durch. Je näher er dem Ufer kam, desto kräftiger ruderte er.
    Das Boot knirschte über den sandigschlammigen Grund und rutschte noch ein Stück den Strand hinauf, ehe es zum Stillstand kam. Josef Kowalski ließ die Ruder los und sprang an Land.
    Mit langen Sätzen rannte er über eine große Liegewiese, von der am Tag bei Schönwetter kaum ein Grashalm zu sehen war. Es wimmelte hier nur so von Menschen. Jetzt war sie leer, und die Angestellten des Bades hatten die Spuren der Badegäste restlos beseitigt.
    Kowalski orientierte sich. In welche Baumkrone war der Riesenvogel gestürzt? Instinktiv schlug der Angler die richtige Richtung ein. Büsche versperrten ihm den Weg. Er lief an ihnen vorbei und hatte gleich darauf zum erstenmal einen ungehinderten Blick auf den Baum, der sein Ziel war.
    Im Gras,
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