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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel
Autoren: Friedrich Tenkrat
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neben dem Stamm, lag der Vogel.
    Josef Kowalski blieb stehen.
    Das Tier bewegte sich in diesem Augenblick. Der Angler traute seinen Augen nicht. Der Vogel verwandelte sich! Deutlich war es zu sehen! Aus dem Tier wurde ein Mensch!
    Kowalskis Augen weiteten sich ungläubig. »Das gibt's doch nicht«, preßte er heiser hervor. »Das ist doch unmöglich!«
    Aber er wußte, daß es keine Halluzination war. Was er sah, passierte wirklich!
    Der seltsame Mann erhob sich und schleppte sich fort. Die Verletzung, die er als Vogel gehabt hatte, war ihm geblieben. Josef Kowalski wurde mit der Ungeheuerlichkeit nicht fertig.
    Ein Tier, das zum Menschen werden kann. So etwas war für den Angler bisher ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Doch nun hatte er mit eigenen Augen gesehen, daß es das gab.
    Gespannt wollte er sehen, wohin sich der seltsame Mann zurückzog. Er folgte ihm, ohne zu ahnen, wie gefährlich das war, denn wenn Zacharias Katt merkte, daß jemand ihn beobachtete, entschloß er sich bestimmt zu einem neuerlichen Mord.
    Katt brach die Tür der Saisonkabine auf. Kowalski sah es. Er schlich so nahe wie möglich an die Kabine heran und hörte Katts krächzende Stimme. Der unheimliche Mann rief den Teufel an. Er beschwor die Mächte der Finsternis. Als Kowalski das hörte, fuhr ihm ein eisiger Schreck in die Glieder.
    Dieser Mann war mit der Hölle im Bunde!
    Jetzt hatte Josef Kowalski Angst. Er war ein gottgläubiger Mensch und ging jeden Sonntag in die Kirche. Wer so stark an das Gute glaubte wie er, dem war auch die Existenz des Bösen nicht fremd. Er wußte, daß es die Hölle gab, den Teufel, das Böse. Und der Mann, der vom Tier zum Menschen geworden war, paktierte mit dieser verderbten Unterwelt.
    Gewissenhaft darauf achtend, ja kein Geräusch zu verursachen, zog der Angler sich zurück. Sein Herz schlug aufgeregt gegen die Rippen. Er bebte innerlich und hoffte inständig, von diesem Unheimlichen nicht entdeckt zu werden.
    Ein Sandkorn knirschte unter seinem Schuh.
    Josef Kowalski erschrak zutiefst. Er hielt den Atem an und wagte sich nicht mehr zu bewegen. Hatte der Fremde das verräterische Geräusch gehört? Bange Sekunden vergingen. Nichts passierte.
    Glück gehabt, dachte der Angler und setzte seinen Weg fort.
    Endlich bekam er weichen Rasen unter die Schuhe. Er wandte sich um und fing an zu laufen. Er schaute sich nicht mehr um, sondern lief, so schnell er konnte, zum Strand zurück.
    Keuchend stieß er sein Boot ins Wasser und sprang hinein, und dann ruderte er so hektisch, wie er es von sich selbst nicht gewöhnt war, um so rasch wie möglich fortzukommen.
    ***
    Diesmal lenkte ich Vladek Rodenskys schwarzen Rover. Der Brillenfabrikant war angeschlagen. Er brauchte Ruhe. Aber er biß die Zähne zusammen und hielt durch. Er wollte mich nicht allein weitermachen lassen. Das war zwar schön von ihm, aber eine falsche Einstellung, und ich versuchte ihm das auch klarzumachen, indem ich sagte: »Ich bringe dich jetzt nach Hause.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen, John. Ich halte weiterhin zu dir.«
    »Kein falsches Heldentum, Vladek. Für dich ist dieser Fall gelaufen. Du bist verletzt, brauchst Zeit, um dich zu erholen.«
    Vladek Rodensky schüttelte den Kopf. »Ich werde weiter an deiner Seite stehen, bis es ausgestanden ist.«
    »Kommt nicht in Frage. Ich sag's nicht gern, aber ich muß dir klarmachen, daß du in deinem Zustand für mich keine Hilfe, sondern eine Belastung bist.«
    Das war für ihn eine kalte Dusche. Er schwieg mit verkniffenem Mund. Bestimmt nahm er mir meine Worte übel, aber mir war das lieber, als ihn im Kampf gegen Zacharias Katt zu verlieren.
    Er besaß eine Villa in Wiens Nobelviertel Döbling.
    Im Wohnzimmer nahm er sich einen Drink und setzte sich.
    »Jetzt hast du eine Stinkwut auf mich, was?« sagte ich.
    »Du wirst schon wissen, was richtig ist.«
    »Tony Ballard hätte genauso gehandelt.«
    »Ich stehe nicht gern auf dem Abstellgleis.«
    »Das verstehe ich, aber manchmal ist das vernünftiger. Wenn es mit Katt hart auf hart kommt, brauche ich volle Bewegungsfreiheit. Ich könnte nicht nebenbei noch auf dich aufpassen.«
    »Schon gut, ich begreife ja langsam, daß du recht hast«, brummte Vladek und nahm einen Schluck von seinem Drink.
    »Darf ich telefonieren?«
    »Fühle dich hier wie zu Hause.«
    Ich begab mich zum Telefon und rief Inspektor Fuchs an. Die Nummer fand ich im amtlichen Telefonbuch. Zweimal wurde ich weiterverbunden. Dann hatte ich Gotthard Fuchs an der
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