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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe
Autoren: Jason Dark
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entgegen, sprang mir in die Arme und drückte sich an mich.
    Die Begrüßung war immer herzlich. Leider hatte ich vergessen, ihm etwas mitzubringen. Bill kam und schickte den Kleinen in sein Zimmer. Ich reichte ihm die Hand.
    Es war noch gar nicht lange her, da hatte sein Leben am seidenen Faden gehangen. Mein Freund war in die Gewalt eines Riesenkraken geraten und hatte schon mit seinem Leben abgeschlossen, als wir ihn in letzter Sekunde noch retten konnten.
    »Alles klar«, sagte er und grinste. »Aber von dir hört man wieder Sachen.«
    »Wieso?«
    »Der Krake hatte dir wohl nicht gereicht. Du hast dich ja noch mit U-Bahn-Monstern herumgeschlagen. [1] Demnächst kannst du dein Bett in der Kanalisation aufstellen.«
    »Hör auf, mir reicht es langsam.«
    »Kann ich mir vorstellen, komm erst mal rein.«
    Bill führte mich in den Living-room, wo ich Sheila und auch die Nachbarin begrüßte. Es duftete nach Kaffee und auch nach Kuchen.
    Sheila hatte selbst gebacken. Ich verspürte plötzlich Hunger.
    Die Nachbarin hieß Vivian Rutland. Ich erfuhr, daß sie drei Häuser weiter wohnte und daß ihr Mann als Repräsentant einer Schnellimbißkette überall in der Welt unterwegs war.
    Mrs. Rutland war eine gepflegte Frau. Ich schätzte sie auf 40. Die rötlich braun gefärbten Haare lagen, wohlfrisiert um ihren Kopf. Sie trug ein blauweiß gestreiftes Sommerkostüm und eine helle Bluse.
    Das aparte Gesicht war dezent geschminkt, doch der Augenausdruck gefiel mir nicht. Er war unruhig, und es schien mir, als hätte diese Frau große Angst.
    Sie rauchte eine Zigarette sehr hastig. Das Lächeln wirkte ebenfalls nicht echt.
    Sheila schenkte Kaffee ein. Sie hatte ihr blondes Haar hochgesteckt, was ihr ein etwas damenhaftes Aussehen gab.
    Ich nahm Milch und Zucker. Natürlich auch ein Stück Kuchen.
    Während wir aßen und tranken, drehten sich die Gespräche um das Wetter, dann um Klein-Johnny und weitere Allerweltsprobleme.
    Auch Mrs. Rutland beteiligte sich an der Unterhaltung. Wenn Sheila von Johnnys Streichen erzählte, klang ihr Lachen ein wenig schrill. Sie stand wirklich unter Dampf.
    Nach dem Kaffee holte Bill die Flasche mit dem alten Cognac.
    Auch ich nahm einen Schluck. Mrs. Rutland bekam einen Doppelten gereicht. Nachdem wir uns zugeprostet hatten, sorgte Bill Conolly dafür, daß Mrs. Rutland zur Sache kam.
    »Nun erzählen Sie mal, was da genau in diesem französischen Internat passiert ist.«
    Ich hob den Blick. »In Frankreich?«
    »Ja, Mr. Sinclair. Ich muß vorausschicken, daß wir eine 18jährige Tochter namens Sue haben. Sie wollte unbedingt in ein französisches Internat. Damit hat sie uns so lange gequält, bis wir ihr den Wunsch nicht mehr abschlagen konnten. Sue fuhr also nach Frankreich. In den Ferien kam sie wieder zurück und verlebte hier in London die Tage. Sie brachte auch gute Zensuren mit, die Lehrpersonen waren mit ihr zufrieden, wir hatten also keinen Grund, uns Sorgen zu machen. Sue wurde älter, und sie lernte auch junge Männer kennen. Wir haben uns auch nie Sorgen gemacht, unsere Tochter ist ein verantwortungsbewußter Mensch, sie weiß genau, wie weit sie zu gehen hat. Doch seit einigen Monaten ist alles anders.« Mrs. Rutland nahm einen Schluck Cognac, bevor sie weitersprach.
    Bill schenkte nach.
    »Es begann mit einem Brief, in dem sie uns von einem Mann vorschwärmte, der an der Schule unterrichtet. Er heißt Marcel Vasely und scheint bei allen Schülerinnen sehr beliebt zu sein. Ein Hahn im Korb, wie man annehmen müßte. Nun, wir lächelten darüber. Es ist ja nicht schlimm, daß ein junges Mädchen für seinen Lehrer schwärmt. Ihre nächsten Briefe waren anders. Da schrieb sie von langen nächtlichen Spaziergängen, von einem herrlichen Vollmond und von Wölfen, die sich im Schein baden. Wir waren zwar beunruhigt, aber haben die Sache nicht ernst genommen. Neulich sah ich im Spätprogramm einen alten Gruselfilm. Ich wollte an sich ins Bett gehen, doch dann blieb ich sitzen, denn der Film handelte von diesem Wolfsthema. Genauer noch, man sprach von Werwölfen, von Wesen, die bei Vollmond auf Jagd nach Menschen gingen. Da fielen mir wieder die Briefe unserer Tochter ein. Ich wartete den nächsten ab, und darin war abermals die Rede von einem Werwolf. Noch ein Name fiel. Lupina! Sie soll die Königin der Wölfe sein, und Sue würde sie irgendwann einmal kennenlernen. Sie könnte es kaum erwarten.«
    Innerlich war ich zusammengezuckt, obwohl ich mir äußerlich nichts anmerken
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