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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe
Autoren: Jason Dark
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Schrei des Mannes. Es gab einen dumpfen Laut und noch einen.
    Dann wurde es still.
    Jovanka ließ das Gewehr sinken. Sie starrte auf den vor ihr liegenden Mann. Über dessen Gesicht rann Blut. Jovanka wurde plötzlich klar, daß er nicht mehr lebte.
    Normalerweise hätte sie geschrien, doch nun zuckte sie nur die Schultern. Ein Gefühl der Gleichgültigkeit hielt sie gepackt, aber auch des Triumphes, denn sie hatte bewiesen, daß es nicht so einfach war, sie zu besiegen.
    »Das hast du nun davon!« knirschte sie und lachte glucksend. Sie merkte selbst, daß sich die Wirkung des getrunkenen Blutes bereits bemerkbar machte. Jovanka dachte und handelte anders als sonst.
    Eine menschliche Hemmschwelle war bereits überschritten. Andere würden folgen, die Verwandlung zur Bestie war nicht aufzuhalten.
    Die Alte hatte recht gehabt. Sie gehörte zu denen, die immer gejagt wurden. Sie war kein Mensch mehr, sondern gehorchte dem Fluch des alten Blutes.
    Dabei arbeitete ihr Verstand völlig normal. Und der sagte ihr, daß sie den Platz unbedingt verlassen mußte. Irgendwann würden die Häscher den Tatort erreichen. Niemand sollte sie hier finden.
    Noch war es still und keiner dachte daran, den Rückweg anzutreten.
    Jovanka floh.
    Das Gewehr nahm sie mit. Mit ihm bahnte sie sich einen Weg, schlug Zweige und Äste zur Seite, die sie aufhalten wollten, rannte schließlich einen Hang hinunter und schaffte es tatsächlich, eine Straße zu erreichen.
    Hier warf Jovanka das Gewehr weg. Sie schleuderte es in den Graben, wo das Laub vom letzten Winter noch lag und die Waffe zudeckte, so daß sie kaum gesehen werden konnte.
    Das Mädchen kannte die Straße. Es wußte genau, daß sie zum nächsten Dorf führte, wo auch ganz in der Nähe die Schule lag. Und da unterrichtete ihr Bruder.
    Marcel! Sie dachte an ihn und daran, daß es lange her war, als sie sich zum letztenmal sahen. Er war fünf Jahre älter als sie und hatte bereits vor zehn Jahren seine Großmutter verlassen, um sich in der Welt umzuschauen.
    Doch er war zurückgekehrt. Seiner Bestimmung konnte er nicht entgehen. Er war ein Vasely. Die Zeit der Familie mußte kommen, und sie war gekommen.
    Noch eine gehörte zu ihnen.
    Silva, die Blonde!
    Eine Zwillingsschwester von Jovanka. Wie es ihr ergangen war, wußte niemand. Schon als Kleinkind war Silva verschwunden und irgendwo in der Fremde aufgewachsen. Doch auch sie mußte dem Fluch des Blutes gehorchen und mit ihren Geschwistern zusammentreffen. So sah es die Bestimmung vor.
    Die alte Jurina hatte noch einen Namen erwähnt.
    Lupina!
    Sie sollte die Königin der Werwölfe sein. Sie galt es zu finden. Erst unter ihrer Führung sollten die Vaselys zu einer Macht anwachsen, der sich niemand in den Weg stellen konnte.
    Lupina würde kommen, davon war Jovanka überzeugt. Erst dann würde man weitersehen.
    Diese Gedanken beschäftigten sie, als sie am Rand der Straße entlang wanderte. Eine einsame Gestalt, hin und wieder vom Mondlicht gebadet, wenn die fahle Scheibe durch ein Wolkenloch lugte.
    Normalerweise hätte sie das Dorf gemieden, doch seit ihr Bruder sich im Ort aufhielt, wußte sie, wo sie sich verstecken konnte, ohne den Menschen in die Arme zu laufen.
    Ein Geräusch schreckte sie aus ihren Gedanken. Es war hinter ihr aufgeklungen, wo die weite Kurve begann.
    Dort kam ein Auto.
    Und es war schnell.
    Bevor sich Jovanka versah, wurde sie vom Fernlicht erfaßt. Klar und scharf hob sich ihr Körper von der dunklen Straße ab. Jovanka reagierte etwas zu spät. Als sie in den Graben links der Straße sprang, hatte der Fahrer sie schon entdeckt.
    Er schaltete zurück.
    Der Motor des Autos heulte auf, dann wurde die Bremse getreten, und Reifen radierten über den Belag.
    Der Wagen stand.
    Das Fernlicht verlosch, aber das normale Licht brannte weiter. Es zeichnete zwei breite, helle Spuren auf die Straße. Dazwischen blinkte in regelmäßigen Intervallen das Rot einer Warnleuchte.
    Jovanka lag im Graben. Sie preßte ihren Körper gegen das noch feuchte Laub. Ein Zittern erfaßte ihren Körper. Ein menschliches Gefühl breitete sich aus.
    Angst!
    War jetzt alles umsonst? Hatten die Häscher es doch schlauer angestellt, als sie dachte.
    Der Fahrer stieß eine Wagentür auf.
    Schritte!
    Jovanka fieberte.
    Die Schritte kamen genau auf sie zu und verstummten am Rand der Straße.
    »Komm raus, Kleine, ich habe dich längst gesehen!« sagte eine dunkle Männerstimme…
    ***
    London!
    Die Stadt und die Menschen, die hier wohnten, litten
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