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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe
Autoren: Jason Dark
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gedreht, sonst wäre er noch getroffen worden.
    Die Männer, die er mitgebracht hatte, schrien auf, als die graue Wölfin dicht neben dem Feuer landete und ihren Körper herumwarf.
    Ja, sie war grau und alt.
    Die Bewegung kam dem Pfarrer zupaß. »Stirb!« brüllte er und schlug mit der silbernen Axt zu.
    Die Wölfin unternahm nichts, um dem Schlag auszuweichen. Ihre Zeit war abgelaufen.
    Es gab einen dumpfen Laut, als die Schneide der silbernen Axt den Hals des Wolfes traf und den Kopf vom Körper trennte.
    Der Schädel fiel zu Boden.
    Blut strömte aus der klaffenden Wunde. Dunkles, dickes Blut, wie Sirup anzusehen.
    Der Körper zuckte noch einmal und knickte dann ein. Er brach zusammen.
    Ein Windstoß fuhr durch die Flammen, fachte das Feuer noch einmal an, und gierige Zungen leckten nach dem Wolfstorso. Sie strichen über das Fell, erfaßten und verbrannten es.
    Zurück blieb der Kopf.
    Die Augen waren noch geöffnet und leicht nach oben gedreht, so daß der Pfarrer das Gefühl hatte, sie würden ihn anstarren. Hastig schlug er ein Kreuzzeichen.
    Dann brach der Blick der Augen.
    Gleichzeitig jedoch glühte noch einmal das Mal der Wölfe auf der Stirn. Ein letztes rotes Leuchten, das den Männern wie ein Hohn vorkam.
    Der Pfarrer verstand. »Das war nicht die einzige«, sagte er mit rauher Stimme.
    »Und wo sind die anderen?« wurde er gefragt.
    Der Geistliche hob die Schultern. »Die Alte hat sich geopfert. Wir sind trotz allem zu spät gekommen und müssen weiterhin Angst haben, daß sie uns des nachts überfallen. Auch ihr werdet in den Vollmondnächten das Heulen hören, aber ich versichere euch, daß wir die anderen auch töten. Und jetzt kommt.«
    Die Männer machten kehrt und verließen die Lichtung. Niemand sprach ein Wort. Alle wußten sie, daß es kein Sieg gewesen war.
    Die Angst lebte weiter…
    ***
    Jovanka stolperte durch den Wald. Sie brach in das Unterholz, die Angst trieb sie voran, denn sie wollte den Häschern auf keinen Fall in die Hände fallen. Die Worte der Großmutter hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
    Immer wieder mußte sie an die Alte denken. War es wirklich so schlimm gewesen, wie sie befürchtete? War ihre Uhr tatsächlich abgelaufen? Ja, Jurina irrte sich nicht. Nicht in solchen Dingen. Da kannte sie sich aus. Das Blut der alten Rasse war wie ein Anzeiger, es deutete auf kommende Ereignisse hin.
    Jovanka stolperte weiter. Es war wirklich kein normales Gehen oder Laufen mehr. Immer wieder geriet sie in tückische Wurzelfallen und hatte sehr viel Glück, daß sie nicht auf die Nase fiel.
    Dann stieß sie auf einen Weg.
    Sie blieb stehen und verschnaufte.
    Um sie herum eine dunkle Wand, in der die Nachttiere des Waldes geheimnisvoll raschelten. Über ihr lag ein silbriger Schleier.
    Dort streifte das Mondlicht Geäst und Zweiggewirr der Bäume. Sie entdeckte die zahlreichen umgeknickten Zweige, das zertrampelte Unterholz und wußte nun, daß die Verfolger diesen Weg genommen hatten. Er mußte auch zur Lichtung führen.
    Sie drehte sich um. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen funkelten, der Mund stand offen. Nach rechts durfte sie auf keinen Fall gehen, sie schlug die andere Richtung ein.
    Wo dieser Pfad hinführte, war ihr nicht bekannt. Sie hoffte allerdings, daß er sie in die Freiheit bringen würde.
    Jovanka hatte ein Ziel.
    Die Schule!
    Hier konnte sie Unterschlupf finden, denn Marcel, ihr Bruder, hatte es auch geschafft.
    Jovanka ging jetzt nicht mehr so schnell. Sie achtete darauf, möglichst wenig Geräusche zu verursachen, denn in der Nacht trug der Schall ziemlich weit.
    Der Weg führte ein wenig bergab. Er bildete Kehren und schmale Kurven, wurde mal vom Unterholz überwuchert und war ein paar Meter wieder völlig frei. Steine lagen oder wuchsen auf dem Boden, Zweige und kleinere Äste streiften ihr Gesicht, fuhren wie mit Krallenfingern über die Haut.
    Von den Verfolgern hörte Jovanka nichts mehr. Sie glaubte fest daran, die Häscher abgeschüttelt zu haben.
    Den Irrtum merkte sie wenig später.
    Wieder mußte sie in eine sehr enge Kehre, die zudem noch überwachsen war. Als es vor ihr raschelte, blieb sie stehen. Im nächsten Augenblick wurde sie geblendet. Der Strahl einer Taschenlampe stach in ihr Gesicht.
    Jovanka zuckte zusammen und wollte die Hände hochheben, um ihre Augen zu schützen.
    »Keine Bewegung!« vernahm sie die Männerstimme.
    Jovanka blieb stehen. Innerlich schien sie zu vereisen. War jetzt alles umsonst? Würde sie nun wie ihre Großmutter
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