Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt
Autoren: Uwe Anton
Vom Netzwerk:
Unterschlupf. Der etwa drei Meter lange und ebenso breite Raum war völlig leer -abgesehen von gußeisernen Ketten, die in regelmäßigen Abständen an einer Wand befestigt waren. Auf dem kalten Steinboden darunter klebte schon lange eingetrocknetes Blut. »Eine Folterkammer«, stellte Zamorra fest.
    »Dafür ist der Raum zu klein!« wandte Nicole ein. Zamorra zuckte die Achseln und deutete auf die zweite Tür, die gegenüber der ersten in die Tiefen der Trutzburg führte.
    Er brach sie auf. Feuchte, modrige Luft schlug ihm entgegen, ein durchdringender Geruch von äonenlangem Zerfall. Vor ihnen lag ein schmaler, etwa mannshoher Gang, von unsichtbaren Lichtquellen bescheiden illuminiert.
    »Kommt!« Professor Zamorra ging voraus. Draußen hatten sie nichts zu erwarten außer ständige Angriffe der Spukgestalten; vielleicht entdeckten sie in der Burg einen Hinweis, wie sie der Schattenwelt entkommen konnten.
    Vielleicht wartete aber auch eine weitere Falle auf sie…
    Zamorra verscheuchte die düsteren Gedanken und schritt rascher aus. Irgend etwas erregte seine Aufmerksamkeit… etwas fehlte!
    Natürlich! Ihre Schritte hallten auf dem kühlen Steinboden nicht wieder! »Zurück!« rief der Wissende. »Beeilt euch!«
    Zu spät. Der Gang erwachte zu unheiligem Leben, bäumte sich auf, riß die vier Menschen in ihm von den Füßen. Zamorra fühlte, wie das kalte Gestein sich in warmes, zuckendes Fleisch verwandelte, Fleisch, das Poren besaß, aus denen eine dickflüssige, wasserklare Substanz strömte.
    Die Flüssigkeit drang ihm in Mund und Nase, und er schmeckte einen scharfen Beigeschmack. Säure! Der lebendige Gang sonderte Säure ab, von schwacher Konzentration zwar nur, aber wenn sie hier eingeschlossen blieben, würde sie ihre Körper zerfressen, auflösen.
    Der Gang lebte! Die Erkenntnis durchzuckte den Wissenden wie ein Blitz. Und gegen alles Lebendige besaß er eine Geisterwaffe, die er normalerweise nur als letztes Mittel benutzte.
    Er setzte den Hypno-Schock ein!
    Zamorra beherrschte diese Fähigkeit noch nicht lange. Menschen konnte er damit blitzschnell in einen hypnoseartigen Schlaf versetzen. Eine Berührung seiner Hände an den so Gefällten genügte, und sie erwachten wieder.
    Erleichtert bemerkte er, daß auch der lebendige Gang - ein Magen, nahm er an, ins Riesenhafte aufgebläht - auf den Hypno-Schock reagierte. Die spasmischen Zuckungen verebbten schlagartig, und es floß keine neue Säure mehr aus.
    »Lauft!« rief er seinen Gefährten zu.
    Jetzt war der Untergrund weich und nachgiebig. Immer wieder sanken sie zentimertief in das Fleisch ein. Ihre Bemühungen, den Säurepfützen, die sich auf dem Grund gebildet hatten, auszuweichen, kosteten Zeit, viel Zeit.
    Sie mochten Kilometer oder auch nur wenige Meter gelaufen sein, er konnte es nicht sagen. Langsam erwachte der Riesenmagen wieder zu neuem Leben; in langgezogenen Wellen ballte er sich empor, streckte sich wieder aus. Zamorra bereitete sich darauf vor, ihn durch einen zweiten Hypno-Schlag erneut zu betäuben, als ein Ausgang vor ihnen auftauchte.
    Keuchend blieb Nicole neben ihm stehen. »Vorsicht«, sagte sie. »Ich habe so ein Gefühl, als würden wir vom Regen in die Traufe geraten.«
    Zamorra nickte. Sein Gesicht war von der Anstrengung verzerrt. »Ich werde als erster gehen«, bot er sich an.
    Der Durchstieg war kniehoch. Sie konnten ihn nur kriechend benutzen. Als Zamorra sich auf die Knie niederließ, kam es ihm vor, als würde er in einen weit aufgerissenen Schlund vorstoßen.
    Glücklicherweise währte das Gefühl des Verschlungenwerdens nur kurz. Die Umgebung wechselte abrupt. Glühende Hitze schlug auf den Wissenden ein, raubte ihm den Atem. Scharfer Sand brannte sich in seinen Poren fest, setzte sich in Mund, Nase, Ohren. Er fiel weich, rollte sich sofort ab und war wieder auf den Füßen, noch bevor ein Herzschlag vergangen war.
    Die Öffnung, die er benutzt hatte, war verschwunden. Er stand inmitten eines dumpf grollenden Sandsturmes, die Hand fest um das Amulett gepreßt, allein…
    ***
    Die vier Fremden verfolgten Mhyrwidden Eldridge zwar, aber er nahm keine Notiz von ihnen; für sie existierten sie gar nicht. Zu stark war die Aura, die von dem Weißen Magier ausging, dem Mann, den er töten mußte, wollte seine Seele endlich Frieden finden.
    Anhand dieser Aura konnte er ihren Weg genau verfolgen. Sie hatten seine Trutzburg betreten, durch genau jene Kammer, in der er damals, vor langer Zeit, als Mensch, seine Bluttat begonnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher