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017 - Das Höllenschwert

017 - Das Höllenschwert

Titel: 017 - Das Höllenschwert
Autoren: A.F.Morland
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würden Krallen über das Glas des Fensters gezogen.
    Ihr Herz übersprang einen Schlag. Verdattert blickte sie zum Fenster. Niemand war zu sehen.
    Aber das unheimliche Geräusch wiederholte sich, und nun erkannte Aretha, wodurch es hervorgerufen wurde.
    Nahe beim Haus stand ein Baum. Ein Zweig davon wischte, vom Wind bewegt, ab und zu über das Fenster.
    Aretha Stone atmete erleichtert auf. Sie bemühte sich, ruhig zu werden. Es wird dir schon nichts passieren, versuchte sie sich einzureden. Ray paßt auf seine Mädchen auf. Wenn du Hilfe brauchst, ist er sofort zur Stelle, darauf kannst du dich verlassen.
    Aretha hakte den Verschluß ihres Minikleides auf und zog den Reißverschluß langsam nach unten. Sie schälte sich aus dem Stoff, trug keinen BH, nur ein winziges fleischfarbenes Höschen. Rasch schlängelte sie sich auch aus diesem und wollte sich anschließend ins Bad begeben.
    Da verdunkelte mit einemmal ein riesiger Schatten das Fenster.
    Abermals fuhr das Mädchen wie von der Natter gebissen herum.
    In der Baumkrone saß plötzlich ein großer schwarzer Vogel. Aber das gefiederte Ungeheuer hatte keinen Vogelschnabel, sondern einen Menschenkopf.
    Aretha sah das Gesicht eines Mannes, von dem sie penetrant angegrinst wurde.
    Sie konnte nicht anders. Sie mußte gellend um Hilfe schreien.
    ***
    Das Höllenschwert! dachte Kate Gregory entsetzt. Es hat dich vergiftet!
    Sie befand sich in einem kleinen, engen Raum ohne Fenster. Ammorgh hatte sie entkleiden und in Serenas Tunika hüllen lassen.
    Für Kate war die Tunika eine Art Totenhemd. Vor ihr hatte es Serena, das Mädchen aus Tamcout, getragen. Jetzt lebte sie nicht mehr. Sie war mit Begeisterung gestorben, hatte sich auf den Tod durch das Höllenschwert gefreut.
    Und nun trug Kate die Tunika. Sie fragte sich, wie lange Ammorgh sie noch am Leben zu lassen gedachte.
    Ihr fiel auf, daß in ihrem Innern ein heftiger Kampf tobte. Ihre Seele schien durch die bloße Berührung mit dem Höllenschwert in zwei Teile zerfallen zu sein.
    Während der eine Teil ihr Leben behalten wollte, wollte es der andere an das Höllenschwert abtreten.
    Bis vor kurzem war dieser Kampf noch ausgewogen gewesen, doch nun gab es bereits leichte Vorteile für jene Fremdeinflüsse, die ihr den Tod schmackhaft zu machen versuchten.
    Eine innere Stimme raunte ihr zu, daß es nichts Erstrebenswerteres gab, als durch das Höllenschwert zu sterben.
    Ansätze von Selbstaufgabe überraschten und erschreckten Kate Gregory. Ihr Lebenswille bäumte sich gegen die Vernichtung durch das Höllenschwert noch auf, aber sie erkannte, daß ihr Widerstand mehr und mehr erlahmte.
    Das andere bekam in besorgniserregendem Maße Oberwasser.
    Sobald es gesiegt hatte, war Kate verloren.
    Dann würde Ammorgh sie genauso töten wie Serena. Wie viele Menschen hatte der Geierdämon seinem Gefolge auf diese Weise schon zum Fraß vorgeworfen? Kate schauderte.
    Aber die Angst vor dem Sterben, die Furcht vor dem Tod ebbte allmählich ab, und eine gewisse Gleichgültigkeit breitete sich in ihr aus.
    Das war die erste Stufe. Deutlich beobachtete sie an sich, wie ihr Lebenswille mehr und mehr verfiel.
    Allmählich begann das Höllenschwert eine undefinierbare Faszination auf sie auszuüben. Das war eine Verlockung, der sie nur noch schwer widerstehen konnte. Leben – das war für sie mit einemmal lästiger Ballast.
    Du mußt ihn abwerfen, dachte sie, damit du frei bist. Frei wie ein Vogel. Es mußte wundervoll sein, frei zu sein.
    Ein starkes Sehnen machte sich in ihrem Geist breit. Wie herrlich mußte es sein, alle irdischen Ketten abzulegen, einzugehen in ein großes, weites Universum, in dem Leid, Angst und jede Art von Not keine Bedeutung mehr hatten. Hinüberzugehen in eine andere Welt, erschien Kate plötzlich das Erstrebenswerteste zu sein, was es gab.
    Und die Brücke, die in dieses andere Dasein hinüberführte, war Ammorghs Höllenschwert.
    Es wird nicht wehtun, dachte Kate. Das Schwert wird dich streicheln. Du wirst dich von allem lösen, was dich beschwert, wirst schweben und unwahrscheinlich glücklich sein.
    Sie lehnte sich an die Wand. Die Furcht war weg. Ein seltsames Lächeln umspielte ihre Lippen, während ihr Herz einem großen Ereignis entgegenpochte…
    ***
    Ray Randall hörte den Schrei, warf den elektrischen Rasierapparat, den er gerade ins Bad tragen wollte, aufs Bett und stürmte aus dem Zimmer.
    Doris und Susan rissen erschrocken ihre Türen auf. »Aretha!« rief Doris Kelley bestürzt. »Es ist
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