Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Köpfe unter den Axthieben Willers und Ulfis'.
    Im Dom, den man zwei Tage zuvor Wudan geweiht hatte, wurde am Abend der Bürgerrat vereidigt. Er bestand aus zwölf Coelleni. Der greise Patriarch der Familie Attenau wurde als Kanzler eingesetzt. Und der alte Juppis als sein Stellvertreter.
    Nach den Feierlichkeiten schrieb Rulfan eine Botschaft auf ein Stück Leder und befestigte es am Fuß des Kolks. Der Vogel erhob sich in die Lüfte und flog davon.
    Am nächsten Morgen ließ Rulfan den Kristall in einer Holzkiste vernageln und mit einem Wakuda-Karren zum Hafen schaffen. Dort verluden seine Männer die Kiste auf Rulfans Steamer.
    »Feuerboot« nannten seine Streiter das dreißig Schritt lange Schiff. Sie begriffen nicht, warum Kohlenglut in einem eisernen Kasten das Schaufelrad am Heck des Bootes antreiben konnten. Sie verstanden es genauso wenig wie sie Rulfans entsetzlichen Laserbeamer begriffen. Oder sein Binocular, durch das er ferne Dinge und Menschen so deutlich sehen konnte, als würde er direkt vor ihnen stehen. Sie nannten es »Götterauge«.
    Es gab so vieles an Rulfan, was sie nicht begriffen. Allein sein Äußeres flößte vielen seiner Streiter Ehrfurcht und Befremden ein - seine mächtige Statur, seine weiße Haut, sein helles aschgraues Haar und seine roten Augen, seine Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig wahrzunehmen und zu bedenken. Auch gab es niemanden in den Siedlungen am Großen Fluss, der es je gewagt hatte, einen wilden Lupa zu zähmen. Nur Rulfan tat solche ungewöhnlichen Dinge.
    Gegen Mittag waren auch Proviant und Ausrüstung verladen. Fast die gesamte Einwohnerschaft Coellens versammelte sich am Hafen, als der Steamer ablegte. Honnes, Ulfis, Willer und zwei weitere Kampfgefährten begleiteten Rulfan. Er müsse nach Britana, hatte er ihnen erklärt. Dort habe er Freunde, die das Rätsel des Kristalls lösen könnten. Und dort seien auch Maddrax und seine Gefährtin, die seine Unterstützung brauchten. Niemand stellte weitere Fragen. Rulfan hatte sein Leben für Coellen riskiert. Sie würden ihres für ihn riskieren. Jederzeit.
    Nur Honnes und Juppis kannten Rulfans Geschichte und wussten von den sehr persönlichen Motiven, die Rulfan in den Kampf gegen die Bruderschaft getrieben hatten.
    Bald stieß der lange Schornstein des Steamers dichte Qualmwolken aus. Das
    'Schaufelrad am Heck des Schiffes quietschte und ratterte. Endlich begann es sich zu drehen. Behäbig zunächst, dann immer rascher. Der Steamer setzte sich in Bewegung. Rulfan und Honnes standen an der hölzernen Reling und winkten. Die Coelleni winkten mit bunten Tüchern zurück. »Wudan segne euch! Wudan sei mit euch! Wudan bringe euch gesund zurück nach Coellen!«
    Wenige Stunden später passierten sie die Ufersiedlungen von Dysdoor. Fast ausschließlich lange Flachbauten aus Holz, kaum Steingebäude. In Ufernähe standen viele der Hütten auf Pfählen.
    Vom Bug des Steamers aus beobachteten Rulfan und Honnes, wie ein langes Ruderboot etwa drei Speerwürfe flussabwärts vom linken Ufer ablegte. Von einer Landungsstelle vor einem langgezogenen Gebäudekomplex aus, dessen Zentrum aus einem klobigen zweistöckigen Steinhaus bestand. Ein etwa hundert Fuß hoher Turm mit quadratischem Grundriss ragte aus der Mitte des Gebäudes. Auf seiner Spitze flatterte eine Flagge mit den Farben des Hauptmanns von Dysdoor: Grün und Schwarz. Es war der Palast von Haynz, dem derzeitigen Herrscher der Flusssiedlung. Jedenfalls beliebte Haynz seine Behausung als Palast und sich selbst als Herrscher zu bezeichnen.
    »Sieh dir das an, mein Freund.« Honnes streckte den Arm aus und deutete auf ein knapp fünfzehn Ellen hohes Holzgerüst direkt vor dem zentralen Steingebäude des sogenannten Palastes. Rulfan erkannte den blauen Stahlvogel auf dem Holzgerüst. Der Jet, mit dem Maddrax und seine Gefährtin in Coellen gelandet waren. Haynz hatte ihn als Trophäe mit nach Dysdoor genommen.
    Rulfan gab Anweisung die Fahrt zu ver- langsamen. Unter Deck, im Maschinenraum öffnete Ulfis das Dampfventil. Der Steamer verlor an Fahrt. Mitten auf dem Fluss glitten sie an dem ebenfalls flussabwärts schwimmenden Ruderboot der Dysdoorer vorbei. Acht in gelbe Umhänge gehüllte Männer schwitzten auf den Ruderbänken und bemühten sich, ihren Kahn wenigstens vorübergehend mit dem Steamer gleichauf zu halten. Haynz, ihr Hauptmann, stand aufrecht am Bug.
    »Ich grüße euch, Rulfan und Honnes von Coellen«, rief er zu den Männern auf dem Steamer hinauf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher