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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel
Autoren: Andreas Brandhorst
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sichtbar. Asmodis blieb bald wieder stehen, hörte das Wispern der Dämonenbanner, die den Wohnsitz Zamorras schützten. Kurz beobachtete er seinen Begleiter, ein Wesen, das einem Alptraum entsprungen zu sein schien. Es beinhaltete die Kraft von mehreren Dämonen, deren Denken zu einem einheitlichen Komplex zusammengewachsen war.
    Die Dämonenbanner…
    Der Meister des Übersinnlichen war lange fort gewesen, eine knappe Woche, und in dieser Zeit hatte die Wirksamkeit der Banner nachgelassen. Sie waren noch immer stark genug, um ein niederes Geschöpf aus der Asmodis-Familie unverzüglich zurückzuschleudern oder gar zu verbrennen, wenn es wagen sollte, dieser Barriere zu nahe zu kommen. Aber der Fürst der Finsternis war mehr als ein einfacher Dämon. Er war der Stammvater vieler mächtiger Geschöpfe, kannte nur noch einen, der mächtiger als er selbst war.
    Asmodis vollführte mit Händen und Armen seltsame, genau abgewogene Bewegungen und murmelte dabei in der Alten Sprache. Die Kraft, die in den Dämonenbannern steckte, wurde schnell schwächer, so schwach, daß selbst ein einfacher Dämon von ihnen nicht mehr ernsthaft verletzt werden konnte, sollte er ihnen sich zu weit nähern. Dann musterte der Fürst seinen Begleiter.
    »So geh denn. Wir schauen auf dich. Erfülle die Aufgabe!«
    Der Schreckliche wurde zu einem unsichtbaren Flammenblitz, der mehrere Dämonen beinhaltete, Geschöpfe, denen der Sinn nach Rache stand, nach Vergeltung für das Schreckliche, das Zamorra begangen hatte.
    Und der Flammenblitz, den kein menschliches Auge wahrnehmen konnte, schwebte auf die Mauern zu, überwand die erste Barriere aus Dämonenbannern, ohne innezuhalten.
    ***
    »Er scheint nicht ernsthaft verletzt zu sein«, sagte Nicole, als Zamorra in die Straße bog, die sie zum Château bringen würde. Kalter Wind drang durch die zerstörten Fenster des Wagens. Sie blickte kurz zur Seite. Der Enddreißiger hatte die Lippen zusammengepreßt. Sein Blick klebte auf dem Asphalt der Straße, und doch schien es, als wäre er mehr nach innen als nach außen gerichtet.
    »Jean Somac ist sein Name«, fuhr Nicole fort, nachdem sie einen Blick auf die Ausweispapiere des Bewußtlosen auf dem Rücksitz geworfen hatte.
    »Ich möchte nur wissen«, knurrte der Meister des Übersinnlichen, »was dieser Angriff zu bedeuten hatte. Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl.«
    »Vielleicht ein verirrter Dämon, der…«
    Zamorra schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
    »Nein, das ganz sicher nicht.« Er blickte kurz zur Seite. In seinen Augen war ein seltsamer Glanz. »Hast du nicht bemerkt, daß Jean nicht von dem dämonischen Baum angegriffen worden ist? Was auch dahintersteckte, er hatte es nur auf uns abgesehen, das steht fest.«
    Nicole nickte langsam, während Zamorra den Wagen, der nicht mehr viel mehr als ein Wrack war, auf die Parkfläche vor dem Château lenkte. Nirgendwo brannte Licht. Raffael, der alte Diener, der fast schon zu einem Teil des Inventars des Châteaus geworden war, schlief wahrscheinlich. Erst jetzt fiel ihr auf, daß sie ihre vorzeitige Rückkehr dem Diener nicht mitgeteilt hatten.
    »Es muß irgendwie mit den Ereignissen in London Zusammenhängen«, fuhr Zamorra fort und drehte den Schlüssel mit einem Ruck herum. Der Motor erstarb. »Da bin ich ziemlich sicher. Das Jahrtausendereignis. Vielleicht läßt sich in der Bibliothek etwas darüber finden…«
    Nicole nickte wieder und stieg dann aus. Das Château wirkte so wie immer, fast wie eine Zufluchtstätte, wie eine Oase der Ruhe, in der sie vor allen dämonischen Einflüssen durch die Banner und magischen Barrieren hinreichend geschützt waren. Sie seufzte. Das Château war etwa um 1000 n. Chr. entstanden, wirkte wie eine Mischung aus Schloß und Burgfestung. Es war von Leonardo de Montagne erbaut worden, von dem Zamorra auch das Amulett übernommen hatte, auf Umwegen. Wie wußten nicht allzuviel von diesem Leonardo, nur, daß es ein finsterer Zeitgenosse gewesen sein mußte, jemand, der mit den Mächten des Bösen sich verbündet hatte.
    »Hilfst du mir?«
    Sie drehte sich um und sah, daß Zamorra darangegangen war, den Bewußtlosen vorsichtig aus dem Wagen herauszutransportieren.
    Gemeinsam trugen sie Jean Somac zu den beiden großflächigen Glastüren. Zamorra entriegelte sie mit einem Spezialschlüssel, und der Trittkontakt reagierte sofort und ließ das Hindernis zur Seite gleiten. Es war noch nicht lange her, daß anstatt des Glases hier zwei schwere Eichenflügel
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