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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel
Autoren: Andreas Brandhorst
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stöhnte auf, taumelte zurück, sah mit schreckensbleichem Gesicht, wie die Rüstung nachsetzte, zu einem tödlichen Hieb ausholte.
    In diesem Augenblick war Zamorra wieder heran, legte seine ganze Kraft in den Schlag, zielte auf den Hals, dorthin, wo der Kopfschutz angesetzt war. Die Scheide blitzte im Licht der Lampen, dann traf sie mit urgewaltiger Wucht auf ihr Ziel.
    Die Ritterrüstung wurde beiseite gefegt, der Kopf vom Rumpf getrennt. Es schepperte, als die Rüstung gegen die Wand prallte, dort in sich zusammensank.
    Zamorra atmete schwer, wollte sich schon abwenden, als er sah, wie neues Leben in das tote Metall kam, wie sich Arme und Beine zuckend bewegten, der Kopf wie von Geisterhand bewegt wieder auf den Torso zurollte, sich mit dem Rumpf verband.
    Nicole gab einen schrillen Schrei von sich und wich in den hintersten Winkel der Eingangshalle aus. Und Zamorra wußte nun, daß er nur noch eine einzige Chance hatte. Nicht die Waffe in seinen Händen konnte den Unheimlichen bezwingen. Das vermochte nur noch Merlins Stern.
    Zamorra ließ das Schwert fallen, berührte das Amulett auf seiner Brust. Er wich mit einem jähen Satz aus, als die Rüstung ihm erneut entgegenstürmte, spürte den Windhauch, als das Schwert dicht an seinem Gesicht vorbeijagte, dann wurde das Amulett aktiv. Ein lautes Knistern, und eine urgewaltige Kraft ließ die Rüstung in der Mitte zerbersten, so, als bestände sie nicht aus Metall, sondern nur aus sprödem Glas. Und diesmal war der Unheimliche nicht in der Lage, sich wieder selbst zu regenerieren.
    Der Enddreißiger keuchte schwer. Überstanden, dachte er und blickte dann zu Nicole hinüber, die mit kalkweißem Gesicht an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
    »Die Dämonenbanner«, kam es stockend über ihre Lippen. »Sie haben versagt.«
    Zamorra nickte langsam. Die Dämonenbanner. Die weißmagischen Barrieren. Das war im Augenblick die vordringlichste Aufgabe. Er mußte unbedingt dafür sorgen, daß die Abschirmung gegen das Böse wieder wirksam wurde. Sonst waren sie nirgendwo mehr sicher.
    Irgendwo in ihm regte sich ein bestimmter Gedanke, ein Verdacht, so furchtbar, daß sich sein Gehirn weigerte, ihn in sein Bewußtsein dringen zu lassen. Der Enddreißiger runzelte die Stirn, versuchte, diesen Gedanken zu fassen, ihn festzuhalten, als er hinter sich ein Geräusch hörte, schlurfende Schritte, die ihn herumwirbeln ließen.
    »Raffael!« kam es erleichtert über seine Lippen.
    Der alte Diener, er trug einen Morgenmantel, der seine hagere, fast dürre Gestalt verbarg, näherte sich dem Meister des Übersinnlichen.
    »Es tut mir leid, daß wir Sie geweckt haben«, sagte Zamorra, noch immer nach Atem ringend. »Aber…«
    In diesem Augenblick stürzte der alte Diener vorwärts. Sein rechter Arm kam unter dem Mantel hervor, und in der Hand blitzte der Stahl eines langen Messers…
    ***
    Zamorra hatte etliche Stunden im Fitneß-Center des Châteaus verbracht, Stunden, die seinen Körper gestählt und seine Reflexe richtig herausgebildet hatten. Er reagierte, ohne nachzudenken, angesichts der Gefahr eine Notwendigkeit.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung blockte er den schon erhobenen Arm des alten Dieners ab, in dessen Hand sich das Messer befand.
    »Raffael«, brachte er hervor. »Ich bin’s, Zamorra.«
    Die Augen des Mannes, dessen Haare schon ergraut waren, irrlichterten. Der Meister des Übersinnlichen zuckte zurück. Er hatte dies schon einmal gesehen, bei Nicole, vor einigen Tagen, als sie selbst noch von einem teuflischen Einfluß besessen gewesen war. Und jetzt Raffael, der Diener.
    Irgend etwas traf Zamorras linke Hüfte mit der Wucht eines Dampfhammers, schleuderte ihn davon, als besäße er nicht mehr Gewicht als eine Blüte, die der Wind davontrieb. Er prallte schwer auf den Boden, kam aber sofort wieder auf die Beine.
    Raffael näherte sich ihm erneut, den Wahnsinn in den Augen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich Nicole von der Wand abstieß, nach dem Arm des Dieners griff. Er wollte sie warnen, aber seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Kein Laut kam über seine Lippen, und dann war es auch schon zu spät. Eine Bewegung wie ein Schemen, und Nicole stieß einen spitzen Schrei aus und prallte zurück. Zamorra sah noch, daß sie regungslos auf dem Boden liegenblieb, dann war Raffael auch schon wieder heran. Das Messer in seiner rechten Hand blitzte.
    Der Meister des Übersinnlichen wich aus, tastete nach seinem Amulett. Das silberähnliche Material war kühl und
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