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016 - Der Satanswolf

016 - Der Satanswolf

Titel: 016 - Der Satanswolf
Autoren: A.F.Morland
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okay, der Mann kriegte nicht mein Einverständnis, mitzukommen. Er handelte auf eigene Verantwortung. Ich konnte keine Garantie für seine Sicherheit übernehmen. Insgeheim hoffte ich, er würde sich die Sache überlegen und uns den Job allein tun lassen.
    Als Rainer Trissenaar und ich aber starteten, hängte sich Markus Laber an uns. Hoffentlich ging es für ihn gut. Wenn wir erst mal den Satanswolf gestellt hatten, konnte ich unmöglich Labers Schutzengel spielen.
    Wir liefen auf die Ecke zu, wo Detlev Menningmann aus unserem Blickfeld verschwunden war. Die Straße stieg leicht an. Links eine kleine, düster rauschende Föhrengruppe. Rechts eine Mauer. Dahinter – ein Friedhof.
    Und auf der Mauer… ein Schatten. Menningmann! Nur ganz kurz war er zu sehen. Wiederum bemerkte ihn Laber nicht. Aber Rainer Trissenaar und mir fiel die finstere Bewegung auf, die von der Mauer in den Gottesacker wischte.
    »Ich werde alles wiedergutmachen, Tony!« versprach Rainer knurrend.
    »Das ist nicht nötig. Es genügt, wenn du mir den Rücken deckst«, gab ich zurück. »Keinen falschen Ehrgeiz, Junge. Das kann verdammt ins Auge gehen. Es hat nichts mit Feigheit zu tun, wenn du einen Schritt hinter mir bleibst. Ich möchte es als kluge Taktik bezeichnen.«
    Wir erreichten keuchend die Mauer. Sie war nicht hoch. Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, konnte ich hinübersehen. Viel Schwärze auf dem Friedhof. Schwarze Grabsteine. Schwarze Grüfte. Schwarze Büsche. Schwarze Bäume. Und entweder dazwischen oder irgendwo dahinter – der Satanswolf mit seinem Opfer!
    Ich überkletterte die Mauer als erster. Noch einmal versuchte ich Markus Laber klarzumachen, daß es vernünftiger war, wenn er nicht mitkam, doch das hätte er wohl nie geschafft. Es wäre ihm unmöglich gewesen, hier stehenzubleiben und das Ergebnis dieser wilden Verfolgungsjagd abzuwarten.
    Ich dachte unwillkürlich an Vicky Bonney. Wenn ich sie in Gefahr wußte, gelang es auch niemandem, mich zum Stillhalten, zum Abwarten zu überreden. Ich sprang von der Mauer. Struppiges Unkraut nahm mich auf. Dieser Teil des Gottesackers machte einen verwilderten Eindruck.
    Rainer landete neben mir. Neben ihm sprang Markus Laber von der Mauer. Wir hielten alle drei den Atem an und lauschten. Nichts.
    Kein Geräusch. Aber der Frieden trog. Detlev Menningmann war mit Sicherheit hier, und ich konnte mir vorstellen, daß er nun nicht mehr bloß die Absicht hatte, mit Martina Menningmann und Markus Laber abzurechnen, sondern daß er noch zwei weitere Namen auf seine Totenliste gesetzt hatte: Rainer Trissenaar und Tony Ballard!
    ***
    Er war eine stadtbekannte Größe gewesen – Herbert »Tiger« Ambros. Das Publikum hatte ihn stets in den Himmel gehoben, vergöttert, ihn, den Lokalmatador von Gelsenkirchen. Herbie »Tiger« Ambros, ein sympathischer Riese. Die absolute Größe im Catchascatchcan-Zirkus. Seine Beliebtheit erreichte die von begehrten Popstars. Wenn er in den Ring stieg, flippten die Mädchen und Frauen scharenweise aus, denn er war ein hübscher Bursche und nicht so fett wie die anderen Catcher. Er hatte einen traumhaften Körper.
    Beinahe wie Arnold Schwarzenegger. Seine glänzenden Muskelpakete ließen so manchen männlichen Zuschauer vor Neid erblassen.
    Das war Herbert »Tiger« Ambros gewesen.
    Gewesen – denn er lebte nicht mehr.
    Er hatte sein Training immer sehr ernst genommen. Von abgekarteten Kämpfen hielt er nichts. Bei ihm mußten sie dich Gegner ehrlich anstrengen, und es gab nicht viele, die sich rühmen konnten, ihn auf die Matte gelegt zu haben.
    Es passierte während des harten Trainings. »Tiger« gab seinem Partner die Chance, ihn hochzureißen und niederzuwerfen. Er wollte eine neue Griffkombination ausprobieren, drehte sich während des Fallens, war an diesem Tag aber etwas unkonzentriert, und das hatte schlimme Folgen.
    Krachend landete »Tiger« auf der Matte. Sein Körper streckte sich, die Muskeln erschlafften. Der Catcher regte sich nicht mehr.
    Man rief sofort nach dem Sanitäter. Der konnte nicht helfen.
    Panik brach aus. »Tiger« wurde unverzüglich ins Krankenhaus gebracht.
    Blutgerinnsel im Kopf!
    Die Ärzte konnten dem kraftstrotzenden Mann nicht mehr helfen.
    Ganz Gelsenkirchen trauerte um seinen Catcherkönig. Er wurde feierlich zu Grabe getragen. Die Stadt gab ihrem großen Sohn das Letzte Geleit.
    Vor zwei Tagen war das gewesen, und nun lag Herbert »Tiger«
    Ambros unter einem tristen braunen Erdhügel. Man würde ihn nie
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