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0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder

0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder

Titel: 0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder
Autoren: Wir und die Konkurrenz der Mörder
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den Hörer langsam auf die Gabel sinken. In meinem Magen breitete sich ganz langsam eine ekelhafte Übelkeit aus.
    ***
    Die Mordkommission leitete Erik Sentquist, ein FBI-Kollege schwedischer Abstammung. Nachdem er seine Routine-Besichtigung der Örtlichkeit und des Toten vorgenommen hatte, setzte er sich zu mir aufs Sofa.
    Er bot mir eine Zigarette an. Ich nickte dankbar. Es ist kein gutes Gefühl, einen Mann erschossen zu haben, auch nicht, wenn man es in Notwehr tat.
    »Du hattest gar keine andere Wahl, Jerry«, sagte Erik leise. »Die Einschläge zeigen, dass er ein halbes Magazin auf dich abfeuerte.«
    Ich nickte und nahm einen tiefen Zug.
    »Das stimmt. Trotzdem, angenehm ist es nicht.«
    »Natürlich nicht. Erzähl nur, wie es kam!«
    »Hier wohnt Marry Woucester. Das ist eine von den Personen, die gestern Nacht ums Leben gekommen sind, als…«
    Erik unterbrach: »Ich kenne die Geschichte.«
    »Wir sehen uns ihre Wohnung an«, fuhr ich fort, »und wir entdeckten tatsächlich ein paar merkwürdige Dinge. Zum ersten besitzt sie einen Hut, in dem ziemlich geschickt eine Mikrokamera eingebaut ist. Außerdem hängt im Kleiderschrank noch ein sehr elegantes Kleid, das sie anscheinend auch manchmal zum Unterbringen der Mikrokamera benutzt hat. Es gibt eine Stelle, wo die Kamera auf der Innenseite festgesteckt werden kann.«
    »Donnerwetter! Da habt ihr ja eine recht interessante Entdeckung gemacht!«
    »Ja, das denke ich auch. Und dann ist da noch eine merkwürdige Sache. Sie hat einen Stapel Durchschriften von Quittungen, nach denen sie ziemlich beachtliche Beträge, von einem Modehaus in der Fifth Avenue bekommen hat für Modellentwürfe. Hast du schon mal einen Modezeichner gesehen, der keinen Zeichenblock, keinen einzigen Farbstift, keine Farben, rein nichts zum Zeichnen hat?«
    »Es wird ja immer mysteriöser!«
    »Ja. Wir waren gerade so weit mit unserer Durchsuchung gekommen, als wir beschlossen abzubrechen und erst einmal bei dem Modehaus nachzuforschen. Wir wollten die Wohnung gerade verlassen, da hörten wir draußen auf der Galerie die Schritte dieses Mannes. Phil ging hinter dem Kleiderschrank, ich hinter der Couch in Deckung. Der Kerl kam leise hereingeschlichen. Als er mitten in der Bude stand, musste ich niesen. Da knallte er sofort los. Er fragte nichts, er sagte nichts, er schoss einfach.«
    Erik runzelte die Stirn.
    »Seltsame Gebräuche«, murmelte er. »Selbst ein notorischer Gangster sieht sich doch erst einmal die Leute an, bevor er sich zum Gebrauch der Waffe entschließt. Ganz eigenartig. Kennst du denn den Mann?«
    Ich drückte meine Zigarette aus und ging zu dem Toten. Lange Zeit sah ich ihn an. Phil stand neben mir und starrte wie ich regungslos auf das Gesicht des Toten.
    »No, Erik«, sagte ich nach einer Weile. »Ich habe den Mann noch nie gesehen.«
    »Okay. Dann wollen wir sehen, ob er Papiere bei sich hat. Seid ihr fertig mit Fotografieren?«
    Ein paar Kollegen von der Mordkommission nickten, während sie über ihre Skizzen gebeugt waren, um die Tatortskizze mit allen Entfernungen und Spuren anzufertigen.
    Erik kniete nieder und räumte die Taschen des Toten aus. Ein Auto- und ein anderer Schlüssel kamen zum Vorschein. Eine Zigarettenpackung, Marke Chesterfield. Ein Reklame-Päckchen Streichhölzer. Ein gebrauchtes, ein sauberes Taschentuch. Ein winziges Taschenmesser. Und zuletzt die Brieftasche.
    Wir setzten uns wieder auf die Couch. Erik räumte die Brieftasche aus. Ein Kraftfahrzeugschein von einem Mercury des Vorjahres. Ein Führerschein, ausgestellt auf den Namen Reynold McLean in Denver, Colorado. Dazu zwei quittierte Rechnungen der beiden vergangenen Wochen von der Pension Happy Life, 212, East 40th Avenue. Und 368 Dollar, vorwiegend in kleinen Noten.
    Erik klappte die Brieftasche zu.
    »Bis vorgestern war dieser Mann jedenfalls noch in Denver«, sagte er. »Denn vorgestern hat er dort seine letzte Pensionsrechnung bezahlt.«
    Ich nickte.
    »Und in der gestrigen Nacht«, sagte ich langsam, »wollte Marry Woucester nach Denver. Dabei wurde sie mit fünfundzwanzig anderen Leuten umgebracht. Interessant, nicht wahr?«
    ***
    Der erste Eindruck kann täuschen. Das Modehaus Parisienne sah von außen sehr klein aus. Es besaß ein einziges Schaufenster neben dem Ladeneingang, und in diesem Fenster stand eine einzige Puppe mit einem Kleid, das allerdings sehr danach aussah, als könnten es sich nur die Wall-Street-Millionäre leisten, so etwas zu kaufen. Aber als wir den Laden
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