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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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ich Sam Stone, der als Bereitschaftsleiter Dienst tat.
    »Die jungen Krachmacher? Wir haben sie in den Gemeinschaftsraum gesteckt. Dort ruhen sie sich von ihren Leistungen aus. Mr. High hat angeordnet, daß sie morgen früh entlassen werden.«
    »Morgen früh erst?«
    »Na, klar! Wir können die Kinder doch nicht in die Nacht hinausjagen!« spottete Sam. Er nahm die Schlüssel und fuhr mit uns hinunter zu den Arrestzellen.
    »Ich wollte eigentlich einen von ihnen heimschicken«, sagte ich-Sam nickte. »Kannst du machen, Jerry. Der Chef hat gesagt, wenn sich Angehörige melden, sollen wir ihnen die Sprößlinge mitgeben. Du giltst eben als sein Vatej: oder po!«
    »Möchte mich schön bedanken. Wenn ich einen Sohn hätte…«
    Sam schloß klirrend die Tür zu der Gemeinschaftszelle auf. Im plötzlichen Lichtschein räkelten sich etliche junge Burschen, gähnten und rieben sich die Augen. Einer maulte verdrossen: »Hat man denn hier überhaupt keine Ruhe? Das sind ja Methoden wie vor dem Bürgerkrieg! Ich will endlich schlafen!« Ich faßte den kleinen Empörer ins Äuge. Dann sagte ich:
    »Giacomo! Steh auf und komm heraus!«
    Von der letzten Pritsche erhob sich ein junger Mann mit brauner Haut und pechschwarzen Haaren. Er war ordentlich gekleidet, wenn er auch unter dem Wasser und der Haft etwas gelitten hatte. Eine Decke faltete er sorgsam zusammen, dann marschierte er auf uns zu und durch die Tür hinaus, mit fest zusammengebissenen Lippen. Während Sam die Tür abschloß, führten Phil und ich den Jungen in ein kleines Nebenzimmer, weil es uns zu beschwerlich schien, für die kurze Vernehmung extra in unsere Diensträume hinaufzufahren. Aber an der Tür blieb der Junge stehen und blickte uns an. Seine Kiefermuskeln spannten sich, so biß er die Zähne zusammen.
    »Bitte«, stieß er endlich hervor, »machen Sie’s kurz! Ich will alles sagen — aber schlagen Sie mich nicht! Bitte!« Phil und ich traten vor Verwunderung einen Schritt zurück. Dem Jungen mochte es scheinen, als nähmen wir Anlauf zu irgendwelchen Ausschreitungen, denn Blässe überzog sein braunes Ge- ’ sicht.
    »Nun sag mal«, schnaufte Phil, »wie kommst du denn auf so einen haarsträubenden Quatsch?«
    Der Junge glaubte ihm nicht. Phil mußte noch einmal fragen, ehe Giacomo hervorpreßte: »Wozu wird man denn sonst nachts aus der Zelle geholt?« Ich konnte nur den Kopf schütteln über eine so blühende Phantasie. Aber dann kam mir ein anderer Gedanke: »Seit wann bist du in den Vereinigten Staaten, Giacomo?« fragte ich.
    »Seit Mai«, sagte er tonlos, als wollte er sagen: das wißt ihr ja doch längst! »Na, ja«, nickte ich. »Italiener, wie?«
    »Ja. Von Geburt. Aber dann…«
    »Schön. Das' geht uns nichts an. Du solltest dir jedenfalls eins merken: so etwas gibt es bei uns nicht! Hier wird nicht geschlagen! Wir haben dich lediglich herausgeholt, weil jemand nach dir gefragt hat und gern möchte, daß du nicht noch länger in Haft bleiben mußt.«
    Seine Augen bekamen einen schwachen Glanz.
    »Dazu ist nur noch nötig, daß du uns kurz erzählst, wie das heute nachmittag alles vor sich gegangen ist und wie du in den Auflauf hineingerietest. Aber mach’s kurz.«
    Wir setzten uns an den Tisch und winkten ihm zu. Zögernd nahm er uns gegenüber Platz und berichtete stockend die gleiche Geschichte wie Cecil Barton vor wenigen Stunden in meinem Wagen.
    Phil hörte skeptisch zu, aber ich beruhigte ihn: »Deckt sich mit der anderen Aussage. Er kann gehen, denke ich.«
    Giacomo Laudi erhob sich und konnte noch nicht so recht daran glauben, daß er frei war. Ich ging noch mit ihm bis zum Tor, und er schien mir noch immer nicht zu trauen.
    »Giacomo«, sagte ich am Tor, »wegen etwas Krawall auf der Straße wird bei uns noch niemand eingesperrt. Aber heute nachmittag ist dabei ein Polizist ermordet worden, und man hat einen alten Mann überfallen, zusammengeschlagen und ausgeraubt. Das macht die Sache für uns so ernst, und deshalb wurden Leute festgenommen.« Er nickte stumm und schien nun langsam zu begreifen.
    »Ich habe mit Cecil Barton gesprochen«, fuhr ich fort. Giacomo blickte auf. »Sie hat mir so halb und halb zugesagt, daß sie mir Nachricht gibt, wenn sie irgend etwas über diesen Fall hört. Vielleicht machst du mit, Giacomo. Als Junge in deinem Alter hört man manches. Versuch um Himmels willen nicht, etwas auf eigene Faust zu unternehmen, aber sag mir von allem Bescheid.«
    Er überlegte ein Weilchen, und dann nickte er
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