Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0157 - Die Hexe und der Höllensohn

0157 - Die Hexe und der Höllensohn

Titel: 0157 - Die Hexe und der Höllensohn
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
unterschätzt.
    Und er hatte das Amulett nicht in seinen Besitz bringen können.
    Der dunkle Magier war außer sich vor Wut. Nie zuvor war es ihm passiert, daß er zweimal hintereinander versagt hatte. Es war einfach unglaublich.
    »Zamorra«, zischte er. Den Namen seines Gegners hatte er dem Bewußtsein der Frau entnommen. »Ich werde dich vernichten, so wahr ich Ashorro bin!«
    Dann glitt er weiter über das freie Gelände.
    Die Lichter der Stadt lockten ihn. Er mußte eine feste Basis einrichten, aus der heraus er operieren konnte. Er benötigte den Körper eines Menschen, um auch im Tageslicht aktiv werden zu können, zu jener Zeit, in der die Weiße Magie triumphierte.
    Wie ein Schatten bewegte sich die finstere Gestalt und verschwand kurz darauf zwischen den ersten Häusern. Niemand bemerkte, wie er die Straßen entlang huschte, einem Ziel entgegen, das niemand außer ihm kannte.
    Bald schon würde der dunkle Magier einen neuen Körper benutzen. Denn das, was er jetzt war - war nicht mehr als ein körperloser Schatten…
    Aber ein Schatten, dessen Macht ungeheuer groß war…!
    ***
    Das Mädchen mit dem schulterlangen, braunroten Haar stieß die Tür der Gastwirtschaft auf. Stimmengewirr tönte ihr entgegen. Die Stube war gut gefüllt, irgendwo im Hintergrund scharte sich ein Grüppchen um einen Billardtisch. Bekannte Gesichter. »Hallo!« - »Selber Hallo…«
    Sie bestellte ein Getränk und ließ sich an einem Ecktisch nieder. Bedächtig nippte sie an dem Gebräu und überlegte.
    Genaugenommen war es eine Kateridee gewesen, bis hinaus zum Friedhof zu gehen. Was hatte sie dort gewollt? Noch dazu allein.
    »Quatsch«, murmelte sie.
    Es war das erste Mal, daß sie einen solchen Blödsinn unternommen hatte, noch dazu einen gefährlichen Blödsinn. Es war ein weiter Weg bis zum Friedhof, wenn man zu Fuß ging.
    Oder… hatte sie jemand gelenkt?
    Jemand, der wollte, daß sie Zeugin der Rückkehr des dunklen Magiers wurde? Jemand, der wollte, daß ein anderer erfuhr, daß Ashorro wieder da war?
    Jemand setzte sich neben sie. »Kummer?« fragte er. »Du siehst so bedröppelt aus.«
    Sie blickte auf.
    »Hallo, Claus«, murmelte sie. »Ich habe eine schreckliche Begegnung gehabt.«
    Der schlaksige Bursche grinste. »Sag schon«, verlangte er. »Du bist Django begegnet, ja?«
    »Nicht ganz so schlimm«, murmelte sie. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Weißt du denn nicht, daß ich der berühmteste Seelentröster weit und breit bin?« fragte er schmunzelnd und legte eine Hand um ihre Schulter. Sie entzog sich dem Griff mit einer raschen Bewegung.
    »Claus, laß mich heute in Ruhe«, verlangte sie.
    »Keiner liebt mich«, maulte der Student. »Nicht einmal du. Das ist unfair.«
    Sie gewährte ihm ein aufregendes Blinzeln. »Komm, Junge, ich bin heute nicht zu tiefschürfenden Unterhaltungen aufgelegt. Laß mich in Ruhe.«
    Claus hob die Schultern. »Na gut«, bemerkte er. »Wer nicht will, der hat schon.« Er erhob sich wieder und wandte sich ab. Im Gehen hörte er sie einen Namen flüstern. Er hatte diesen Namen nie zuvor gehört, dennoch elektrisierte er ihn förmlich. Der Klang peitschte ihn auf und weckte etwas in ihm.
    Ashorro, hatte Babsy gemurmelt.
    ***
    Ich werde dich vernichten, so wahr ich Ashorro bin!
    Wie ein Hammerschlag gellte der Gedankenstrahl durch Zamorras Bewußtsein. Der Professor fuhr zusammen.
    Ashorro hatte sich auf magischem Weg bei ihm gemeldet, ihm gedroht!
    Wer bist du? fragte Zamorra. Doch sein unbekannter Feind antwortete nicht. Ashorro schwieg sich aus. Nicole hatte behauptet, es gehe dem Dämon um das Amulett.
    Doch kein schwarzblütiger vermochte die silberne Scheibe auch nur zu berühren. Früher einmal vielleicht - damals, als es noch Leonardo de Montagne gehörte, Zamorras unseligem Vorfahr, den der Teufel geholt hatte. Leonardo hatte seine Seele dem Bösen verschrieben und das Amulett für dunkle Handlungen eingesetzt. Aber es hatte ihm nicht zu helfen vermocht, als der Dämon seinen Lohn forderte: Die Seele des Verfluchten.
    Es mußte ein mächtiger Dämon gewesen sein. Zamorra hatte Leonardo persönlich kennengelernt. Anläßlich seiner unfreiwilligen Zeitreise in das Jerusalem zur Zeit des ersten Kreuzzuges war er ihm begegnet. Wer den Montagne hereinlegen wollte, mußte schon sehr früh aufstehen. Und doch war es dem Dämon gelungen. Leonardo hatte sich nicht aus dem höllischen Pakt befreien können.
    Damals allerdings wäre es möglich gewesen, daß ein Schwarzblütiger das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher