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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet
Autoren: Martin Eisele
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Anblick. Er war erst vor einigen Jahren modernisiert und zu einem Segelhafen ausgebaut worden.
    In dem schwarzen Themse-Wasser dümpelten Einmaster und kleinere Motorkähne. Düstere, auf die Wasserfläche geduckte Schatten.
    Edward Manning hielt auf das Kai zu.
    Und dort vorne blitzte jetzt ein roter Lichtpunkt auf. Noch einmal.
    Ein Signal.
    Bon Forrester hielt den Atem an.
    Also doch. Hier lief eine Schweinerei ab. Anständige Menschen hatten es nicht nötig, nachts hier herumzuschleichen.
    Bon Forrester tippte jetzt ziemlich überzeugt auf Rauschgifthandel. Kokain war gefragt, die Nachfrage größer als das Angebot: eine Geldquelle.
    Am Kai tauchten Schatten auf. Drei Männer. Wieder blitzte kurz das Licht einer Taschenlampe auf.
    Stimmengemurmel.
    Dann waren die Männer verschwunden, und mit ihnen Edward Manning.
    Bon Forrester hielt es nicht mehr aus. Er mußte näher herankommen, mußte Einzelheiten mitbekommen.
    Er eilte los. Fünf Schritte, dann kam eine freie Fläche. Ohne jede Deckung.
    Es war ein Risiko, das war ihm klar. Aber er ging es ein. Für Sarah, wie er sich insgeheim sagte. Vielleicht konnte er sie zurückerobern, wenn er ihr die Augen öffnete und ihr klarmachte, mit was für schmutzigen Geschäften Manning sein Geld machte.
    Er hielt seine Augen starr auf die Stelle gerichtet, an der vorhin das Lichtsignal aufgeblitzt war.
    Nichts rührte sich dort.
    Überlaut war das satte Platschen des Wassers zu hören, das sich am Kai brach.
    Das waren die einzigen Geräusche.
    Bon Forrester erreichte den Kai ungehindert. In der Tiefe glitzerte das schmutzige Themse-Wasser. Die Schiffe schaukelten träge darauf.
    Auf irgend einem davon mußten Manning und seine Geschäftspartner stecken.
    »Verdammt!« entfuhr es Bon Forrester. Er hätte doch dichter dranbleiben sollen.
    Er war plötzlich unschlüssig. Was sollte er jetzt tun? Eine Suche erschien aussichtslos. Es gab zu viele Unterschlupfmöglichkeiten.
    Und nirgends ein Licht, das die Kerle verraten hätte.
    Es waren Profis. Natürlich.
    Hart traten seine Wangenmuskeln vor. Bon Forrester ärgerte sich.
    Die Bullen. Vielleicht sollte er die Bullen alarmieren…
    Aber wenn sich alles als harmlos herausstellte, dann saß er in der Klemme.
    Nein, es mußte anders gehen.
    Er schritt am Kai entlang. Dann sah er die Leiter, die zum Wasser hinunterführte. Dort lag eine kleine, schnittige Yacht. Die Takelage war vertäut. Alles war dunkel und ruhig und friedlich.
    Daneben reihten sich weitere Boote, lange Nachen, Kähne, Yachten. Ein Gewirr von Masten und Stricken ragte empor. Ein richtiger Wald, fand Bon Forrester. Die Dunkelheit hatte ihren Schleier darübergelegt und ließ alles unwirklich erscheinen.
    Er nahm die Leiter in Angriff und kletterte hinunter. Vorsichtig setzte er seinen rechten Fuß auf das Deck der Yacht.
    Unwillkürlich erwartete er, daß etwas geschah.
    Aber es geschah nichts.
    Gott, auf was ließ er sich da bloß ein? – Er war nicht einmal bewaffnet. Wenn ihn die Kerle entdeckten…
    Er knirschte mit den Zähnen.
    Zurück konnte und wollte er jetzt nicht mehr. Diese Sache ging ihn und Manning ganz persönlich an.
    Er wollte es dem Schönling zeigen.
    Der Haß war in diesem Augenblick eine starke – und tödliche – Triebfeder.
    Bon Forrester huschte über Deck. Kein Laut war zu hören. Er blieb stehen, lauschte mit angehaltenem Atem. Sein Herz hämmerte ihm hoch in den Ohren.
    Nichts.
    Also weiter.
    Mit einem geschmeidigen Satz erreichte er das Deck des rechterhand ankernden Schiffs. Sein Atem ging ruhig. Er war die körperliche Betätigung gewöhnt, so etwas strengte ihn nicht an.
    Sanft dümpelte das Schiff im Wasser. Es roch streng nach nassem Holz und Zigarettenrauch.
    Eine Spur?
    Er glaubte es selbst nicht so recht. Aber er war jetzt festentschlossen, nicht eher Ruhe zu geben, als bis er Manning gefunden hatte. Er mußte hier irgendwo stecken. Er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben, verdammt noch mal!
    Weiter!
    Das nächste Boot. Es war groß, ein Lastkahn, wie er hierher eigentlich gar nicht paßte.
    Bon Forresters Nackenhärchen stellten sich auf. So lautlos wie möglich glitt er über Deck. Beinahe wäre er über eine Taurolle gestolpert. Aber in letzter Sekunde hatte er sie noch gesehen. Seine Augen hatten sich total an die Finsternis gewöhnt. Mit ausgestreckter Linker glitt er weiter. Die Deckaufbauten. Der Niedergang zu den Kajüten.
    Seine Kopfhaut spannte sich an. Bon Forresters Augen verengten sich zu schmalen
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