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015 - Die Augen des Dr. Schock

015 - Die Augen des Dr. Schock

Titel: 015 - Die Augen des Dr. Schock
Autoren: A.F.Morland
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Beil, der es auf neun Opfer gebracht hatte. Warren Kidder, der Frauenmörder, der im Keller seines Hauses ein Schafott aufgebaut und dreizehn Frauen damit geköpft hatte. Neben ihm standen seine beiden brutalen Helfer. Ich sah das Schafott, auf dem eine verzweifelt schreiende Frau lag, während Kidder grausam grinsend nach dem Hebel griff, der das Fallbeil auslöste…
    Mein Magen krampfte sich zusammen, und genau das wollte Martin Brock mit diesen Darstellungen erreichen.
    Ich erinnerte mich noch an die Headlines der Presse, als Brock dieses Etablissement eröffnete. Die Reporter warnten die Leute. Nur wer starke Nerven habe, solle sich das ansehen.
    Mit diesen Berichten erreichten sie abergerade das Gegenteil. Es kamen alle. Und einige fielen um, weil’s einfach zuviel für sie war.
    Es stimmte, was man sagte: Auch ich hatte den Eindruck, diese Figuren könnten jeden Moment zu leben anfangen. Brock war unbestritten ein Künstler. Mir wäre aber wohler gewesen, wenn er den Realismus nicht gar so perfekt in Szene gesetzt hätte.
    Mein Blick streifte durch den Raum, über leblose Wachsgesichter. Wir hofften alle drei, Esram Bannon zu entdecken.
    Es gab für ihn hier viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Er konnte sich in eine Szene hineinstellen und sich unbeweglich präsentieren, dann bestand für ihn die Chance, daß wir ihn übersahen.
    Wir fächerten auseinander und durchkämmten den Saal.
    Ich näherte mich einer Figur, bei deren Anblick mich tiefer Abscheu packte: Melvin McGuane – genannt Dr. Schock.
    Man sagte ihm nach, er wäre ein Teufel in Menschengestalt gewesen. Man bezichtigte ihn der Hexerei, und es hieß, er könne mit den Augen töten, und irgendwie stimmte das auch.
    Er brachte viele Menschen um, ohne sie zu berühren. Aus seinen Augen schossen keine Blitze und keine Dolche. Er starrte seine Opfer nur an, und sie waren verloren.
    Seine Augen waren ein grausames Mordwerkzeug gewesen.
    Die Augen des Dr. Schock!
    Wer sie sah, war verloren…
    Ich blieb vor dem schrecklichen Mörder stehen. Ein unbeschreibliches Gefühl beschlich mich. Ich hatte den Eindruck, satanisches Leben würde diese reglose Figur durchpulsen. Mein Blick turnte an ihm hoch und erreichte sein Gesicht mitdem Kinnbart. Und plötzlich gab es mir einen Stich, denn Dr. Schock hatte keine Augen mehr.
    Jemand schien sie ihm gestohlen zu haben.
    ***
    Harry Dean erreichte eine Tür, über der ein Schild hing, auf dem stand: Wollen Sie den Henker von London bei der Arbeit sehen? Dann treten Sie ein.
    Und Dean trat ein. Er drehte den Türknauf, öffnete die Tür, ließ sie offen und gelangte in einen kleinen Raum. Er war nicht neugierig auf den Henker von London, sondern suchte hier drinnen Esram Bannon.
    Vor ihm ragte ein klotziger Galgen auf. Ein Mann stand auf der Falltür. Todesangst spiegelte sich in seinem starren Gesicht. Martin Brock war ein wahrer Meister seines Handwerks, ein Künstler, der jede Gefühlsnuance hervorragend herauszuarbeiten verstand.
    Der Delinquent erweckte den Eindruck, unschuldig zu sein, und auf einer Tafel stand auch, daß dieser bedauernswerte Mann einem Justizirrtum zum Opfer gefallen war.
    Gefühllos war der Henker von London soeben dabei, dem Delinquenten die Schlinge um den Hals zu legen. Gnade durfte von ihm keiner erwarten, denn er war der Ansicht, daß alle, die er in die Hände bekam, den Tod verdienten.
    Daß er einen Unschuldigen aufknüpfte, schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Er erweckte den Eindruck, von der Rechtschaffenheit seiner Arbeit überzeugt zu sein.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn!
    Das Gericht hatte ein Todesurteil gefällt, und die Aufgabe des Henkers war es, es zu vollstrecken.
    Harry Dean schauderte.
    Ihm fiel nicht auf, daß sich die Tür hinter ihm ganz langsam bewegte. Fasziniert betrachtete er die Galgenszene, und er litt mit dem Mann, der sein Leben verlieren sollte, ohne Schuld auf sich geladen zu haben.
    Ein leises metallisches Schnappen drang an sein Ohr und alarmierte ihn. Er drehte sich erschrocken um und stellte fest, daß die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war.
    Sofort brachte er Esram Bannon damit in Verbindung.
    Tony Ballard und Mr. Silver waren davon überzeugt, daß Bannon so gut wie nichts unmöglich war. Demnach vermochte er auch diese Tür zu schließen, ohne dabei selbst in Erscheinung zu treten.
    Harry Deans Herz schlug sofort schneller.
    Er wollte auf die Tür zueilen.
    Da prallte er zurück, denn plötzlich hingen vor ihm große grausame Augen in der
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