Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
längst im Transmitter verschwunden. In dieser Welt hatte Zamorra jetzt nichts mehr zu tun. Die Bewohner mußten selbst zusehen, wie sie mit der neuen, veränderten Situation fertigwurden. Vielleicht hatte die Stadt nach diesem neuerlichen Schlag gegen die herrschende Schicht eine Chance, zu normalem Leben zurückzukehren.
    »Was hast du vor?« keuchte Nicole.
    Zamorra antwortete nicht. Ihm blieb keine Zeit mehr. Das Weltentor flackerte schon gefährlich, konnte jeden Moment zusammenbrechen.
    Mit einem weiten Hechtsprung schnellte der Professor sich ab. Nicole folgte ihm auf dem Fuße. Gemeinsam rasten sie durch den Transmitter, durch das Tor in eine andere Dimension…
    Und da war noch ein Faktor, den niemand bedacht hatte Die Welt der Stadt blieb hinter ihnen zurück - und gleichzeitig vor ihnen -
    - tausend Jahre!
    ***
    Tognien war verwirrt.
    Zu rasch war der Ruf gekommen, der ihn zu neuer Aktivität antrieb. Es war eine nicht unerhebliche Überraschung. Denn Tognien war es nicht gewohnt, innerhalb solch kurzer Zeitabstände zu neuer Tätigkeit gezwungen zu werden. Dennoch konnte er sich dem Ruf nicht enziehen.
    Von den grellen, fast panischen Impulsen aufgeschreckt und aufgepeitscht, begann Tognien, seine Aktivitäten wieder aufzunehmen. Er errichtete von Neuem das Weltentor, die Verbindung zwischen zwei Dimensionen.
    Doch in der unglaublichen Eile und durch den Mangel an Konzentration, den die Verwirrung in ihm hervorrief, unterlief ihm ein Fehler. Ein Fehler, den auch die Priesterin des Blutes in ihrer Angst nicht bemerkte. Denn im Gegensatz zu ihrer sonstigen Gepflogenheit überprüfte sie diesmal die Verbindung in eine andere Welt nicht.
    Sie sprang hindurch, und ihre Geschöpfe folgten ihr.
    Dabei wäre Togniens Fehler so leicht zu erkennen gewesen. Er hatte sich lediglich in einem einzigen Faktor geirrt - in der Zeit.
    Um rund tausend Jahre …
    ***
    Vor ihnen erstreckte sich das Loire-Tal!
    Zamorra und Nicole hielten den Atem an. Hand in Hand standen sie da, Zamorra das Schwert in der Rechten, Nicole ihres in der Linken, und starrten hinaus ins Freie.
    Sie befanden sich im Schädelfelsen. Dessen Mund war geöffnet und ließ sie zwischen den Zähnen hindurch ins Freie sehen.
    Sie erkannten das Tal sofort. Es war zu charakteristisch in seinen Merkmalen. Unten schimmerte das silberblaue Band des Flusses, der sich durch das Tal schlängelte. Die Berghänge ringsum wiesen einen leicht grünlichbraunen Schein auf.
    Der Vollmond stand am Himmel, dennoch war es in der Umgebung des Schädelfelsens fast taghell. Fast ironisch klang es, als Zamorra aus Schillers »Wallenstein« zitierte: »Nacht muß es sein, wenn Friedlands Sterne strahlen…«
    Und Sterne strahlten am Himmel!
    Nacht über dem Lorie-Tal!
    »Der Traum«, flüsterte Nicole und löste ihre Hand aus der des geliebten Gefährten. »Der Traum! Der Traum…«
    Zamorra wußte, was sie meinte, ohne zu fragen. Auch er sah es nur zu deutlich vor sich.
    Nicole hatte den Traum, die Szene, aus einer anderen Perspektive erlebt. Jetzt sahen sie beide das Geschehen von der anderen Seite.
    Draußen - im Freien vor dem schädelförmigen Felsen - stand die Vampirfrau mit ihrer prachtvollen roten Haarfülle und im durchscheinend weißen Gewand. Auch jetzt, in der gespenstischen Beleuchtung, war jede Kontur ihres Körpers zu erkennen, als wäre sie nackt. Doch ihr Körper übte auf Zamorra keinen Reiz aus. Etwas anderes hatte ihn in seinen Bann geschlagen - das Geschehen selbst!
    Auf der Schulter der Frau kauerte ein riesiger schwarzer Rabe - oder war es eine Fledermaus? Fast schien es so. Ein Zwitterwesen vielleicht…
    Und vor der Frau jagte die wilde Meute der Alptraumwesen den Hang hinunter, auf das Dorf im Tal zu, das direkt an der Loire lag.
    Feurs!
    Aber… war Feurs nicht eine große Stadt?
    Lautlos klang in Zamorra, dem Zweifler, eine Stimme auf.
    Tausend Jahre sind wie ein Tag, Meister des Übersinnlichen!
    Unwillkürlich zuckte der solcherart angesprochene Parapsychologe zusammen. Woher war die Stimme gekommen, in der leiser Spott mitschwang? Hatte sie nicht wie die Stimme Merlins geklungen, der aus dem Feenreich Avalon kommen sollte und König Arthurs Ziehvater gewesen war, wenn die Fama nicht trog?
    Merlins Stern!
    Das Amulett hatte zu ihm gesprochen!
    Tausend Jahre sind wie ein Tag!
    In tausendjähriger Vergangenheit befanden sie sich, und vor tausend Jahren war Feurs ein kleines Dorf gewesen! Das Weltentor hatte sie in ihre Dimension zurückgebracht, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher