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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn
Autoren: Walter Appel
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hatte, erblickte ihn zuerst.
    Der Marabut schritt rüstig heran, obwohl er nicht mehr jung sein konnte. Er sah aus wie eine biblische Gestalt aus dem Alten Testament. Er benutzte einen Hirtenstab, der länger war als er selbst.
    Unter dem Rezza, dem Baumwollturban, fiel ihm das graubraune Haar lang über die Schultern. Ibn Osmans Bart wallte bis auf die Brust. Der Marabut kleidete sich in ein Gewand aus Kamelhaaren, an seinem Gürtel hingen ein paar Ledertaschen.
    Als er vor ihm stand, sah Zamorra, daß der Marabut mittelgroß, aber ungemein breitschultrig und starkknochig war. Sein Gesicht mit den breiten Backenknochen entstellten häßliche Pockennarben.
    Aber seine dunklen Augen waren so klar und so tief wie zwei Bergseen. Zamorra hatte sofort den Eindruck, daß hier ein Mensch vor ihm stand, der viel erlebt und erlitten hatte, bevor er endlich seinen inneren Frieden fand.
    »Salam«, grüßte Zamorra den Einsiedler.
    Der Marabut war nicht erbaut, gleich vier Fremde bei seiner Einsiedelei vorzufinden. Zuerst wollte er überhaupt nicht mit ihnen sprechen. Aber als Zamorra ihm sagte, weshalb sie ihn aufgesucht hatten, änderte sich das sofort.
    »Wie kannst du glauben, daß du vermagst den Sohn der Hölle zu vernichten, du Erbärmlicher?« fragte Ibn Osman schroff in gut verständlichem Französisch. »Seit vielen Jahrhunderten treibt der Karawanenfresser sein Unwesen. Niemand konnte ihn je besiegen. Große Helden und heilige, gelehrte Männer versuchten es, doch alles war vergebens. Du mußt wahnsinnig sein, dich mit dem großen Dschinn messen zu wollen. Das kann nur Unheil bringen.«
    »Ich besitze einen magischen Talisman und habe viel Erfahrung im Kampf mit Dämonen und den Mächten des Bösen gesammelt«, antwortete Zamorra. »Es war kein leichtsinniger Entschluß, mich gegen den Sohn der Hölle zu stellen. Ich kenne sogar seinen Ursprung.«
    »Zeig mir den Talisman.«
    Zamorra holte sein Amulett hervor und gab es Ibn Osman. Der Marabut nahm es in die Hand und schloß die Augen. Ein Zittern lief durch seinen Körper.
    »Dieses Amulett hat eine starke Baraka«, sagte er dann. »Ich fühle es. Doch bevor ich euch einen Weg weise, an den Dämon heranzugelangen, muß ich erst mehr über euch wissen. Bleibt hier bei mir. Zu einem Mahl kann ich euch leider nicht einladen, meine Mittel sind äußerst bescheiden.«
    »Wir haben unsere eigenen Vorräte mitgebracht«, antwortete Zamorra. »Deine Gastfreundschaft nehmen wir dankend an, Hadji Ibn Osman.«
    Als die Sonne sank, verzehrte Ibn Osman eine einfache Mahlzeit von Datteln und getrockneten Heuschrecken. Dazu trank er klares Quellwasser. Zamorra, Nicole, Bill und Roger labten sich an ihren Vorräten.
    Nach dem Essen saßen sie noch lange zusammen und unterhielten sich über den Dämon Dschafar al Kharum und Zamorras Pläne. Ibn Osman wußte über das Wirken des Schrecklichen gut Bescheid. Er ließ durchblicken, daß es einen Weg gab, in das Reich des Sohnes der Hölle zu gelangen.
    Und daß er ihn kannte.
    »Schloß Foggora träumt über den Abgründen des kosmischen Grauens«, erzählte Ibn Osman. »Nur manchmal, wenn der Karawanenfresser neue Opfer sucht, taucht das Horror-Schloß als dämonische Fata Morgana im Diesseits auf. Seit vielen Jahrhunderten ist der Dämon gefürchtet. Aber da die Einheimischen es strikt vermeiden, seinen Namen zu nennen und über ihn zu reden, wurde außerhalb dieser Gegend so gut wie nichts über ihn bekannt.«
    Der Marabut hörte mit Schrecken von der kosmischen Urzeitkatastrophe, bei der eine mächtige dämonische Wesenheit zertrümmert worden war. Zwei ihrer Bruchstücke waren nach Äonen über Zeiten und Dimensionen hinweg auf die Erde gelangt.
    »Allah, walah, talah«, sagte er. »Wie kann ein bescheidener Mensch solchen Mächten trotzen? Aber Allah ist groß, Allah ist mächtig und Allah hilft!«
    Zamorra lag die Religiosität der Mohammedaner fern, die fast sämtliche Bereiche des Lebens förmlich durchtränkte.
    Er verabschiedete sich von Ibn Osman.
    »Wir kehren zu unserem Wagen zurück und übernachten dort in den Schlafsäcken«, sagte er. »Morgen unterhalten wir uns weiter.«
    Ibn Osman hatte noch keine Entscheidung getroffen, ob er Zamorra und seinen Gefährten beistehen wollte. Die Liebe Roger Marais’ zu Hadda bent Fatima und deren Schicksal rührten ihn. Aber er wollte noch Verschiedenes bedenken.
    Es war kalt, als die vier Gefährten zum Ford Bronco zurückmarschierten. Ein kalter Wind blies über die Steinwüste hin
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