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0136 - Clan der Vampire

0136 - Clan der Vampire

Titel: 0136 - Clan der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vauxhall Royale mit zwei Insaßen. Auffällig waren allenfalls die hohe Funkantenne auf dem Dach des Vauxhall und die fast schwarz getönten Scheiben. Einige Passanten wunderten sich darüber, daß der Fahrer noch in der Lage war, etwas zu sehen.
    »Sie sind Narren«, sagte einer der beiden Insassen ruhig. Seine Stimme klang irgendwie hohl. Fast lautlos schnurrte das 180-PS-Triebwerk des Wagens.
    Der Fahrer wandte den Kopf. »Dennoch bleiben wir dran. Sie müssen nervös werden. Wir selbst haben nichts zu verlieren, können nur gewinnen, gleich wie.«
    »Dobro«, erwiderte der Beifahrer gelassen. Er streckte beide Arme aus und berührte mit den Fingerspitzen das Armaturenbord des Wagens. Die Fingernägel waren lang und zugespitzt wie Krallen. Die Augen des Mannes glommen rötlich. Der Kragen des Mantels, den er selbst im Fahrzeuginnern trug, war hochgestellt; ein breitrandiger Hut beschattete das Gesicht. Es war, als fürchte der Mann das Licht. Sein Gefährte sah nicht viel anders aus; im Innern des Wagens war es fast finster. Die stark getönten Scheiben ließen kaum Licht durchdringen.
    »Es wird bald Nacht«, sagte der Fahrer.
    Der Landrover wurde langsamer.
    »Er will zum Hotel«, sagte der Beifahrer. Seine Finger krümmten sich leicht. Es sah aus, als schließe ein Raubvogel seine Klauen um ein Opfer.
    »Wenn es Nacht wird, schlagen wir zu. Dann können wir auch den Wagen verlassen.«
    Sie hatten allen Grund, helles Licht zu fürchten. Die Nacht war ihr Element. Sie waren dem Landrover den ganzen Tag über gefolgt. Die drei Japaner waren auf vielen Umwegen nach Birmingham gefahren. Offenbar hatten sie bemerkt, daß sie verfolgt wurden. Und die beiden Männer im Royale hatten sich keine Mühe gegeben, unauffällig zu bleiben.
    Nicht einmal hatten die Japaner versucht, den Royale zu stoppen, auch nicht auf offenem Gelände. Der Wagen mit den nahezu undurchsichtigen Fenstern war ihnen wohl unheimlich. Vielleicht war es auch die Aura des Bösen, die von ihm ausging und auf die Japaner einwirkte, die sie zur Passivität zwang. Einige Male hatten sie wohl versucht, den Vauxhall abzuhängen, doch die starke Maschine des nach Opel-Lizenz gebauten Flaggschiffs hatte sich dem Landrover als ebenbürtig erwiesen.
    Ein zynisches Lächeln huschte über die Züge des Fahrers, als er den schweren Wagen direkt hinter dem Landrover abstoppte. »Tatsächlich«, murmelte er rauh.
    Er sah, wie die drei Japaner hastig den Wagen verließen, und rührte sich ebensowenig wie sein Nebenmann. Die Agenten aus dem Reiche Nippons betraten das Hotel und blieben verschwunden.
    Draußen wurde es dunkel. Im gleichen Maße ließ die Scheibentönung des Vauxhall nach, ließ das Glas transparenter werden. Die beiden Männer warteten und zeigten keine Ungeduld.
    Nur einmal beugte sich der Beifahrer vor und sprach ein paar Worte in ein Mikrofon. Um die Antennenspitze auf dem Wagendach knisterten sekundenlang ein paar Fünkchen. Irgendwo lief jetzt die Meldung ein, daß man in Kürze handeln werde.
    Und dann erschien der Mond am Himmel. Die blasse, leuchtende Scheibe durchbrach mit ihrer Helligkeit die jagenden Wolken.
    Lautlos öffneten sich die Fronttüren des Vauxhall, glitten ebenso lautlos wieder zu. Zwei dunkelgekleidete Männer mit hochgestellten Kragen und tief ins Gesicht gezogenen Hüten eilten davon.
    Der livrierte Mann, der ihnen vom Hoteleingang aus nachsah, glaubte sekundenlang gesehen zu haben, wie sich spitze Eckzähne über die Unterlippe eines der beiden Männer schoben. Aber es war wohl eine Täuschung gewesen.
    Die Dämmerung verschluckte die beiden Unheimlichen.
    ***
    Die Erinnerung durchfloß sie, während sie auf die erleuchteten Häuserreihen zuschritt. Der Regen hatte aufgehört, aber es war dunkel geblieben. Die Nacht brach herein. Ihre superscharfen Augen waren bereits in der Lage, die ersten Sterne am Himmel zu erkennen, wenn die jagenden Wolkenbänke aufrissen.
    Ein kühler Wind fegte über das Land, strich über ihre bloße Haut. Doch sie fror nicht, hatte die entsprechenden Empfindungen einfach abgeblockt. Sie näherte sich der Stadt der Menschen zu Fuß, ging nicht das Risiko einer Teleportation ein. Zu deutlich stand ihr noch im Bewußtsein, in welch Teufels Küche sie ihre zeitlose Ortsversetzung bei der Flucht aus der Höhle gebracht hatte. Sie hatte nicht bedacht, daß es draußen längst Tag war. Damals waren die Veränderungen in ihr nicht weit genug fortgeschritten. Das Tageslicht hatte sie niedergestreckt,
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