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0135 - Der Moloch

0135 - Der Moloch

Titel: 0135 - Der Moloch
Autoren: Jason Dark
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gab es eine Ampel. Sie zeigte noch Rot, sprang aber auf Gelb über und wechselte schnell zu Grün hin. Drei wartende Wagen setzten sich in Bewegung.
    Und auch der Leichenwagen beschleunigte.
    Shao und Jane hörten das Aufheulen des Motors. Plötzlich wurde das schwarze Fahrzeug schnell.
    »Er will uns überholen!« rief Shao.
    Der wollte das nicht nur, sondern tat es.
    Auf einmal war er rechts neben ihnen. Ein dunkler, huschender Schatten, schnell – und vorbei.
    Jane hatte unwillkürlich das Bremspedal berührt, damit sie den Wagen passieren lassen konnte. Er schaffte es auch noch, die Grünphase der Ampel zu erwischen, und bog nach rechts in die Chelsea Bridge Road ein. Dann war er nicht mehr zu sehen.
    Beide Frauen atmeten auf.
    Jane sah den feinen Schweißfilm auf Shaos Stirn. Auch ihr ging es nicht besser. Die Verfolgung hatte die beiden Frauen ziemlich genervt.
    Sie atmeten auf.
    »Endlich«, sagte die Detektivin. Sie stoppte am weißen Strich. »So eine Verfolgung kann einem schon auf die Nerven gehen.«
    »Und wenn es ein Leichenwagen ist, noch mehr«, meinte Shao.
    Die Detektivin nickte.
    »Hast du wenigstens die Nummer?« erkundigte sich die Chinesin.
    »Ja, die habe ich mir gemerkt.«
    Shao griff zur Handtasche und holte einen Zettel hervor. »Ich schreibe sie lieber auf.«
    Jane Collins diktierte. Als sie damit fertig war, sprang die Ampel um.
    Grün!
    Sie bogen auf die breite Chelsea Bridge Road ein und sahen linker Hand die Gebäude des Chelsea Royal Hospitals liegen, die von einem großen Park umgeben waren. Weiter vorn schimmerte durch den herbstlichen Dunst das Gestänge der Brücke, unter deren Träger sich die Fluten der Themse wälzten.
    Sie kamen glatt zum anderen Ufer hinüber und befanden sich nun im Londoner Süden, nicht mehr weit von ihrem eigentlichen Ziel entfernt.
    »Sheila wird sicherlich schon warten«, meinte Shao. Sie schielte auf den Rücksitz, wo die Geschenke für den kleinen Johnny lagen.
    Der Kleine war überhaupt der Liebling des gesamten Teams. Jeder hing an ihm, und er war von den Conollys einfach nicht mehr wegzudenken.
    Sie rollten auf die Brücke. Der Verkehr staute sich hier, und sie kamen nur im Schrittempo voran.
    Shao reckte den Hals. Sie versuchte, über die anderen Fahrzeuge hinwegzuschauen, was kaum gelang.
    »Suchst du was?« fragte Jane.
    »Ja, den Leichenwagen.«
    Die Detektivin lachte. »Den vermißt du wohl, wie?«
    »So ungefähr.«
    Unter ihnen floß der breite Themsestrom. Es herrschte reger Schiffsverkehr. Gewaltige Containerboote wurden von den Schleppern in Richtung Hafen gezogen. Wie frisch gewaschen wirkten dagegen die weißen Farben der Ausflugsboote. Bunte Fahnen flatterten an den Leinen, und die Decks waren mit Menschen gefüllt, die hinaufwinkten zu den fahrenden Wagen.
    Nach der Brücke kamen sie besser voran. Vor allen Dingen wurde die Gegend etwas ländlicher. Die Häuser standen nicht mehr so dicht an dicht, der Verkehr ließ merklich nach.
    Über London spannte sich ein prächtiger Herbsthimmel. Im Oktober war es noch einmal warm geworden. Kaum zu fassen. Zwar fiel bereits das Laub massenweise von den Bäumen, doch die Temperaturen erreichten wieder die 20-Grad-Grenze.
    Manche Frauen zogen wieder ihre Sommerkleider an. Auch Shao und Jane hatten sich luftiger gekleidet.
    Jane trug einen bunten Rock, dazu eine unifarbene, locker fallende Bluse und ein Strickwestchen. Shao zog es vor, in Karottenjeans zu laufen, und hatte sich einen hellblauen Windblouson über den leichten Pullover gehängt.
    Die Detektivin fuhr schneller. Links von ihnen lag eine Gartenanlage. Das Herbstlaub an den Bäumen schimmerte bunt im Sonnenlicht. Alle Farben waren vertreten, vom strahlendsten Gelb bis zum tiefsten Braun.
    Der Leichenwagen war vergessen. Die Laune der beiden Frauen steigerte sich.
    Nur Shao erinnerte noch an den Wagen. »Vielleicht haben wir uns auch alles nur eingebildet«, meinte sie.
    »Das Fahrzeug existierte!«
    »So meine ich das nicht. Wir sind sicherlich nicht verfolgt worden.«
    »Da kannst du recht haben.« Jane warf einen Blick auf die Uhr.
    »Schon verflixt spät. Sheila wird schimpfen.«
    »Wie es den Männern wohl geht?« wechselte Shao das Thema.
    »Die hocken in Johns Büro und reden sich die Köpfe heiß.«
    »Glaubst du, daß sie es schaffen, die Mordliga zu sprengen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn ich helfen kann, bin ich dabei«, erwiderte Jane fest.
    Der Weg führte nach links. Unter ihnen hatte der Asphalt einige Buckel und
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