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0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

Titel: 0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erinnerung an ihn wird stets in mir wohnen, denn seine Hilfe ermöglichte es, daß du mich ins Leben riefest. Er opferte sich bewußt.«
    Zamorra fröstelte. Wieder einmal hatte er einen Freund verloren. Er dachte an den Mächtigen Cormor aus jener anderen Dimension, in die Merlin ihn damals entsandte. Carmor war sein Freund geworden, und auch Carmor hatte sterben müssen. War es sein Schicksal, das sich in jeder fremden Welt wiederholte?
    »Sie werden erfahren, daß er für uns und für die Freiheit der Stadt starb«, prophezeite Ansu Tanaar. »Die Schamanen werden es aus seinen Augen lesen und ihn in dieser Kuppel bestatten. Es ist ein würdiges Grab für den Tapferen, der so gerne sein zweites Leben gelebt hätte.«
    Sie weiß, daß ich ihm seine Gestalt zurückgab, schoß es Zamorra durch den Kopf.
    »Nun laßt uns hinübergehen. Ich helfe mit meiner Kraft.«
    Sie berührte Zamorra und Nicole. Die beiden Menschen erschauerten, als eine eigentümliche, selten erlebte Kraft sie durchfloß. Das Amulett flammte grell pulsierend auf, brach sich vehement eine Bahn durch das Nirgendwo. Das Raumzeit-Gefüge der fremden Dimension riß auf, und ein sich spiralförmig windender Tunnel durch das Nichts fraß sich voran - irgendwohin - zur Erde -Sie betraten den Tunnel, schritten durch seine Wände hindurch. Und irgendwann auf dem Weg durch das Nichts löste sich Ansu Tanaar von ihnen, schlug eine andere Richtung ein. Ein zweiter Tunnel bahnte sich vor ihr durch die Ewigkeit. Zamorra und Nicole sahen ihren schönen, goldenen Körper kleiner werden und verschwinden.
    »Sie trennte sich von uns und wird an einer anderen Stelle die Erde erreichen«, flüsterte Zamorra rauh. »Irgendwann werden wir sie Wiedersehen, ich spüre es.«
    Nicole nickte.
    Sie gingen weiter.
    Sie kehrten zurück.
    Und je näher sie der Erde kamen, desto durchscheinender wurde der Körper Zamo Rras. Er löste sich auf, und am Schluß gab es nur noch Zamorras Geist, Bewußtsein, Seele, Ego - wie auch immer man es nennen mochte.
    Zwei Menschen hatten ihre Welt erreicht.
    ***
    Etwa in jenen Sekunden, im unterirdischen Kühlraum der kleinen Polizeistation von Roanne…
    Anatol Descartes, weder verwandt noch verschwägert mit jenem großen Philosophen, von dessen Werken er stets schwärmte, hielt sich rein zufällig hier unten auf. Anatol Descartes war mit Leib und Seele Polizeibeamter und hatte schon zwanzig Dienstjahre auf dem Buckel. Dennoch hatte er es nie weit gebracht, weil er einfach zu unauffällig war. Man übersah seine Leistungen einfach.
    Dennoch war Descartes nicht unzufrieden. Ihm machte sein Beruf Freude, erfüllte ihn, und das war für ihn wichtiger als ein hoher Rang und ein prallvolles Portemonnaie.
    Plötzlich lauschte er. Da war doch ein Geräusch gewesen?
    Im Kühlraum, den er gerade verlassen hatte!
    Das gibts nicht, dachte er. Dort unten ist niemand außer dem Toten, und Tote sind tot!
    Dennoch schloß er, einer Eingebung folgend, den Raum wieder auf und ließ die Tür nach innen aufschwingen. Er erstarrte.
    Da war tatsächlich etwas!
    Das Geräusch, das schrille, feine Singen, war jetzt noch deutlicher zu vernehmen, und im nächsten Moment sah Anatol Descartes auch den hellen Lichtschein, der sich mehr und mehr verdichtete und den Raum erleuchtete.
    Seine Hand tastete zum Lichtschalter, betätigte ihn. Kaltes Neonlicht sprang flackernd aus den Röhren, doch der fremde Schein war noch heller und verfestigte sich mehr und mehr. Die Konturen einer menschlichen Gestalt bildeten sich.
    »Ich träume«, murmelte Descartes bestürzt.
    Die Gestalt nahm mehr und mehr Formen an, wurde zu einer jungen, blonden Frau in einem halbzerfetzten weißen Jeansanzug, der überall Flecken aufwies. Es sah aus, als sei sie in einem wilden Handgemenge die Leidtragende gewesen. Aber wer verprügelte denn eine Frau?
    Er erkannte sie. Bestürzt wich er zurück.
    »Mademoiselle Duval… ich… wo kommen Sie her, wie…«
    »Lassen Sie’s Monsieur«, wehrte Nicole rasch ab und schritt zu den wenigen nebeneinanderliegenden Kühlfächern. Ein rascher Griff ließ jene Lade ausfahren, in der Zamorras Leiche lag.
    Descartes fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Eine eisige Hand strich über seinen Rücken. Das Grauen flog ihn an wie ein wildes Tier.
    »Nein, das nicht…« röchelte er.
    Dennoch konnte er seine Augen nicht abwenden von dem, was geschah.
    Der Tote richtete sich auf!
    Deutlich konnte der Polizist sehen, wie die furchtbaren Wunden, an denen
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