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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kraft mit Tonia verschmolz. Und deren Geistesinhalt, das, was man mit »Seele« bezeichnen mochte, war zerstört worden, aufgelöst, zersetzt und umgewandelt in irgend etwas, das Zamorra nicht verstand. Eine unbekannte, böse Energieart, die Yanaa zum Leben benötigte. Immerhin hatte Zamorra nur zu deutlich begriffen, daß es nicht möglich war, diesen Vorgang rückgängig zu machen.
    Er schwankte stärker. Der Raubbau, den er für dieses Experiment mit seinen Kräften getrieben hatte, machte sich deutlich bemerkbar.
    Auch Sir Francis Hedgeson war nicht mehr zu helfen! Das, was ihm genommen worden war, konnte ihm keine Macht des Universums zurückgeben. Selbst das Amulett nützte hier nichts, und Zamorra befürchtete sogar, daß selbst Merlin, der Zauberer, hier nichts hätte ausrichten können.
    Zamorras Augenlider flackerten. Er sah die Injektionspistole auf dem Tisch liegen. »Sie haben gespritzt, Dottore?«
    Der Arzt nickte nur. »Ich vernahm Ihre Anweisung, Signore…«
    Zamorra lächelte.
    »Ich danke Ihnen«, murmelte er müde und legte Gambiotti einen Arm um die Schulter. »Jetzt kann ich Ihnen danken, aber ich brauche einen Stuhl!«
    Gambiotti führte ihn zu dem Sitzmöbel. Aufmerksam sah er den erschöpften Professor an. Seine Augen waren eine einzige Frage, wenn er auch schwieg, um Zamorra nicht zu bedrängen.
    »Nichts«, murmelte der Franzose. »Niemand kann ihr mehr helfen. Sie ist geistig tot, es gibt keine Möglichkeit, sie wieder zu dem zu machen, was sie einmal war. Es tut mir furchtbar leid, aber ich kann Ihnen nichts anderes sagen.«
    »Wie geschah es?« fragte der Arzt jetzt doch. »Was wissen Sie darüber?«
    Zamorra berichtete, was er in den Erinnerungsresten von Tonias Unterbewußtsein gesehen hatte. Lange Zeit schwieg Gambiotti, dann sah er zum Fenster.
    »Wenn Bonagiorno diese Story hört, läßt er uns beide einsperren«, befürchtete er.
    »Was Sie ihm erzählen, ist Ihre Sache«, erlärte Zamorra. »Ich kann nur sagen, daß ich der Frau nicht mit meinen Mitteln helfen kann. Was dann geschieht - mein Gott, ich kann nur versuchen, weiteres Unheil zu verhindern. Jeden Moment kann Yanaa wieder zuschlagen. Ich muß sie aufhalten.«
    Gambiotti ballte die Fäuste.
    »Yanaa!« knirschteer. »Wir alle haben sie immer für ein Märchen gehalten, für eine Legende, eine böse Figur, mit der man die Bambini erziehen kann! ›Sei brav, sonst holt dich die Strega aus dem See!‹ Aber das hier…«
    Langsam erhob sich Zamorra wieder. Sein Blick fiel auf seine Armbanduhr.
    »Ich muß zurück«, murmelte er. »Es wird allmählich Zeit…«
    »Dottore Glianti wird Sie fahren, Signore Zamorra«, erklärte Gambiotti. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, wenn Sie die Strega vernichten!«
    Der Professor winkte ab. Er verließ das Zimmer, immer noch stark geschwächt, und warf der Seelenlosen keinen Blick mehr zu.
    Sie hätte es sowieso nicht bemerkt.
    ***
    Nicole Duval war in dem sparsam eingerichteten Zimmer wieder allein. Seit fünf Stunden. Mik Hansen war sofort wieder gegangen, ohne mehr zu sagen als »Wie ich sehe, hat es geklappt«. Hinter ihm waren die magischen Sperren wieder entstanden, die es ihr unmöglich machten, die Tür zu öffnen. Selbst mit Gewaltanwendung hatte es nicht geklappt, einmal davon abgesehen, daß eine Frau, die nicht einmal über Kleidung, geschweige denn Werkzeug verfügt, kaum Gewalt anwenden kann.
    Mik Hansen!
    Er war also eingeweiht, wußte zumindest um das Treiben der Hexe, wenn er es nicht sogar förderte! Hansen - ein Malier? Konnte er der geheimnisvolle Telepath sein, den Zamorra festgestellt hatte?
    Nicole konnte diese Möglichkeit nicht ausschließen.
    Von Stunde zu Stunde wurde sie unzufriedener. Ihr gefiel es nicht, in einem Körper gefangen zu sein, der ihr nicht gehörte. Daß dieser Körper von ausgesuchter Schönheit war, spielte dabei keine Rolle, weil Nicole nur zu gut wußte, was sie an sich selbst hatte. Schönheitskonkurrenzen brauchte sie nicht zu scheuen. Außerdem war ihre Haut in diesem blassen Körper so entsetzlich kalt.
    Wie Nebel an einem frühen Sommermorgen!
    Aber Yanaa bestand doch aus Nebel, hieß nicht umsonst die Nebelhexe. Und die Jahrtausende auf dem Grund des Gardasees mochten ihrer Körpertemperatur auch nicht gerade Hitzewerte gegönnt haben.
    Die Forscherin erwachte in Nicole.
    Über ihren Grübeleien und Überlegungen vergaß sie fast ihre Situation. Dachte nicht mehr daran, in doppelter Hinsicht Gefangene zu sein - einmal in dem fremden
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