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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
Autoren: Hans Wolf Sommer
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auf dem Spiel. Da mußte man ganz auf Nummer Sicher gehen.
    Kevin Plant beugte sich über die Frau.
    Sie schrie, aber ihr Schrei wurde eins mit dem Gebrüll der Indianer.
    Wenig später waren nur noch die Indianer zu hören…
    »Und jetzt nichts wie weg hier!« sagte Buzz Fetterman.
    Er eilte in die Diele, blickte durch den Spion. Niemand war zu sehen. Auch ein Blick durch die spaltbreit geöffnete Wohnungstür signalisierte keine Gefahr.
    Fetterman und Plant verließen die Wohnung. Ganz ruhig, so als ob sie nicht das geringste zu verbergen hätten, gingen sie auf den Aufzug zu.
    Plötzlich öffnete sich schräg gegenüber von ihnen eine Eisentür. Ein Mann trat in den Flur.
    Sie erkannten ihn beide trotz seiner dunklen Brille Und des tief in die Stirn gezogenen Huts auf Anhieb.
    Der Mann war Luke Giordano!
    ***
    Bill Fleming saß in der Couchecke seines Livingrooms und studierte das Telefonbuch des Borough Queens. Seine Spekulationen gingen voll auf. Es gab zwar doch eine Reihe von Giordanos in Queens, aber nur zwei von ihnen hießen Luke mit Vornamen. Den richtigen davon herauszufinden, stellte ihn vor kein großes Problem.
    Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des ersten Luke Giordano. Eine leicht kratzende Frauenstimme meldete sich mit einem vielsagenen »Häh?«
    »Herzliches Beileid«, sagte Bill. »Es muß ein schmerzlicher Verlust für Sie sein.«
    »Häh?« kam es wieder aus der Hörmuschel, gefolgt von: »Wer spricht - Jerry Lewis?«
    »Pardon«, sagte Bill, »ist Ihr Gatte nicht vor ein paar Tagen verschieden?«
    »Machen Sie mir keine falschen Hoffnungen, Mann«, erwiderte die Frau mit einem bösen Auflachen. »Mein lieber Gatte sitzt in der Bar um die Ecke und säuft sich die Wampe voll. Und wenn er irgendwann nach Hause kommt, wird er mir schon zeigen, wie verdammt lebendig er ist!«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Bill, »ich habe wohl die falsche Nummer gewählt.«
    Demnach kam eigentlich nur noch der andere Luke in Frage. Bill tippte die Nummer auf der Wähltastatur. Eine Verbindung kam jedoch nicht zustande. Ihm schallte immer nur das Freizeichen entgegen. Nach einer Minute legte er auf.
    Bill überlegte. Wenn er den richtigen Luke Giordano erwischt hatte - und davon ging er eigentlich aus - dann konnte er jetzt verschiedene Schlußfolgerungen ziehen, die ihm aber alle nicht weiterhalfen. Das vernünftigste war es zweifellos, sich an Ort und Stelle umzusehen. Nur so konnte er näheren Aufschluß über Leben oder Nichtleben Luke Giordanos bekommen.
    Schon immer war Bill ein Mann der Tat gewesen. Er zog sich das Jackett an und verließ sein Apartment, um nach Queens zu fahren. Wenn er sich beeilte, konnte er es noch vor Beginn der Rushhour schaffen.
    ***
    Wie vom Donner gerührt blieb Buzz Fetterman stehen. Und Kevin Plant ging es kein bißchen anders. Zu unvermutet war die Begegnung mit dem vom Tode Auferstandenen gekommen.
    Ob auch Giordano betroffen war, konnte niemand beurteilen. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel, und die Augen, diese unheimlichen Augen, waren hinter den dunklen Brillengläsern nicht zu erkennen.
    Der lebende Tote handelte. Mit einer ruckartigen Bewegung riß er die Eisentür, durch die er gekommen war, wieder auf.
    »Rein da!«
    Seine Stimme klang ganz normal, wenn auch ein bißchen monoton. Seelenlos sozusagen, ging es Buzz Fetterman durch den Kopf.
    Plant und Fetterman wagten nicht, dem Befehl zuwiderzuhandeln. Sie beeilten sich sogar, ihn so schnell wie möglich auszuführen. Fetterman wußte nur zu gut, daß sie in tödlicher Gefahr schwebten. Wenn Giordano wollte, konnte er sie töten, ohne einen Finger krumm zu machen. Das grauenvolle Ende von Anthony George stand ihm noch ganz deutlich vor Augen.
    Giordano schloß die Eisentür von der anderen Seite. Sie befanden sich jetzt im Treppenhaus. Alles sah kalt und kahl aus. Nackter Beton, sonst nichts. Diese Treppen waren wohl nur für den Fall gedacht, daß die Aufzüge ausfielen. Es war sehr unwahrscheinlich, daß in absehbarer Zeit jemand kam. Keine Frage, daß sie Giordano mehr oder weniger hilflos ausgeliefert waren.
    »Was wolltet ihr hier?« schnarrte der Mann, der aus dem Totenreich zurückgekommen war.
    »Nichts weiter«, stieß Fetterman hastig hervor. »Nur ein kleiner Besuch. Da du ja wieder lebst… Wir dachten, daß du vielleicht hier… Na ja, ich meine… Wir sind alte Kumpels, nicht? Da hört man ja mal nach, wie es einem geht, nicht?«
    Fetterman ärgerte sich selbst über sein Gestammel. Aber
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