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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire
Autoren: Hans Wolf Sommer
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hatte der Professor erwartet.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung streifte er sich das dünne Goldkettchen, an dem das Amulett hing, über den Kopf. Dann schmetterte er dem Vampir den Talisman zwischen die Zähne.
    Mit einem wahnsinnigen Aufschrei taumelte der Blutsauger zurück. Die Kräfte des Lichts, die aus dem Amulett hervorgebrochen waren und ihn getroffen hatten, verursachten ihm nie geahnte Qualen.
    Zamorra setzte sofort nach. Bevor sich der Vampir sammeln und eine Gegenmaßnahme in die Wege leiten konnte, war der Professor wieder über ihm. Hart preßte er dem Unhold den Talisman gegen die Stirn.
    Mit wildem Gebrüll fiel der Blutsauger auf den gerade grellweiß aufleuchtenden Nebelboden. Das Amulett dabei abzuschütteln, gelang ihm nicht. Zamorra blieb am Vampir.
    »Aufhören«, keuchte der Unhold. In seinen unmenschlichen Augen lag ein fast menschlicher Ausdruck - Schmerz!
    »Ich werde nur aufhören, wenn du alles tust, was ich dir sage«, erwiderte Zamorra. Es bereitete ihm keineswegs Vergnügen, den Vampir so behandeln zu müssen, ob dieser nun eine entartete Kreatur war oder nicht. Aber er wußte nur zu genau, daß es sonst keine Möglichkeit gab, mit ihm fertig zu werden.
    »Ja, ja«, ächzte der Blutsauger, »ich tue alles, was du willst. Nur, um des Satans willen, nimm dieses Ding weg!«
    Probeweise zog Zamorra das Amulett ein Stückchen zurück. Der Vampir blieb fast reglos liegen. Seine Angst vor dem Marterinstrument war groß genug, um Gedanken an Widerstand gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    Feige waren sie, diese Kreaturen. Wieder einmal bestätigte sich die alte Regel, daß Feigheit und Grausamkeit stets Hand in Hand gingen.
    »Steh auf!« befahl der Professor.
    Zitternd erhob sich der Vampir.
    »Wenn ich den geringsten Zweifel an deiner Folgsamkeit bekomme, werde ich dich sofort bestrafen. Hast du das gut verstanden, Ungeheuer?«
    »Ja… Ja.«
    »Gut«, sagte Zamorra befriedigt. »Dann bring mich jetzt sofort zu Fürst Vladobal!«
    Die Augen des Blutsaugers weiteten sich. »Das kann ich nicht. Der Fürst… Ich kann ihn nicht…«
    »So, du kannst also nicht!« Zamorra hob die Hand mit dem Amulett.
    »Nein, nicht!« jaulte der Vampir los. »Ich…, ich bringe dich zu Fürst Vladobal!«
    »Nett von dir«, sagte der Professor launig. Der Umgang mit Feiglingen hatte durchaus seine Vorteile.
    Folgsam wie ein gut abgerichtetes Haustier - die Rollen waren getauscht - setzte sich der Blutsauger in Bewegung. Zamorra blieb so dicht bei ihm, daß er sofort seinen Talisman einsetzen konnte, falls es erforderlich werden sollte.
    Die Notwendigkeit dazu stand im Raum. Von mehreren Seiten tauchten andere Vampire aus den Nebeln auf, angelockt wohl durch die gellenden Schmerzensschreie. Sie redeten auf Zamorras unfreiwilligen Begleiter ein, in einer Lautsprache, die für menschliche Ohren ebenso beleidigend wie unverständlich war.
    »Sag ihnen, daß alles in Ordnung ist«, raunte Zamorra. »Wenn du mich betrügst…«
    »Ich betrüge dich nicht«, antwortete der Vampir schnell.
    Anschließend schnarrte, grunzte und zischte er seinen unseligen Artgenossen etwas zu, das diese anscheinend beruhigte. Jedenfalls verschwanden sie wieder in den Nebelschwaden.
    Zamorra und der Blutsauger gingen weiter. An einer Stelle, die sich in den Augen des Professors nicht von anderen unterschied, kamen sie an eine Nebelwand, die nicht durchlässig, sondern massiv wie Stahl war. Der Vampir machte ein paar rituelle Handbewegungen, die die Struktur der Wand auflösten. Der Fortsetzung des Marsches stand nichts mehr im Wege.
    Dann waren sie auf einmal ganz unvermutet am Ziel. Ein anderer Vampir wurde sichtbar. Zamorra erkannte sofort, daß diese Kreatur mehr darstellte als die übrigen. Er war größer und mächtiger von der Statur her. Und sein Gesicht wirkte dämonischer, wirkte menschenunähnlicher als alle Vampirfratzen, die Zamorra bisher gesehen hatte.
    Ja, das mußte Vladobal sein.
    Der Vampirfürst saß auf einer tiefschwarzen Nebelwand.
    Jetzt blickte er auf. Seine entmenschten Züge verzerrten sich noch mehr.
    Ein ungeheurer Zorn wallte in Zamorra auf. Mit einem gewaltigen Satz war er an der Seite des Vampirfürsten. Bevor dieser reagieren konnte, spürte er schon Zamorras Amulett im Gesicht.
    Sein Schrei war nicht weniger qualvoll als der, den Zamorras unfreiwilliger Helfer ausgestoßen hatte. Der Professor ließ sich nicht beirren. Der Unhold mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, dem Amulett konnte er nicht
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