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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Flimmern hatte sich inzwischen verstärkt. Schon flackerten, wie tanzende Zungen, kleine Flämmchen auf.
    Silberne Flämmchen…
    »Ich fürchte, Mr. Wilford«, sagte Langdon Croce, während er sich vom Boden erhob, »Ihnen und uns allen steht eine sehr unangenehme Überraschung bevor. Alles spricht dafür, daß wir in wenigen Augenblicken von Vampiren angegriffen werden!«
    Auch der junge Engländer stand jetzt. »Sie glauben, daß die Dörfler in ihrem Voodoo wahn…«
    »Nein! Ich spreche von richtigen Vampiren, Mr. Wilford!«
    Trotz der mißlichen Umstände lachte Wilford auf. »Richtige Vampire! Wie können Sie nur so einen Unsinn reden, Mr. Croce. Gerade von einem ernsthaften Journalisten sollte man doch erwarten können…«
    »Und was ist das da?« unterbrach ihn Croce und zeigte auf die Leuchterscheinung.
    »Was weiß ich? Irgend so ein Hokuspokus der Haitianer. Hat selbstverständlich völlig natürliche Ursachen. Ein Pulver wahrscheinlich, das sich entzündet hat und…«
    »Ach, glauben Sie doch, was Sie wollen«, fiel ihm Langdon Croce abermals ins Wort. Er ließ den ach so aufgeklärten Engländer stehen und trat ein paar Schritte vor.
    »Wenn mir alle mal zuhören würden…«
    Seine laute, kontrollierte Stimme sorgte augenblicklich für Ruhe. Aller Augen wandten sich ihm zu.
    »Ich muß Sie, glaube ich, auf etwas vorbereiten«, fuhr der Journalist fort. »Auf etwas Unfaßbares, Furchtbares…«
    »Reden Sie schon, Mann!« kam eine nervöse, hektische Stimme.
    Und Langdon Croce redete. In kurzen, knappen Worten, so als würde er seiner Sekretärin einen Artikel für den New York Observer diktieren, sagte er alles, was zu sagen war.
    Die Reaktion war entsprechend dem Inhalt seines enthüllenden Vortrags. Alle waren aufgesprungen. Nichts mehr war von Fatalismus und Lethargie zu spüren, die sich bei so manchem der Gekidnappten breitgemacht hatten. Tumultartige Szenen spielten sich ab. Die geschockten Männer und Frauen schrien und gestikulierten. Rufe des Unglaubens, der Furcht, der auflodernden Panik brachen sich Bahn.
    Und die ganze Zeit über wuchsen die silbernen Flammen, verwandelten sich langsam, aber sicher in eine Art gespenstischen Höllenfeuers.
    »Was können wir tun, Croce?« schrie jemand. »Wie können wir uns schützen?«
    Langdon Croce konnte diese Frage nicht beantworten. Er wußte nur, daß in Cypress Springs - und vermutlich auch in Kuba und auf der Bahamainsel - die Invasion der Vampire nicht zu stoppen gewesen war.
    »Weihwasser!« brüllte jemand.
    »Spiegel!« riefein anderer. »Angespitzte Pfähle, Silberkreuze, Knoblauchzehen…«
    Die meisten kannten die einschlägigen Filme und Bücher. Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Zum Beispiel so, daß von allen Utensilien, der der Vampirbekämpfung dienen mochten, kein einziges greifbar war.
    Höher und höher loderten die Flammen, strahlend wie pures Silber und doch auf beängstigende Art und Weise anirdisch, irreal, dämonisch.
    »Ich will hier raus«, gellte die Stimme eines Mädchens. »Mick, Jerry, hebt mich zu dem Loch hoch. Ich muß hier raus!«
    Die Freunde des Mädchens, Segler aus den Staaten, wie Nicole und Langdon Croce wußten, versuchten es. Einer von ihnen nahm das Mädchen auf seine Schultern. Auf diese Weise konnte die von Furcht geschüttelte junge Frau das Loch in der Decke erreichen. Sie streckte, von fast allen Gefangenen beobachtet, die Arme aus, um sich hochzudrücken.
    Sie hatte keine Chance.
    Schattenhaft wurde ein kräftiger schwarzer Arm sichtbar. Das Mädchen bekam einen wuchtigen Stoß, geriet ins Wanken und stürzte dann mit einem herzzerreißenden Wehlaut von den Schultern ihres Freundes. Ein anderer Mann konnte sie gerade noch auffangen. Sonst wäre sie mit dem Kopf zuerst auf den felsigen Untergrund geschlagen.
    Jetzt wußte es jeder: auch in diesen Momenten, in denen sich jenseitiges Grauen näherte, gab es kein Entkommen aus der Höhle.
    Und dann kamen sie…
    Das Silberfeuer, eine monströse Waberlohe jetzt, verdunkelte sich in seinem Kern. Etwas bewegte sich darin, brach dann hervor, als würde es von einem geifernden Maul ausgespuckt.
    Fünf, zehn, zwanzig Gestalten tauchten aus den Flammen auf, standen plötzlich mitten in der Höhle.
    Makabre, unheimliche Gestalten. Lang, dürr, mit grausamen, bleichen Totenkopfgesichtern, umschlottert von flügelähnlichen Gewändern, die in Blut und Pech gebadet zu sein schienen.
    Kälte durchzog die Höhle. Kälte, die sowohl von den silbernen Flammen, als
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