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0109 - Das Alptraum-Mädchen

0109 - Das Alptraum-Mädchen

Titel: 0109 - Das Alptraum-Mädchen
Autoren: Franc Helgath
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»Einkäufen, natürlich! Und zwar allein!«
    Sie zog Bill und Zamorra hinter sich auf den Ausgang zu.
    ***
    Carina Fleetwood prallte entsetzt zurück und stieß dabei gegen Maruc, unter dessen Bademantel es zu klappern begann.
    »Keine Aufregung, bitte«, redete der Magier beruhigend auf das Callgirl ein. »Ich habe es mir nur ein wenig gemütlich gemacht.«
    Sie schluckte krampfhaft.
    »Gemütlich nennen Sie das?«
    Er nickte behäbig.
    »Das erinnert mich an zu Hause.«
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie dort in einer, in einer…« Carina suchte nach Worten.
    »… in einer Art Grotte wohnen?« beendete Maruc die Frage und schüttelte dann den Kopf. Er grinste leicht dabei. »Das nicht gerade. Aber mir gefällt’s so wie es ist. In Ihrem Land hängen sich die Leute Elch- und Tigerköpfe und was weiß ich noch alles an die Wand. Bei mir sind es mumifizierte Menschenschädel. Ich sehe da keinen gravierenden Unterschied.«
    Das Callgirl fröstelte, obwohl es stickig schwül im Raum war. Doch der erste Schreck war vorüber. Vorsichtig trat sie ein.
    »Sehen Sie sich ruhig um«, meinte Maruc. »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« fragte sie zurück. Sie hatte ihren professionell vertraulichen Ton wieder abgelegt.
    »Nichts liegt mir ferner, Teuerste«, antwortete Maruc fast sanft. Er streichelte ihr übers Haar, wie man über einen wertvollen Teppich streichelt, bevor man sich zum Kauf entschließt.
    »Entschuldigen Sie, Miß. Ich vergaß…«
    Carina Fleetwood zuckte herum, sah wie der Mann in die Tasche seines Morgenmantels griff und öffnete den Mund zu einem Schrei.
    Doch bevor sie ihn ausstieß, zog Maruc seine Hand schon wieder heraus. Ihr Mund blieb trotzdem offen.
    Der Schwarze hielt die beiden Tausend-Dollar-Scheine so nachlässig, wie man ein schlechtes Paar beim Pokern hält und der Pott schon an den Gegner verloren ist. Ihr verschlug es die Sprache. Aber gleichzeitig stieg auch ein ungutes Gefühl in ihr hoch. Wenn der Mann soviel ausspucken wollte, dann mußten seine Wünsche vermutlich mehr als absonderlich sein.
    Ihre Blicke hingen an den Banknoten, die so selten waren wie ein Blizzard im Mai. Im Land der Kreditkarten war es nicht üblich, soviel Bargeld bei sich zu haben. Der Ausdruck ihrer Augen zeigte nun unverhohlen die Gier, die wie ein schwelendes Feuer in ihnen brannte.
    Sie hatte sich schon entschlossen, glaubte, das Prickeln in ihrem Rücken käme vom Anblick der Scheine.
    »Bitte, stecken Sie’s weg«, sagte Maruc Nbowana und hielt ihr die Scheine hin wie einem Hund den Knochen mit einer Menge bestem Fleisch daran.
    Carina Fleetwood reagierte auch kaum anders als ein Hund. Ihre Finger schnappten zu. Mit rasender Geschwindigkeit verschwand das Geld in ihrer Handtasche. Sie bemühte sich um ein Lächeln, wenngleich ihr die Umgebung immer noch nicht geheuer war.
    Aber warum sollte sie es mit einem Kunden nicht auch einmal in einem afrikanischen Gruselkabinett treiben?
    Hauptsache, die Kasse stimmte.
    Und die war in Ordnung.
    Die mumifizierten Schädel, die aufgereiht wie Lampions an den Wänden hingen, flößten ihr nicht länger Schrecken ein. Sie betrachtete das Zimmer und dessen Ausstattung nüchterner als vorher. Carina war überhaupt ein nüchternes Mädchen. In ihrem Job wurde man so, wenn man oben bleiben wollte.
    »Wo?« fragte sie. »Und wie?«
    Maruc lächelte still.
    »Sie akzeptieren also?«
    Carina bejahte.
    »Ich habe keineswegs irgend etwas schlimmes mit Ihnen vor«, meinte Maruc Nbowana schließlich. »Seien Sie beruhigt. Eher etwas Ungewöhnliches - vielleicht…«
    Lag es an den Fackeln, daß das Gesicht des Mannes plötzlich einen grausamen Zug annahm?
    Doch schon in der nächsten Sekunde lächelte er wieder sein sanftes, stilles Lächeln.
    »Aber ich möchte Ihnen das vorher erklären, Miß Fleetwood. Sie können sich schon einmal freimachen.«
    Nbowana durchquerte den abgedunkelten Raum und machte sich an einer der Wände zu schaffen. Das Trommeln aus den verborgenen Lautsprechern wurde leiser, so daß man auch halb gemurmelte Worte noch verstehen konnte.
    Maruc setzte sich auf ein Zebrafell. Daneben hatte er einen niedrigen Tisch mit einigen Gerätschaften aufgebaut, mit denen Carina Fleetwood absolut nichts anzufangen wußte.
    Der Magier faltete seine Hände vor dem kugeligen Bauch und begann fast tonlos zu sprechen. Dem Striptease des Callgirls schenkte er nicht die geringste Beachtung, obwohl Carina sich alle
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