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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten
Autoren: Jason Dark
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leistete Widerstand und wollte sich nicht in den Wagen schaffen lassen. Die Beamten aber hatten Routine. Sie blieben Sieger.
    Hart warfen sie die Tür ins Schloß.
    Für Clanton ein Geräusch, das er für den Rest seines Lebens hören würde.
    Dessen war ich mir sicher.
    »Und was machen wir?« fragte Bill Conolly.
    Ich hob die Schultern. »Wir fahren zurück nach London. Was hält uns hier?«
    Der Einsatzleiter kam auf mich zu. »Sie müssen noch das Protokoll unterschreiben. Außerdem brauchen wir Ihre Aussage, Sir.«
    Ich verzog das Gesicht. »Muß das sein?«
    »Leider, Sir.«
    Bill lachte. Ich schaute auf meine Uhr. Es war noch nicht allzu spät.
    Wenn ich zwei Stunden für die Unterzeichnung des Protokolls rechnete, konnten wir es immer noch schaffen, in der Nacht in London zu sein. Vorausgesetzt, es ging alles glatt.
    Nun, es dauerte doch länger, als wir angenommen hatten. Schuld daran waren erstens die Reporter und zweitens auch der Einsatzleiter. Er hatte noch nie in seiner Berufslaufbahn so gut vor der Presse dagestanden, und das kostete er jetzt aus. Außerdem hatten die Reporter Wind von der Sache bekommen und lauerten vor dem Polizeigebäude.
    Bill und ich zogen uns diskret zurück. Wir waren nicht scharf darauf, den Rahm abzuschöpfen. Es verging Zeit. Mit einer Stunde Verspätung konnten wir mit den formellen Arbeiten beginnen. Ike Clanton hockte bereits in einer Zelle und dachte dort über sein Schicksal nach.
    Manchmal tobte er. Die Beamten hatten ihm sicherheitshalber alle Sachen weggenommen, mit denen er sich hätte umbringen können.
    Beim Verhör brauchte ich nicht mehr zugegen zu sein. Eine Sekretärin setzte das Protokoll auf. Ich las es mir durch und nickte.
    Mit meiner Unterschrift beglaubigte ich das Schreiben.
    Danach konnten wir fahren. Der Bentley stand auf dem Hof des Gebäudes. In der Nähe lagen auch die Zellen.
    Wir hörten Ike Clanton schreien.
    Bill blieb stehen und schaute zum Zellenfenster hoch. »Der ist wirklich verrückt«, stellte er fest.
    Ich nickte und schloß den Wagen auf. Bis London würden wir es kaum noch schaffen, ohne zu übernachten.
    Ich hatte bereits beim Yard angerufen, und Sir Powell, mein Chef, wußte Bescheid.
    Da es noch hell war, wollten wir fahren, so weit wir kamen, und irgendwo unterwegs schlafen.
    Ich startete den Wagen. Vor dem Polizeigebäude drängten sich noch immer die Neugierigen. Langsam bildeten sie eine Gasse für den Bentley.
    Wir rollten in Richtung Ortsausgang. Bill hatte die Karte auf den Knien und suchte den besten Weg.
    »Wir nehmen die Strecke, die wir gekommen sind«, sagte ich.
    »Also über Gluchester und Oxford!«
    »Genau.«
    Noch waren wir guter Dinge und ahnten nicht, welche Überraschungen die nächsten Stunden auf Lager hielten…
    ***
    »Saffi«, murmelte Gulliver O’Flynn. Und immer wieder »Saffi, Saffi!«
    Dieses Mädchen hatte ihn fasziniert. Er hatte sie gesehen und war hingerissen. Wie ein Blitzstrahl war es über ihn gekommen, als hätte der Liebesgott Amor einen Pfeil abgeschossen und ihn getroffen.
    Bisher hatte er an das Sprichwort ›Liebe auf den ersten Blick‹ nie glauben wollen, hatte nur darüber gelacht, doch diesmal hatte es ihn voll erwischt.
    O’Flynn mußte das Mädchen haben!
    Und er würde alles dafür einsetzen, es auch zu bekommen, das schwor er sich.
    Aber wo war sie?
    Gulliver O’Flynn stand auf der nachtdunklen Straße und schaute sich um.
    Keine Spur mehr von Saffi oder ihrem Vater. Sie schienen sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben.
    Wenn er nach links schaute, sah er den Ortsausgang. Er wurde bereits vom Schatten der Berge getroffen, und dort stand auch der Zigeunerwagen auf einer leicht ansteigenden Wiese.
    Für Gulliver O’Flynn stellte sich das Problem klar und deutlich.
    Er mußte zu Saffi gelangen und mit ihr reden, ohne daß ihr Vater etwas davon merkte. Der Alte war ja blind, deshalb würde es ihm keine großen Schwierigkeiten bereiten, den Wohnwagen zu betreten.
    Welch ein Name, dachte er. Wie aus einem Traum oder einer Operette. Ja, aus einer Operette. Er hatte vor Jahren einmal ein Musikstück gesehen, in dem eine der weiblichen Hauptpersonen Saffi hieß. An den Titel konnte er sich allerdings nicht mehr erinnern. Er wußte nur, daß sich die Geschichte um Zigeuner drehte.
    Doch Operetten sind Träume, aber diese Saffi hier war kein Traum. Sie lebte tatsächlich.
    Er stand noch immer vor dem Gasthaus. Durch die geschlossene Tür drangen die Stimmen der Männer. Sie
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