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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten
Autoren: Jason Dark
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brachte. Zudem war ich in eine ungünstige Lage gerutscht. Ich lag jetzt mit dem Rücken auf dem Boden, der Irre hockte über mir. Die Beretta war mir durch diesen hinterhältigen Messerstoß aus der Hand gerutscht, sie lag ein paar Schritte entfernt, unerreichbar für mich.
    Ike Clanton riß mich hoch.
    Ich jagte ihm die Handkante gegen den Hals.
    Er grunzte nur.
    Dann schleuderte er mich zurück. Mit dem Rücken prallte ich gegen die Altarplatte, spürte einen stechenden Schmerz im Kreuz und bekam mit, wie Clanton nachsetzte.
    Hoch hob er seinen rechten Arm, um das gefährliche Messer auf mich niedersausen zu lassen.
    »Teufel!« brüllte er. »Du bist der Teufel! Ich werde dich zur Hölle schicken.«
    Dann stieß er zu.
    Es war ein ungeheuer harter Rammstoß. Und er legte all seine Kraft hinein, die er besaß.
    Ich hing in einer Schräglage, hatte kaum festen Stand, aber ich konnte Karate.
    Das Messer raste auf mich zu.
    Und mit der verletzten Hand jagte ich ihm den Konterschlag entgegen. Der traf sein Gelenk dort, wo ich es haben wollte und bevor mich das Messer berührte.
    »Ahhh…« Sein gellender Schrei jagte durch die Kapelle und endete in einem Wimmern.
    Ich hatte mich zur Seite geworfen, und der Irre war neben mir auf die Altarplatte gefallen.
    Dort blieb er liegen und wimmerte.
    Der Schlag hatte ihn geschafft. Wahrscheinlich war sein Gelenk gebrochen.
    Ich hatte mich nicht anders wehren können.
    »John! John!« hörte ich die Stimme meines Freundes Bill. Er hatte es draußen vor der Kapelle nicht mehr ausgehalten und rannte auf mich zu.
    Ich hob den linken Arm, nahm dann die Beretta und steckte sie ein.
    Das Mädchen weinte noch immer. Bill nahm die Kleine auf den Arm und tröstete sie. Mit der Hand strich er über ihr langes Haar.
    Bill schaute mich an. »Verdammt, du bist ja verletzt!« hauchte er.
    »Halb so schlimm.« Ich holte bereits ein Taschentuch hervor und wickelte es mir um die Wunde. »Fürs erste muß es reichen«, sagte ich grinsend.
    Dann kümmerte ich mich um den wahnsinnigen Ike Clanton. Er lag noch immer auf der Altarplatte und wimmerte. Ich zog ihn hoch und schaute ihm ins Gesicht.
    Ike Clanton war nicht mehr jung, ich schätzte ihn auf sechzig Jahre. Er hatte eine rote Gesichtshaut und wäßrig wirkende Augen. Die weißen Haare standen wirr nach allen Seiten, unter der Gesichtshaut zuckten die Muskeln.
    Ich packte ihn an den Mantelaufschlägen und schüttelte ihn durch. Ich mußte mich beherrschen, denn die Wut übermannte mich. »Was wollten Sie eigentlich?« fuhr ich ihn an. »Was, zum Henker?«
    »Die Welt befreien«, flüsterte er. Obwohl er seine Stimme gesenkt hatte, klang noch immer der Haß mit hindurch, den er dieser Welt entgegenbrachte.
    Ich nickte. »Ja, Sie können die Welt befreien«, erwiderte ich.
    »Aber von der Zelle aus. Das wird Ihr Platz sein!«
    »Nein, nein, nein!« kreischte er. »Ich komme wieder frei. Ich werde dem Satan paroli bieten, ich bin der große Teufelsaustreiber. Man ruft mich, man braucht mich.«
    Ich schleuderte ihn herum. »Gehen Sie«, sagte ich, »gehen Sie schnell.«
    Durch die Bankreihen schritten wir dem Ausgang der Kapelle zu.
    Bill und das Mädchen folgten uns. Der Reporter hatte die Kleine auf den Arm genommen. Er sprach leise und beruhigend auf sie ein, während sie den Kopf an Bills Schulter vergraben hatte.
    Wir gingen nach draußen.
    Der Bentley parkte etwas entfernt. Wir nahmen nicht den normalen Weg, sondern eine Abkürzung. Über eine feuchte Wiese liefen wir auf den Wagen zu.
    Bill Conolly setzte die Kleine in den Wagen und stieg dann wieder aus, um mit gezogener Waffe auf Ike Clanton achtzugeben, der draußen stehengeblieben war, weil ich über Autotelefon mit der zuständigen Polizeistation Verbindung aufnahm.
    Dort wußte man Bescheid. Man versprach mir, innerhalb kürzester Zeit einen Transporter zu schicken, der den Wahnsinnigen abholte und mitnahm.
    Ich hatte mit ihm nichts mehr zu tun.
    Ike Clanton hielt den Kopf gesenkt und starrte auf seine Schuhspitzen. Sein Mund bewegte sich, doch kein Ton drang über seine Lippen. Er ›sprach‹ stumm.
    Bill bot mir eine Zigarette an. Ich nahm sie. Schweigend rauchten wir.
    Schon bald hörten wir die Sirenen.
    Die Waliser Polizisten kamen mit zwei Wagen. Einer besaß keine Scheiben, sondern nur vergitterte Luken. In diesem Transporter sollte Ike Clanton weggeschafft werden.
    Ein Polizist kümmerte sich um das Mädchen, während sich die anderen mit Ike Clanton beschäftigten. Er
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