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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten
Autoren: Jason Dark
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Loch im Dach zu.
    Mit dem Oberkörper zuerst tauchte ich hinein.
    Dämmerlicht. Nur unscharf erkannte ich den Glockenstuhl der Kapelle. Überall lag der Staub fingerdick. Ich turnte ganz durch die Öffnung und fand mich auf dem Glockenspeicher der Kapelle wieder.
    Hier war alles aus Holz. Die Dachkonstruktion und die schmale Stiege, die nach unten führte.
    Über mir sah ich zwei kleine Glocken. Die Klöppel hingen ruhig.
    Das Glockenseil sah brüchig aus.
    Zwei kleine Schritte brachten mich an die Stiege.
    In der Kapelle tobte noch immer der Wahnsinnige. Seine Stimme überschlug sich. Ich hörte etwas von opfern und den Teufel austreiben. Da wußte ich, daß es verdammt Zeit wurde.
    Die Steige besaß nur an der rechten Seite ein Geländer. Vertrauenserweckend sah mir die Holzkonstruktion nicht aus, deshalb legte ich meine Hand auch nicht darauf.
    Vorsichtig balancierte ich über die Holzstufen nach unten.
    Die Treppe endete dort, wo sich auch die kleine Orgel befand. Es war mehr ein Harmonium und hatte ebenso Staub angesetzt wie auch die übrigen Sachen.
    Ich befand mich auf einer Empore. Das Harmonium stand direkt vor der Brüstung.
    Sicherheitshalber ging ich in die Knie und legte das letzte Stück im Entengang bis zum Geländer zurück.
    Die Stimme des Irren wurde von den kahlen Wänden noch verstärkt und gellte mir unangenehm in den Ohren.
    Ich hob den Kopf und peilte vorsichtig über das Geländer nach unten.
    Die Empore befand sich direkt über dem Altar, der Tür gegenüber. Bei den meisten Kirchen war es umgekehrt. Hier allerdings gereichte mir diese Bauweise zum Vorteil.
    Ich sah Ike Clanton und auch seine Geisel!
    Der irre Exorzist hielt das kleine Mädchen fest umklammert. Die linke Hand drückte um den Hals der Neunjährigen, in der rechten hielt er das Messer. Er bewegte diesen Arm heftig hin und her, im Rhythmus seiner Schreie, und manchmal gelangte die Klinge gefährlich nahe an die Kehle des Mädchens.
    Mir stockte der Atem.
    Wie sollte ich das Kind befreien?
    Beide wandten mir den Rücken zu. Ich vernahm Bill Conollys Stimme. Immer wieder forderte er Clanton auf, sich doch zu ergeben, doch der Irre hörte ihn nicht oder wollte ihn nicht hören.
    »Hau endlich ab!« brüllte er, und seine Worte hallten schaurig in der Kirche nach. »Verdammt, hau ab, sonst…«
    Die restlichen Worte gingen in einem Hustenanfall unter, weil er sich verschluckt hatte.
    Ich aber wußte, was er mit diesem ›sonst‹ meinte.
    Er wollte das Kind töten.
    Ich testete die Haltbarkeit der Brüstung. Sie war nicht gerade stabil, würde aber auch nicht zusammenbrechen, wenn sie mein Gewicht tragen mußte.
    Es blieb mir wirklich nichts anderes übrig, als von der Empore aus nach unten zu springen.
    Der graue Steinaltar war abgeräumt worden. Durch die Fenster fiel wenig Licht. Die Scheiben waren zu schmutzig, außerdem war es draußen auch nicht gerade ein strahlender Sonnentag.
    Das Eingangsportal der Kirche verschwamm im Dämmerlicht.
    Die Tür war kaum zu erkennen.
    Ich stand auf der Brüstung.
    Eine Sekunde dehnte sich zu einer Minute. Anrufen konnte ich den Kerl nicht, er würde sofort zustechen.
    Ich mußte ihn überraschen. Meine Beretta hatte ich in die rechte Hand genommen. Wenn es nicht anders ging, blieb mir nur noch die Möglichkeit, ihn mit einer Kugel zu stoppen, damit ich das Leben des neunjährigen Mädchens retten konnte.
    »Genug geredet!« brüllte Ike Clanton. »Ich werde die Kleine jetzt dem Teufel schicken!«
    Nun drehte er ganz durch.
    Sein hohles, irres Lachen schallte durch das Kirchenschiff. Er zerrte das Mädchen auf die Altarplatte zu.
    Ich konzentrierte mich.
    Jetzt!
    ***
    Mein Sprung war zirkusreif. Ich kam über ihn wie die Rache des Himmels.
    Wuchtig sprang ich Ike Clanton in den Rücken. Es war ein Schlag, mit dem er nie gerechnet hatte. Er wurde nach vorn gestoßen, fiel mit dem Gesicht auf die Erde.
    Ich knallte auf ihn, hörte das Mädchen schreien, bekam mit den Fingern der linken Hand das Haar der Kleinen zu packen und riß sie unter der Bestie weg.
    Sie schrie vor Schmerzen. Aber anders konnte ich sie nicht befreien. Durch diese Aktion war ich von Clanton abgelenkt worden. Der stach sofort wild zu.
    Dieses verdammte meißelartige Messer fuhr durch den Stoff meines Mantels und ratschte dann an meinem Handgelenk entlang.
    Haut wurde aufgerissen, mein Arm blutete.
    Wild lachte er auf und warf sich herum.
    Ich mußte einen Kniestoß einstecken, der mich an den Rand der Kampfunfähigkeit
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