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0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett

Titel: 0104 - Wir und das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Paul Ernst Fackenheim
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setzte den Mann in einen der prächtigen Lehnsessel. Dann warf er einen schnellen Blick um sich, fand die Hausbar und holte die Kognakflasche und ein Glas.
    »Hier trinken Sie. Es tut mir leid, aber es war Ihre eigene Schuld.«
    Pullham kippte das Getränk und hielt, wortlos sein Glas hin.
    Er schluckte auch noch den zweiten Kognak und grinste.
    »Entschuldigen Sie. Ich bin nun einmal etwas cholerisch veranlagt und kann es nicht vertragen, wenn man mir widerspricht.«
    »Machen Sie das eigentlich immer so?«, fragte Phil ironisch.
    »Manchmal. Ich sagte ja schon, dass die meisten meiner Arbeiter Dagos sind. Da muss man sich Respekt verschaffen, aber nichts für ungut. Mr. Decker. Es war ein feiner Sport.«
    »Wenn Sie es so auffassen, soll mir’s recht sein, aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Warum haben Sie Pete Rovelli einen Auftrag gegeben?«
    »Weil bei mir gestohlen wurde. Ich versichere Ihnen, dass dies der Wahrheit entspricht.«
    Phil fing an, ihm zu glauben. Gott mochte wissen, warum Pete nichts Näheres auf die Karte geschrieben hatte. Vielleicht hatte er es vergessen.
    Er akzeptierte sogar einen Drink, verabschiedete sich und wurde von dem Hausmädchen zur Tür gebracht…
    ***
    Eingedenk Phils Warnung hatte ich zwei Flaschen John Haigh mitgebracht und kalt gestellt. Mit der Zeit wurde es mir dann doch langweilig, und ich brach die erste an. Ich warf drei Eiswürfel in ein Coca-Glas und goss einen ordentlichen Schuss Whisky darüber. Dann schüttelte ich die ganze Geschichte um und trank aus, bevor das Eis Gelegenheit hatte, sich in Wasser zu verwandeln. Genau als ich das zum dritten Mal wiederholte, kam Phils Klingelzeichen.
    »Mir auch«, waren seine ersten Worte. »Ich bin am Verdursten.«
    Zehn Minuten später wusste ich genau, was er bei Pullham erlebt hatte.
    »Was hältst du nun von dem ulkigen Vogel?«, meinte ich.
    »Schwer zu sagen. Nur eines ist sicher. Er ist hart, für sein Alter sogar sehr hart. Ob er wirklich der ist, als den er sich aufspielt, weiß ich nicht, aber Leute, die ihre Prügel auf eine so sportliche und elegante Manier einstecken, sind mir im Allgemeinen nicht unsympathisch.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Man kann sich täuschen. Jetzt aber habe ich Hunger. Bleib hier, aber lass mir noch etwas in der Flasche. Ich mache uns etwas zu essen.«
    »Kann ich helfen?«
    »Lieber nicht. Du hast keine Ahnung, welche Kopfarbeit das Kochen beansprucht. Wenn du mir dauernd dazwischen redest, dann wird es nichts.«
    Gerade hatte ich den Spargel mit dem Schinken vermischt und mit flüssiger Butter zum Aufwärmen auf die Kochplatte gestellt, als ich es klingeln hörte. Jetzt hatte ich keine Zeit. Phil würde das schon erledigen, aber ich hatte mich getäuscht.
    »Hello, Jerry. Ein Eilbrief für dich.«
    Ich schaltete den Strom aus und ging mit langen Schritten durch das Wohnzimmer und die Diele. Da fiel mir ein, dass auch die ausgeschaltete Kochplatte noch geraume Zeit heiß bleibt.
    »Nimm den Topf mit dem Spargel herunter«, rief ich meinem Freund zu, und der trabte los.
    Draußen stand ein Mann mit Postmütze und umgehängter, roter Tasche. »Mr. Cotton?«
    »Ja, geben Sie schon her.«
    Er reichte mir den Brief mit der Linken, und in der Rechten hielt er plötzlich eine übel, stumpfnasige 38er Pistole. Blitzartig warf ich mich zur Seite und hinter die Mauer in Deckung. Ein Schuss riss mir den Ärmel auf und versengte mir die Haut, die anderen klatschten in die Wand. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass meine Smith & Wesson mit Halfter im Schlafzimmer auf dem Bett lag. Ich nahm das nächste, was mir in die Finger kam. Es war eine Obstschale aus Bleikristall - und schleuderte sie blindlings um die Ecke. Ich hörte einen schmerzlichen Ausruf und Schritte, die sich im Eiltempo in Richtung Treppe entfernten.
    Ich hatte eine höllische Wut und rannte ohne jede Überlegung hinterher.
    Ich kam nicht dazu, den Flüchtenden zu verfolgen. Etwas zischte haarscharf an meinem Ohr vorbei und bohrte sich neben mir in die Wand. Ich fuhr herum. Der Kerl, der ein Messer nach mir geworfen hatte, stand einen Augenblick perplex, offenbar war er nicht gewöhnt, sein Ziel zu verfehlen. Es war ein Bursche wie ein mittlerer Kleiderschrank, und so wollte ich kein Risiko eingehen. Ich stürmte auf ihn los, nahm in letzter Sekunde den Kopf herunter. Ich traf ihn genau da, wo ich wollte. Er flog zurück und Phil direkt in die Arme, der ihm liebevoll eine Smith & Wesson in die Rippen stieß.
    Er
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