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0100 - Die Schule der Dämonen

0100 - Die Schule der Dämonen

Titel: 0100 - Die Schule der Dämonen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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die Achseln. »Mein Gott, ihm wird doch nichts passiert sein? Wo er hingefahren ist… ich habe keine Ahnung. Doch, warten Sie. Er hat etwas gesagt. Wie war das doch noch? Ah ja, ich hab’s wieder. Ich fahre jetzt in das Land, wo der Champagner fließt, hat er gesagt. Können Sie sich darunter etwas vorstellen, Herr Professor?«
    Zamorra kannte zwar das sprichwörtliche Land, in dem Milch und Honig fließen sollten, die Champagneranspielung sagte ihm jedoch nichts.
    »Wann ist er weggefahren, Madame?« wollte er wissen.
    »Vorgestern, vorgestern morgen. Ich habe ihn gesehen, als er in seinen Simca stieg.«
    »Vorgestern also«, wiederholte Zamorra murmelnd. Etwas anfangen konnte er mit dieser Information allerdings auch nicht. Ein Gedanke kam ihm.
    »Sagen Sie, Madame — wenn Sie immer Monsieur d’Avallons Wohnung instand halten, dann haben Sie doch sicherlich auch einen Schlüssel, oder?«
    »Den habe ich, ja.«
    Befriedigt nickte Zamorra. »Würden Sie uns mal in seine Wohnung lassen? Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, wohin er gefahren ist.«
    Die Hausmeisterin machte ein bedenkliches Gesicht. »Ich weiß nicht, Monsieur. Das käme mir beinahe so vor wie… wie Einbruch.«
    Üblicherweise half es in solchen Fällen, Widerspenstigen ein kleines Trostpflästerchen für das verletzte Gewissen in Form eines mehr oder wenigen großen Geldscheins anzudienen. Bei dieser Frau kam ein derartiger Überredungsversuch jedoch nicht in Frage. Sie würde tödlich beleidigt sein. Zamorra appellierte deshalb an ihr Verantwortungsgefühl gegenüber d’Avallon.
    Der Appell half. Madame Dabouille kehrte kurz in ihre Wohnung zurück und kam dann mit d’Avallons Wohnungsschlüssel wieder. Mit dem Aufzug fuhren sie nach oben, und die Hausmeisterin öffnete die Tür des Apartments.
    Es war ein großer Wohn-/Schlafraum nebst kleiner Küche und großem Bad. Die Einrichtung erwies sich als gediegen und geschmackvoll. Ordnung und Sauberkeit waren Trumpf.
    Unter einem der straßenwärts gelegenen Fenster stand ein kleiner englischer Sekretär, ein echtes Schmuckstück von beträchtlichem Wert. Penibel zusammengelegt waren auf der Platte diverse Papiere und Zeitungen zu sehen.
    Zamorra blickte Madame Dabouille an und deutete auf den Sekretär. »Sie gestatten?«
    Die Frau machte kein sehr glückliches Gesicht, nickte aber. »Darum sind wir schließlich hier eingedrungen, nicht?«
    Und als der Professor dann auf den Sekretär zuging, passierte es.
    Das Amulett auf seiner Brust fing an, sich zu erwärmen.
    ***
    Völlig aufgelöst stürmte Marie Jardin in die Praxis von Doktor Delecourt.
    »Doktor, Sie müssen mir helfen. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Ohne Sie bin ich verloren.«
    Lächelnd blickte ihr der Arzt entgegen. Delecourt sah ungemein vertrauenerweckend und würdig aus. Er hätte viel eher als Chefarzt in eine große Klinik gepaßt. Männer wie ihn erwartete man üblicherweise in einer Kleinstadt wie Limaux nicht.
    »Na, na«, sagte er väterlich zu dem jungen Mädchen, »so schlimm wird es ja wohl nicht sein. Außer Krebs ist so ziemlich alles heilbar.«
    »Das ist es nicht, Herr Doktor«, stöhnte Marie Jardin und fuhr sich fahrig über die Stirn. »Ich… ich kriege ein Kind!«
    »Das ist der Lauf der Welt«, erwiderte Delecourt weise.
    »Doktor, Sie verstehen mich nicht!« Das Mädchen schrie die Worte fast. »Ich kann… ich darf dieses Kind nicht kriegen!«
    »So? Warum denn nicht?« Der Arzt deutete auf einen Stuhl. »Setz dich erst einmal, Marie.«
    Das Mädchen, landläufig hübsch, gerade sechzehn geworden, aber schon sehr gut entwickelt, nahm Platz.
    »Begreifen Sie doch, Herr Doktor«, sagte sie hektisch. »Ich bin nicht verheiratet. Die Leute, meine Eltern… sie werden mich totschlagen, wenn Sie es erfahren.«
    »Verstehe«, nickte der Doktor. »Du willst, daß ich eine Abtreibung vornehme?«
    »Ja! Doktor, es ist eine Zumutung für einen Mann wie Sie, aber…«
    Delecourt lächelte. »Eine Zumutung, Marie? Aber nicht doch! Komm, wenn du willst, fangen wir gleich an.«
    ***
    Ruckartig blieb Zamorra mitten im Apartment stehen.
    Böse Mächte waren in der Nähe!
    Wo? Hier im Apartment André d’Avallons?
    Diese Frage konnte er gleich verneinen. Die Wärmeentwicklung des Amuletts war zu schwach. Die Ursprungsquelle der finsteren Aura, die der Talisman aufgenommen hatte, lag außerhalb der Wohnung, wahrscheinlich sogar außerhalb des Hauses.
    »Chef!«
    Nicole sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte natürlich
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