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01 - So nah am Paradies

Titel: 01 - So nah am Paradies
Autoren: Nora Roberts
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ehrgeiziger
    Bestrebungen nach höheren Ämtern. Nun musste sich Alana ihm gegenüber behaupten.
    Und sie würde es auch. Sie würde ihn mit Informationen füttern. Aber die Geheimnisse, die sie geheim halten wollte, würden tief in ihr verschlossen sein. Und nur sie besaß den Schlüssel dazu.

Als Tochter von herumziehenden
    Unterhaltungskünstlern hatte sie zumindest gelernt zu spielen. Sie musste Dorian Crosby nichts weiter als eine gelungene Vorstellung liefern.
    Sag nie die ganze Wahrheit, Mädchen. Die will doch niemand hören. Das hätte ihr Vater dazu gesagt. Und genau daran, dachte Alana lächelnd, werde ich mich die nächsten Monate halten.
    Dorian verfluchte den Regen, als er wieder den Arm hinausstrecken musste, um mit einem schon nassen Lappen über die Windschutzscheibe zu wischen.
    Der Scheibenwischer auf einer Seite arbeitete nur noch mit einem gelegentlichen Rucken, der auf der anderen Seite rührte sich schon gar nicht mehr.
    Eiskaltes Regenwasser lief ihm in den Ärmel. Und wieder stieß Dorian einen Fluch aus.
    Es gibt Schlimmeres, redete er sich ein, obwohl ihm eigentlich nichts dazu einfiel. Aber immerhin war er im Begriff, sich in ein Projekt zu stürzen, hinter dem er schon seit drei Jahren her war. Alana O'Hara Rockwell hatte sich offensichtlich dazu entschlossen, so viel Geld wie möglich aus dem Verlag herauszupressen.
    Eine gerissene kleine Lady. Sie hatte sich einen der begehrtesten und reichsten Rennfahrer geangelt, obwohl sie selbst noch fast ein Kind gewesen war. Nicht einmal neunzehn Jahre alt, hatte sie sich schon, mit Nerzen und Diamanten überladen, im Kasino von Monte Carlo amüsiert. Es gehörte nie viel Anstrengung dazu, das Geld eines anderen auszugeben. Das hatte ihm seine Exfrau in ihrer - zum Glück nur achtzehn Monate dauernden -

Ehe gezeigt.
    Aber so waren Frauen eben: äußerlich hilflose, verletzbare Wesen, bis sie erst ihre Krallen ausgestreckt hatten. Um sich dann wieder von ihnen zu befreien, musste man schon etwas bluten. Und wenn man klug war, erinnerte man sich dann von Zeit zu Zeit an diese Narben, um sich nie mehr etwas vormachen zu lassen.
    Erneut fluchte Dorian über den Regen. Wieso hatte sich Chuck Rockwell nur in dieser verlassenen Gegend Virginias niedergelassen? Aber
    wahrscheinlich hatte ihn seine kleine Lady zu diesem Kauf überredet.
    Was für eine Frau war sie? Um eine Biografie über den Mann schreiben zu können, musste er auch die Frau verstehen. Das ganze erste Jahr über nach ihrer Hochzeit hatte sie Rockwell wie eine Klette auf jedes Rennen begleitet, und dann hatte sie sich einfach nicht mehr sehen lassen. Wahrscheinlich hatte sie keine Lust auf den Geruch von Benzin und rauchende Reifen gehabt, und so hatte sie sich weder bei den Siegen noch Niederlagen ihres Mannes auf den Tribünen gezeigt. Vor allem aber war sie nicht bei seinem letzten Rennen gewesen.
    Das, bei dem er den Tod fand. Dorian hatte gehört, dass sie erst drei Tage später auf der Beerdigung aufgetaucht sei
    und nicht ein Wort gesagt habe. Und sie habe nicht einmal eine Träne verloren.
    Sie hatte eine Goldader geheiratet und hatte seine Untreue hingenommen. Geld, das war die einzige Erklärung. Und nun, als seine Witwe, brauchte sie in ihrem ganzen Leben keinen Finger mehr zu rühren.
    Nicht schlecht für eine kleine Sängerin, die es nie weiter als bis zu Hotelhallen und zweitklassigen Clubs geschafft hatte.
    Dorian musste auf Schritttempo hinunterschalten, als er in den schlammig aufgeweichten Weg einbog, der durch einen abgenutzten Briefkasten mit der Aufschrift „Rockwell" markiert war. Offensichtlich verschwendete die Lady ihr Geld nicht mit der Wartung ihres Anwesens. Wieder wischte er über die Windschutzscheibe. Der Wagen holperte nur so über die Löcher und Furchen des Weges. Als Dorian seinen Auspuff über die Erde schrammen hörte, verfluchte er nicht mehr den Regen, sondern Alana.
    Ihr Schrank war voll mit Pelzen und Seide, aber für eine einfache Straßeninstandsetzung rückte sie keinen Pfennig heraus.

    Vor ihm tauchte das Haus auf. Doch es war nicht der eindrucksvolle, imposante Landsitz, den er erwartet hatte. Es wirkte im Gegenteil gemütlich und einladend, so wie der Schaukelstuhl vorn auf der Veranda. Die Fensterläden waren blau gestrichen und hoben sich freundlich von den weißen Rahmen ab. Auch wenn das Haus einen neuen Anstrich nötig hatte, so wirkte es doch nicht heruntergekommen.
    Aus dem Kamin stieg eine Rauchfahne, und unter dem Dachvorsprung
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