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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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verletzen. Deshalb dauerte es noch eine geraume Weile, bis der Knoten endlich geöffnet war. Ächzend wälzte der Bücherwurm sich wieder auf den Rücken und setzte sich auf. Er rieb seine Hände aneinander. Dann nahm er mir die Schere aus der Hand und machte sich an seinen Fußfesseln zu schaffen.
    Nachdem auch das letzte Stück Seil gefallen war, beugte er sich vor und massierte seine Knöchel.
    »Eine ganze Nacht in diesem Zustand zuzubringen, ist nichts mehr für jemandem in meinem Alter«, stöhnte er.
    »Sie haben die ganze Nacht hier gelegen?«, staunte ich mit aufgerissenem Mund. »Aber dann waren Sie ja gar nicht ...«
    »Ganz richtig, ich war überhaupt nicht zu Hause. Was von euch natürlich keiner gemerkt hat.«
    »Ich bin früh ins Bett gegangen«, entschuldigte ich mich. »Und außerdem ...«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, beschwichtigte er mich. »Wir sind alle drei Einzelgänger. Da kann so etwas schon mal passieren.«
    Langsam zog er sich mit einem Arm an der Schreibtischkante hoch und ließ sich mit einem Ächzen in seinen Drehstuhl fallen.
    »Was ist denn überhaupt passiert?«, wollte ich wissen.
    »Unangenehmer Besuch«, murmelte er und tastete nach einem halb gefüllten Wasserglas, das gefährlich wackelig auf einem Bücherstapel balancierte. Er trank es in einem Zug aus.
    »Besuch?«, fragte ich. »Und warum hat man Sie gefesselt und geknebelt? War das ein Raubüberfall?«
    »Nicht so viele Fragen auf einmal«, wehrte der Bücherwurm ab. Er streckte mir das leere Glas hin. »Bist du so nett?«
    Ich füllte es mit Mineralwasser aus dem kleinen Kühlschrank in der Ecke auf. Gierig leerte er es erneut. Während ich ein zweites Mal nachschenkte, wühlte er in den Papieren auf seinem Schreibtisch herum.
    Ich konnte meine Neugier nicht verbergen. »Warum hat man Sie denn überfallen?«
    Er drehte sich wieder zu mir und musterte mich lange und prüfend. Ich hielt seinem Blick stand. Vielleicht würde ich jetzt erfahren, worum sich seine eigentlichen Geschäfte drehten. Schließlich nickte er fast unmerklich. »Sie sind hinter den ›Vergessenen Büchern ‹ her«, sagte er langsam.
    »Den Vergessenen Büchern?«
    Der Bücherwurm sah mit einem Mal sehr müde aus. Er nickte. »Das ist eine lange Geschichte. Und mein Wissen darüber ist auch nur bruchstückhaft.« Er suchte nach einer bequemeren Sitzposition. »Hast du schon einmal etwas von der Bibliothek von Córdoba gehört?«
    Córdoba lag in Spanien, soviel wusste ich.
    »Große Teile Spaniens waren vor über 1000 Jahren von den Arabern besetzt«, fuhr der Bücherwurm fort. »Viele ihrer Herrscher liebten die Künste und die Wissenschaften. So auch der Emir von Córdoba. Er ließ aus der ganzen damals bekannten Welt Manuskripte zusammentragen. So entstand eine Bibliothek, die manche mit der legendären Bibliothek von Alexandria vergleichen.«
    »Das war doch einmal die größte Bibliothek der Welt«, warf ich ein, denn ich hatte kürzlich etwas darüber gelesen.
    Der Bücherwurm nickte. »So sagt man. Aber Córdoba kann nicht viel kleiner gewesen sein, schenkt man den Zeitzeugen Glauben. Auf jeden Fall ereilte die Bibliothek dort dasselbe Schicksal wie in Alexandria – sie wurde zerstört. Nun war Córdoba keine Bibliothek, wie wir sie heute kennen. Sämtliche Texte waren von Hand auf Papyrus oder Pergament geschrieben. Manche davon waren zusammengebunden und ähnelten den späteren Büchern; die meisten Manuskripte allerdings bestanden aus Rollen.«
    Erneut nahm er einen Zug aus dem Wasserglas. »Das Merkwürdige ist nun, dass es in der Bibliothek von Córdoba nach der Überlieferung einiger Zeitzeugen auch einige wenige richtige Bücher gegeben haben soll.«
    »Mehrere Jahrhunderte vor der Erfindung des Buchdrucks?« Ich blickte den Bücherwurm erstaunt an. »Das ist doch unmöglich!«
    »Vielleicht.« Er machte eine vage Handbewegung. »Vielleicht auch nicht. Mit Sicherheit kann das niemand sagen. Alles, was wir wissen, spricht dagegen. Aber wenn es um die Vergessenen Bücher geht, gibt es viele ungelöste Rätsel. Es kann natürlich sein, dass es sich lediglich um gebundene Pergamentblätter gehandelt hat. Auf jeden Fall gibt es Überlieferungen, in denen von den Gefahren die Rede ist, welche diese Bücher in sich bergen. Die alten Geschichten berichten, dass die Vergessenen Bücher dem, der sie besitzt, große Macht verleihen. Aus diesem Grund waren sie schon zu jener Zeit nur einer kleinen Handvoll Gelehrter zugänglich. Als Cordoba
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