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0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht
Autoren: Traute Maahn
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getötet habt, steht noch nicht fest. Mit den Frauen, die damals auf den Scheiterhaufen als Hexen verbrannt wurden, habe ich Mitleid. Vor euch Bestien aber, die die Rache und der Haß aus euren Seelen gemacht haben, empfinde ich nur Abscheu und Verachtung. Aber es gibt noch eine Macht, vor der ihr zittert und die euch zerstören kann. Die gute Macht Gottes, die euch immer und überall besiegen und zerstören kann. Deshalb…«
    Er erstarrte, als er neben sich blickte. Der Beifahrersitz war leer.
    Was war das nun schon wieder für eine Mystik? Hatte sie sich unsichtbar gemacht?
    »Wo bist du, Seele der Maud Prescott?« fragte er.
    Er bekam keine Antwort.
    »Zeige dich mir«, befahl er. »Sind wir auf dem richtigen Weg zu Harriet Gilbert, Nicole Duval und June Atkins? Antworte mir.«
    Aber es war still. Die Hexe hatte sich empfohlen. Sie hatte ihn genarrt und war verschwunden, um sich allein, ohne ihn, wieder mit ihren Schwestern zum grausigen Tun zu vereinen.
    Zamorra unterdrückte einen Fluch.
    Was sollte er jetzt anfangen? Wo sollte er suchen?
    Ich habe den Überlegenen gespielt und war mir meiner Sache ganz sicher, dachte er, aber eine Hexe kann man nicht behandeln wie eine Schwerverbrecherin. Für Hexen gelten andere Gesetze.
    Seine Angst galt den drei Frauen. Was würden die noch übrig gebliebenen sechs Hexen — bald würden es sieben sein, wenn Maud Prescott wieder zu ihnen stieß — mit ihnen tun? Er befürchtete das Allerschlimmste.
    Vor ihm tauchte an einer scharfen Kurve eine Polizeistation auf. Er blinkte und steuerte sie an. Aber was er dort fragen wollte, war ihm selbst nicht klar. Er konnte ja schlecht von den Beamten wissen wollen, ob sie nicht einige Hexen gesehen hatten!
    ***
    Radegonde winkte Harriet Gilbert. Die Diva gehorchte sofort, denn vor der Oberhexe hatte sie am meisten Angst.
    Ja, zeitweise hatte sie sich als eine der Hexen gefühlt, ebenbürtig und genauso mächtig wie sie. War es ihr doch gelungen, nur mit der Berührung ihrer Fingerspitzen den Taxifahrer von Santa Monica zu ermorden.
    Aber die Angst war wiedergekehrt, seit die Assistentin des Parapsychologieprofessors, diese bildhübsche Französin, ihr ihre Version erzählt hatte.
    Daß es den Hexen nur um sie ging, um die Nachfahrin von Eve Livermore.
    Daß sie sie töten wollten, um endlich ihre Rachegelüste erfüllt zu sehen!
    Noch immer wollte und konnte Harriet nicht daran glauben. Hatte sie nicht ein klares Abkommen mit Radegonde getroffen? Sie wollte nicht bis zum letzten Blutstropfen ausgesaugt werden und das Schicksal ihres Sekretärs Gien Webster erleiden — zusammenschrumpfen zur Größe einer Puppe. Nein, Sie wollte lieber ihre Schönheit behalten, die Bißmale auf dem Hals herumtragen und den Hexen Tribut zollen. Zwei junge, schöne Frauen sollten die Opfergabe sein.
    June Atkins gönnte sie den grausigen Tod. Sie haßte dieses Mädchen, das sich erdreistete, ihren Platz zu beanspruchen. Aber obwohl sie eine ganz ansprechende Figur und zwei feste Brüste hatte ----- an die Idealformen einer Harriet Gilbert würde sie niemals heranreichen. Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein? Und warum ließ sich Don Kelly von ihrem Gesicht so beeindrucken? Weil June neun Jahre jünger war als sie?
    Pah, auch Don Kelly würde bestraft werden. Sie war jetzt mächtig und konnte jeden vernichten, der ihr je weh getan oder an ihr gezweifelt hatte.
    Sie stand jetzt — naß vom Bad — vor Radegonde.
    Grüne Lichter sprühten ihr aus den Augenhöhlen der Hexenanführerin entgegen.
    Ahnungslos deutete Harriet auf den Holzstoß, den die Hexen auf der Terrasse aufgeschichtet hatten. »Ihr wollt sie verbrennen?« fragte sie und leckte sich über die vollen Lippen, die jetzt erschreckend violett aussahen.
    »Wir werden ein Flammenopfer haben!« sagte Radegonde. Die grünen Lichter wurden heller, gleißender. »Komm weiter. Wir schließen einen Kreis um dich.«
    »Um mich?« Das Gesicht der Diva verlor jeden Blutstropfen. »Doch nicht um mich.« Sie deutete auf die immer noch gefesselte June Atkins, die am Rande des Beckens lag. »Ihr verwechselt mich mit der da.«
    »Tritt in den Kreis«, befahl die Oberhexe. Als Harriet sich nicht rührte, kamen zwei der Dämonenweiber und zerrten die fast nackte Frau neben den Holzhaufen.
    Dann schlossen die Hexen den Kreis um sie.
    Sie begannen einen schaurig derben, unmelodiösen Tanz, Sie stampften mit den Knochenbeinen auf den Boden und stießen ein schrilles Geheul aus.
    Harriet Gilbert konnte
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