Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0099 - Hexennacht

0099 - Hexennacht

Titel: 0099 - Hexennacht
Autoren: Traute Maahn
Vom Netzwerk:
riefen sie dem Rover zu. »Wo übernachten wir denn nun?«
    Micky Pool grinste. Es war für die Wölflinge die erste Wochenendfahrt mit Übernachtung unter freiem Himmel. Er konnte sich noch gut erinnern, wie stolz er damals gewesen war, als er als Wölfling bei Sternengeflimmer einschlafen konnte.
    »Dort drüben ist eine alte Ruine, Wölflinge«, rief er. »Wir befinden uns hier auf dem Gebiet einer alten Mine. Hier wurde vor etlichen Jahren Steinkohle gefördert.«
    Den Jungen glitt ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie waren nicht aus Kirkley, sondern aus einem Dorf etwa dreißig Meilen entfernt und hatten noch nie von dem Gerede gehört, das sich mit dem alten Gemäuer befaßte.
    »Worauf warten wir noch?« Der rothaarige Joe drängte sich vor. Er ächzte unter dem Gewicht eines tragbaren Fernsehgerätes, das von Batterien gespeist wurde. »Es ist bald zweiundzwanzig Uhr, und da beginnt die Übertragung des Baseballs-Matchs zwischen den Hot-Springs und den Boys von Great Falls!«
    Jetzt hatten die Jungen es auf einmal sehr eilig. Dieses Spiel durften sie nicht verpassen.
    Micky Pool ging voraus. Sie stapften im Gänsemarsch über eine Wiese mit hohen Gräsern. Irgendwo in der Nähe flatterte erschrocken ein Vogel auf. Dann hatten sie das Gemäuer erreicht.
    »Na also, wir haben es geschafft!« Micky sah auf die Armbanduhr mit Leuchtzeigern. »Fünf vor zehn. Such dir einen Platz, Joe, und stell den Kasten an.«
    Das ließ der kleine, rothaarige Joe sich nicht zweimal sagen. Er setzte das Gerät ab, zog die Ferritantenne hoch und begann, den Sender einzustellen.
    Die anderen Jungen machten inzwischen Quartier für die Nacht. Sie legten Decken auf den Hof der Ruine, — hübsch im Kreis, wie sie es von Rover gelernt hatten. In der Mitte ließen sie einen freien Platz übrig. Schon die Siedlertrecks der Pionierzeit hatten sidi so gegen Indianerangriffe geschützt.
    »Verdammt«, schrie Joe wütend. »Da ist ’ne Störung drin, Männer. Der großkotzige Teufel soll doch dieses dreckige Gerät holen!«
    Was war das? Ein Heulen lag in der Luft, ein Gewisper… und auf dem Bildschirm rauschte es. Eiförmige Kreise wogten auf und ab wie zitternde Spiralen.
    »Laß mich mal ran, Joe.«
    Während die Jungen Holz für ein Lagerfeuer übereinanderschichteten, drängte Micky den rothaarigen Boy zur Seite und versuchte den Sender einzustellen.
    »Hast du den Apparat mal fallenlassen?« fragte er stirnrunzelnd.
    »Ich? Du spinnst wohl. Den habe ich von meinem Taschengeld und meinem Verdienst als Golfcaddy zusammengespart. Den lasse ich doch nicht fallen«, rief Joe entrüstet.
    »Allmächtiger!« rief Micky. »Warum kriegen wir dann keinen Sender rein?«
    Es war wie ein Spuk: Kaum hatte Micky Pool ›Allmächtiger‹ gesagt, da war das Bild gestochen scharf.
    Man sah das Spiel im Sportstadion in Hot Springs und die beiden Mannschaften auseinanderlaufen.
    »Es hat noch nicht angefangen!« Joe leckte sich über die Lippen. Das Lagerfeuer brannte, und behaglich setzten sich die Scouts auf ihre Decken, holten Kekse und Limobüchsen aus den Rucksäcken und verfolgten aufgeregt den Beginn des Spiels, eifrig kauend und schmatzend.
    Wie gebannt blickten die Augen der jungen Pfadfinder auf den Bildschirm.
    Sie waren so fasziniert vom Geschehen, daß sie die Schatten nicht bemerkten, die wie Wogen des Unheils näherwallten, — sie nahmen auch nicht wahr, wie sich knochige Gestalten hinter ihnen aufstellten, die Arme wie zum Zustoßen bereit, und stumm verharrten.
    Die Jungen, körperlich müde vom langen Marschieren, fühlten sich wohlig ermattet. Sie sanken zurück, immer noch auf den Bildschirm starrend, aber manchen fielen schon die Augen zu.
    Nur die wenigsten nahmen das Rauschen wahr, das aus weiter Ferne kam und langsam lauter zu werden schien.
    Die, die noch munter waren, spitzten die Ohren und sahen sich um. Doch es war nichts zu sehen.
    Plötzlich, mitten in einem spannenden Augenblick, als die Fänger von Hot Springs auf das Feld der Gegenseite zujagten, hörten sie ein gellendes Hohngelächter.
    Die Scouts, die schon im Einschlafen waren, glaubten, daß Joe versehentlich am Sender gedreht hatte.
    Auf dem Bildschirm waren auf einmal Farben zu sehen, die an einen Regenbogen erinnerten.
    »Hej«, rief Joe empört, »was ist denn nun schon wieder los? Dieser Wellensalat ist doch…«
    Da, plötzlich war das Bild wieder klar. Die Luft war erfüllt von leisem, schrillen Gekicher.
    Das Rauschen klang nun eher wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher