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0099 - Die Lava-Falle

0099 - Die Lava-Falle

Titel: 0099 - Die Lava-Falle
Autoren: Richard Wunderer
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fragte ich erschrocken. »Schlaganfall? Oder war Surtur schneller als wir?«
    Elena lachte wütend auf. »Viel einfacher, Signor Sinclair, viel einfacher!« rief sie. »Er hat sich aus Angst vor den bösen Geistern sinnlos betrunken!«
    Ich ballte die Fäuste, daß sich meine Fingernägel in die Ballen gruben. Wieder ein Rückschlag, und ausgerechnet in diesem Moment knirschte es in Mauern und Decke. Die Lampe über dem Billardtisch schwankte heftig, die Kugeln rollten durcheinander und stießen klickend zusammen. Das Grollen folgte erst Sekunden nach dem Erdstoß.
    Ich beugte mich über den alten Mann und blickte ihn flehend an.
    »Reißen Sie sich zusammen!« schrie ich. »Sagen Sie mir, was Sie über den Ätna wissen! Kennen Sie ein Mittel, um den Dämon zu vernichten?«
    Er schüttelte den Kopf, und ich glaubte schon, er habe mich nicht verstanden. Doch dann sprach er, schleppend, aber verständlich. Das Erdbeben hatte die Alkoholnebel aus seinem Gehirn vertrieben.
    »Surtur… kann man… vernichten…«, murmelte er. »Die alten Sagen und Legenden künden sein Erscheinen an! Er bedroht die ganze Insel! Sizilien soll in eine Lavawüste verwandelt werden, unter der die Menschen begraben liegen. Aber sie sollen nicht für immer in ihrem Grab ruhen. Surtur wird sie wiedererwecken und ausschicken, damit sie die Macht der Hölle ausbreiten.«
    Ich wandte mich aufgeregt an Elena. »Haben Sie ihm das erzählt?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Das war für mich endlich ein Beweis, daß der alte Mann tatsächlich ein Eingeweihter war. Außer uns wußte nämlich niemand, was der Feuerdämon plante.
    »Wie kann ich Surtur bannen!« rief ich eindringlich. »Sagen Sie es mir!«
    Der alte Mann stemmte sich ächzend hoch. »Steigt in den Krater, in dem Surtur haust«, sagte er. Das Lallen war verschwunden. Die Worte kamen klar und gut verständlich aus seinem Mund. »In einer Seitenkapelle des Doms hängt ein Gefäß mit Weihwasser vor einem Bild des Ätna. Das Gefäß ist älter, viel älter als der Dom, auch sein Inhalt. Niemand weiß, wer es dort aufgehängt hat. Dieses Gefäß mußt du in den Krater bringen und in Surturs Nähe zerschlagen! Mehr kann ich dir nicht sagen. Aber merke dir, direkt vor Surtur muß das Glas platzen, sonst ist alles vergeblich. Und wenn du einmal die kostbare Flüssigkeit vergeudet hast, kannst du sie nicht ersetzen. Niemand kennt die Zutaten, die ein heiliger Mann vor unvorstellbar langer Zeit gemischt hat.« Ein trockener Husten schüttelte den ausgemergelten Körper. »Ich sehe mehr als andere Menschen«, rief der alte Mann keuchend. »Ich sehe, daß es noch in dieser Nacht geschehen muß. Wenn der erste Sonnenstrahl auf den Grund des Kraters fällt, hat Surtur seine volle Kraft erlangt. Dann hilft auch die geweihte Flüssigkeit nicht mehr! Darum beeile dich, John Sinclair! Beeile dich! Das Schicksal unserer Insel liegt in deinen Händen!«
    Er stieß einen langen Seufzer aus und sank nach hinten. Schon fürchtete ich, die Aufregung wäre zuviel für ihn gewesen, doch lange, gleichmäßige Atemzüge verrieten, daß er vor Erschöpfung eingeschlafen war.
    Vor der Bar ertönten drei Hupzeichen.
    Ich stürmte hinaus. Jane winkte aufgeregt.
    »Suko meldet, daß sich die Untoten in der Stadt verteilt haben!« rief sie mir entgegen. »Bei Bill sind sie noch nicht aufgetaucht. Sieht so aus, als hätten sie es auf uns abgesehen.«
    Ich blickte mich unbehaglich um.
    »Nichts zu sehen! Wir müssen uns beeilen! Ich kenne jetzt das Mittel gegen Surtur! Aber wir dürfen uns durch nichts mehr aufhalten lassen!«
    Ich ließ Jane ans Steuer, damit ich während der Fahrt über Funk mit Capitano Alfieri Verbindung aufnehmen konnte. Der Capitano mußte uns die nötige Ausrüstung besorgen, damit ich nicht nur in den Krater, sondern nach Möglichkeit auch wieder heil heraus kam!
    Eine komplette Bergsteiger- und Lebensrettungsausrüstung für Vulkanologen. Und das um Mitternacht! Ich beneidete den Capitano nicht um seine Aufgabe.
    ***
    Zu allererst mußte ich das Gefäß mit der kostbaren Flüssigkeit bergen. Der alte Mann, der wahrscheinlich die von Generation zu Generation vererbten Geheimnisse um den Ätna bewahrt hatte, war bei einer sehr allgemeinen Beschreibung geblieben. Ich hoffte dennoch, die Ampulle oder Flasche zu finden. Das Gemälde des Ätna war ein deutlicher Hinweis.
    Gleich darauf trafen wir auf die ersten Schwierigkeiten. Der Dom war verschlossen.
    »Daran hätte ich sofort denken können«,
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