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0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche
Autoren: Jason Dark
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war der Ghoul gesehen worden.
    Suko und Shao wandten sich nach links.
    Sie gingen sehr langsam. Shao blieb einen halben Schritt hinter Suko. Beide beobachteten sie die Grabreihen rechts und links des Weges. Auf dem alten Teil des Totenackers wuchsen hohe Trauerweiden, deren Zweige Dächer bildeten, die an Kuppeln erinnerten. Jeder Zweig oder Ast war mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, ebenso die Grabkreuze- und steine auf dem anderen Teil des Friedhofes.
    Es war still.
    Keine Tierstimme, kein Laut, kein Blätterrascheln, nur die Schritte der beiden Menschen auf dem gefrorenen Boden.
    Eine unheimliche Atmosphäre.
    Suko blieb stehen.
    »Was ist?« wisperte Shao.
    Ihr Freund deutete auf den schmalen Weg, der in die Grabreihen hineinstach. »Den nehmen wir.«
    Sie gingen in die Richtung. Buschwerk friedete das Gräberfeld ein. Die harten Zweige streiften ihre Beine. Die Gräber hier waren zum Teil eingesunken. Sie mußten erst noch nachbearbeitet werden. Überhaupt war es schwierig, bei dieser Kälte ein Grab zu schaufeln. Suko wußte, daß manch letzte Ruhestätte in den Boden gesprengt wurde.
    Es war noch gar nicht so lange her, da hatte Suko auch auf einem Friedhof gestanden, wo es dann zu einer schicksalhaften Begegnung mit Myxin, dem Magier, gekommen war. [2] Irgendwie wurde Suko jetzt an den Fall der Schattenfresser erinnert.
    »Wo ist es denn gewesen?« fragte Shao leise.
    Der Chinese hob die Schultern. »Keine Ahnung. Irgendwo auf dem neuen Teil.«
    »Wir sollten zu den frischen Gräbern gehen«, schlug Shao vor. Sie tippte Suko auf die Schulter und deutete mit einer Hand nach rechts. »Ich glaube dort.«
    Der Chinese strengte seine Augen an. Shao hatte recht. Jetzt sah auch er die frisch aufgeworfenen Hügel.
    »Komm«, sagte er nur.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Shao.
    Suko lächelte. »Das brauchst du nicht. Ich bin ja bei dir.«
    »Trotzdem. Da in dem Sarg. Du… du hast mich ja nicht näher herangehen lassen, aber es muß schlimm gewesen sein.«
    Der Chinese gab keine Antwort. Die ganze Wahrheit konnte er Shao nicht sagen. Am besten war es, wenn auch er sie aus seinem Kopf verdrängte. Für ihn stand nur fest, daß Grimes, der Ghoul, gefunden werden mußte, bevor er noch weiteres Unheil anrichtete. Der Blick in den Sarg hatte Suko genügt. Jetzt wurde auch ihm klar, daß manche Ghouls selbst von Dämonen gemieden wurden.
    Sie erreichten eine Reihe frischer Gräber. Die Erdhügel waren gefroren. Kränze und Blumen knisterten vor Eis. Dicker Reif lag auf den Tannenzweigen.
    Bei den ersten beiden Gräbern sahen Suko und Shao nichts besonderes. Auch beim dritten Grab nicht. Das vierte jedoch sah anders aus. Hier hatte jemand versucht, den harten Erdhügel abzutragen. Dabei mußte er gestört worden sein; denn die Schaufel lag quer über dem Weg. Der Schänder hatte es nicht geschafft, bis an den Sarg zu kommen. Und das war gut so.
    Aber wo steckte Grimes?
    Suko schaute sich nach allen Seiten um. Dunkel lag der Friedhof vor seinen Augen, doch keine Spur von dem Ghoul. Er war nirgendwo zu entdecken, hatte nur seine Spuren hinterlassen, das war alles.
    »Da sind noch zwei Gräber«, sagte Shao plötzlich.
    »Wo?«
    Das Chinagirl war zwei Schritte zur Seite gegangen. Sie stand neben dem aufgeworfenen Hügel und zeigte schräg zu Boden.
    Suko schritt ebenfalls um das Grab herum und blieb neben Shao stehen. Zwei Gräber waren schon ausgehoben. Sie lagen allerdings nicht frei vor ihnen. Planken deckten sie ab. Auch auf ihnen lag eine dünne Eisschicht.
    Die Gräber waren wahrscheinlich für die am nächsten Tag stattfindenden Beerdigungen ausgehoben worden.
    »Sie sind sicherlich leer«, versuchte Suko.
    »Schau doch mal nach.«
    »Das werde ich auch.«
    Der Chinese bückte sich und hob die erste Planke hoch. Er schleuderte sie zur Seite. Sie zweite folgte, dann die dritte.
    Das Grab lag frei.
    Shao schaute zuerst hinein – und fuhr mit einem grellen Schrei zurück.
    Aus der Tiefe des Grabs schoß eine schleimige Schreckengestalt.
    Ein Ghoul!
    ***
    Der alte Buck Bannister stopfte sich erst seine Pfeife, bevor er anfing zu reden. »Also die Sache ist die«, sagte er und zog so kräftig an der Pfeife, daß die Funken stoben und über dem Kopf zerknatterten. »Die Kutsche gehört eigentlich zum Schloß. Und Eigentümer dieses Schlosses war der Count of Montano. War deshalb, weil er nicht mehr am Leben ist.«
    »Ist er ermordet worden?«
    »Nein, Selbstmord. Er hat sich von der Burgmauer gestürzt. Er konnte die
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