Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0094 - Die flammende Sonne

Titel: 0094 - Die flammende Sonne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
auch geblieben, wenn Gucky nicht neben Teleporter und Telekinet auch noch Telepath des Mutantenkorps gewesen wäre. Ohne, daß er es wollte, fing er die intensivsten Gedanken seiner nächsten Nachbarn auf. Meist ignorierte er sie und schaltete den Empfangsteil seines Gehirns wieder ab, manchmal aber lauschte er amüsiert.
    „Die Energiespeicher des Robotgärtners sind fast leer", sagte irgendwo östlich jemand zu seiner Frau.
    „Er schleicht nur noch so dahin und benötigt für das Begießen der Blumen fast eine Stunde."
    Gucky schüttelte den Kopf. „Faul sind diese Banausen", murmelte er mißbilligende „Ich bewässere meine Blumen und Rüben selbst."
    Seine Gedanken wanderten weiter und gelangten zu dem kräftig gebauten Mann, der im seichten Uferwasser des Sees lag und sich die Sonne auf den braunen Bauch scheinen ließ. Die roten Haarborsten waren naß und klebten am Kopf. Die Augen waren geschlossen, und es sah so aus, als schliefe der Urlauber.
    Das aber tat er keineswegs. Bully pflegte nicht im Wasser zu schlafen. Auch hier nicht, wo er des hohen Salzgehaltes wegen kaum untergehen konnte.
    „... kann man es schon aushalten", dachte er vergnügt und faul. „Ich hoffe, Rhodan bleibt noch eine Weile aus. Freyt kümmert sich um die Regierungsgeschäfte ..."
    Gucky richtete sich ein wenig auf und blickte über den verwilderten Garten seines rechten Nachbarn zum Seeufer hinab. Wahrhaftig, Bully lag im Wasser. Und wie es schien, war es doch nicht so seicht, wie es zuerst aussah. Hm.
    Vorsichtig setzte Gucky seine Kräfte an. So behutsam es ihm möglich war, schob er Bully langsam und unmerklich vom Ufer weg. Der Mann spürte es nicht, denn niemand faßte ihn an. Die telekinetischen Kraftströme ergriffen ihn und nahmen ihn einfach mit. So langsam, daß nicht einmal eine Wasserbewegung entstand. Gucky entblößte seinen einzigen Nagezahn und begann, sich köstlich zu amüsieren. Wenn Bully die Augen aufschlug, würde er eine Überraschung erleben. Es gab im Goshun-See keine Strömungen, auch war es völlig windstill. Es würde also ein Rätsel bleiben, wieso Bully abtrieb.
    Das Wasser trug wegen seines hohen spezifischen Gewichts unglaublich gut. Man hätte Zeitung lesen können, ohne unterzugehen. Bully war nun schon zweihundert Meter vom Ufer entfernt.
    Gucky grinste vor sich hin. Er ließ Bully los und sah zu, wie der geringe Ruck den Mann in langsam kreisende Bewegungen versetzte. Aber immer noch verhielt sich Bully ruhig und hielt die Augen geschlossen.
    Gucky stand nun ganz auf und watschelte schnell zum Ufer hinab. Er hielt die Hände trichterförmig vor den Mund und rief mit seiner schrillen, gellenden Stimme: „He! Bully! Wo willst du hin?"
    Bully schlug die Augen auf, sah sich verblüfft und erschrocken nach allen Seiten um, stieß einen Schrei aus und warf unwillkürlich die Arme hoch, als wolle er nach einem Halt suchen. Automatisch stellte er sich dabei hin, um Grund zu fassen.
    Es war kein Grund da. Bully ging unter wie ein Stein, tauchte aber sofort wie ein Korken wieder auf und stand bis zur Brust im Wasser.
    „Na warte!" brüllte er in Richtung Ufer und begann zu schwimmen. Es wollte ihm nicht so recht gelingen, denn immer wieder glitt sein Körper aus dem Wasser, und seine Hände zerteilten Luft statt Wogen.
    Langsam jedoch näherte er sich dem Ufer, wo Gucky in grinsender Erwartung stand und seiner harrte.
    „Du denkst wohl, du bist ein Dampfer, he?" fragte er, als Bully nur noch zehn Meter vom Ufer entfernt war. „Wenn du an eine süße Stelle des Sees kommst, ersäufst du wie eine Ratte."
    Bully fand Grund und watete ans feste Land. Er schüttelte drohend seine Faust.
    „Willst du mir vielleicht weismachen, ich wäre ganz von allein in den See hinausgetrieben?" schimpfte er, ohne einen Beweis für seine Vermutung zu besitzen. „Das warst du, alter Gauner..."
    „Immer ich!" entgegnete Gucky beleidigt und hoppelte in seine Gemüsebeete zurück. Die kleine Abwechslung hatte gutgetan, so harmlos sie auch gewesen sein mochte. „Wenn ich dich nicht geweckt hätte, wäre Rhodans Stellvertreter in der Salzsuppe ertrunken. Wie kann man nur in der Brühe baden?"
    „Besser als überhaupt nicht baden", erwiderte Bully anzüglich und begann, die Größe seines Grundstücks mit einem Dauerlauf abzumessen.
    „Meinst du mich?" fragte der Mausbiber mißtrauisch.
    „Wem die Jacke paßt...", ließ Bully alles offen und warf sich in den Liegestuhl der Veranda. Mißtrauisch beobachtete er Gucky, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher