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0091 - Lucifers Bücher

0091 - Lucifers Bücher

Titel: 0091 - Lucifers Bücher
Autoren: Kurt Brand
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Die spielt ihre Bewußtlosigkeit nur… Na, Tebaldi, beginnen Sie mit der Untersuchung, und versuchen Sie festzustellen, ob ich recht habe! Prego!«
    Der junge Mediziner, der erst vor drei Monaten sein Staatsexamen gemacht hatte, trat an das Bett und begann seine Untersuchungen unter den strengen Blicken seines Oberarztes. Die drei Ordensschwestern, die den Primär und seinen Anhang bei der Visite wie üblich begleiteten, traten ein wenig vor, weil sie auf einmal den gleichen Verdacht hatten, wie ihn der Oberarzt eben ausgesprochen hatte.
    »Ja, Dottore Emmanuele, sie simuliert. Diese Frau ist eindeutig bei Bewußtsein, aber sie versucht, es uns nicht zu zeigen.«
    »Und woran haben Sie das erkannt, Tebaldi?« wollte der Primär Emmanuele wissen, und ein Fachgespräch begann.
    Es endete mit der knappen Entscheidung: »Schwester Pia, sorgen Sie dafür, daß die Person in die ›Psichiatria San Agnese‹ geschafft wird.«
    Eine knappe halbe Stunde war Nicole Duval in einem Krankenwagen zur Irrenanstalt »San Agnese« unterwegs.
    Sie wußte, wohin sie gebracht wurde.
    Sie hörte alles, sah alles und verstand alles, nur war sie nicht in der Lage, es zu zeigen, und sie konnte sich nicht erklären, durch welche Umstände sie ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
    Als sich die Tore der Irrenanstalt von Florenz hinter ihr schlossen, war sie der Verzweiflung nahe, denn wer sollte sie finden?
    Sie, die Namenlose… die Hilflose…
    ***
    Domdonar schloß die Augen und lehnte sich ein wenig zurück.
    Das Kobaltblau im Seance-Raum pulsierte immer stärker. Es zeigte auf, welche unheimlichen Schwingungen sich hier austobten. Der weiche Strahlenkranz um Armlehnen und Rückenstützen der Sessel wurde zu einem harten Leuchten. Aus den dunklen Ecken schienen Kälte und der Geruch von Schwefel und Phosphor zu kriechen. Das Duftaroma der Hölle begann, sich um den Hellseher herum auszubreiten.
    Er streckte die Arme, ballte die Hände, öffnete die Fäuste wieder, doch die Finger blieben dann in Krallenstellung stehen.
    Das Gesicht Domdonars tauchte aus dem fürchterlichen Kaltblau auf.
    Weiß und bleich zugleich.
    Diabolisch das irisierende Feuer in den dunklen Augen, die die Kobaltbläue überstrahlten. Der Geruch von Schwefel und Phosphor wurde stärker, die Kälte auch. Die Wände begannen zu stöhnen, zu wimmern. Das knöcherne Sprechen von Verdammten wurde laut. Es umschloß den Hellseher, der sich langsam vom thronartigen Sessel erhob, die Hände in Richtung des nachtschwarzen Bodens stieß und dann dreimal kurz hinteinander ausrief: »Thremedar! Thremedur! Thremedon!«
    Die Welt schien in einer Orgie greller Blitze auseinanderzufliegen. Ein Donnergrollen, wie es noch niemand erlebt hatte, brüllte los. Im Inferno stand der überschlanke Domdonar unbeweglich und lauschend zugleich.
    »Thremedon…!«
    Aus dem Donnergrollen und dem Rasen der Blitze schob es sich lautlos und grinsend heran.
    Fratzen der Finsternis umgaben den Hellseher.
    Fratzen, die lebten! Fratzen, die sprachen. Mit Domdonar! Aber in einer Sprache, die kein Erdenbürger verstand.
    Er schien die Fratzen nicht zu sehen, und er schien ihr Sprechen nicht zu hören.
    »Zamorra…!« stieß er aus und wiederholte den Namen des Parapsychologen noch zwei weitere Male.
    Die Fratzen um ihn herum, Dämonengesichter, heulten jedesmal schauerlich auf, wenn er den Namen ausstieß. Sie drängten sich näher an Domdonar heran, als wollten sie ein Lob von ihm hören.
    Der Hellseher hatte nur Flüche für sie übrig. Flüche in einer unverständlichen Sprache.
    Als ob von innen her bestialische Kräfte versuchten, die Fratzen auszuhöhlen und auszusaugen, sie heulten in tierischem Wimmern auf, wanden sich im freien Schweben, wurden im Regen der grellen Blitze und im ununterbrochen anhaltenden Donnergrollen kleiner und kleiner, um plötzlich zu verschwinden.
    Wie ein Irrer begann Domdonar schallend zu lachen, und wie ein Irrer stieß er nun in einem fort den Namen des Professors aus.
    »Zamorra…! Zamorra…! Zamorra…«
    Das Donnern verhallte, der gräßliche Regen aus grellen Blitzen verschwand, Domdonar ließ sich in seinen thronähnlichen Sessel fallen und schrie noch einmal: »Thremedon…!«
    Dann gab es Domdonar nicht mehr.
    Der Seance-Raum lag nicht mehr im kobaltblauen Dunkel.
    Tageslicht fiel durch das schmale, aber hohe Fenster herein. Es zeigte einen Palazzo auf der anderen Straßenseite.
    Die Lehnen der beiden Sessel irisierten nicht mehr im gespenstischen
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