Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
ihr Herz durchbohrte, streckte sie sich.
    Eine verblüffende Wandlung ging mit ihr vor. Sie bekam das Gesicht eines Engels. Ihre schönen Züge glätteten sich und nahmen einen friedlichen, gelösten Ausdruck an.
    Die Bißwunden an ihrem Hals verblaßten und waren bald nicht mehr zu sehen. Auch das Brandmal auf ihrer Stirn verschwand, und sie hatte keine Vampirzähne mehr.
    Jack Garland ließ das Mädchen los. Er begab sich zu Edwige und legte seinen kräftigen Arm um ihre Schultern.
    »Es ist überstanden, Jill ist erlöst«, sagte er heiser.
    »Der Herr lasse sie in Frieden ruhen«, sagten die Männer, und sie waren froh, daß die unvermeidbare Aufgabe vollbracht war.
    ***
    Als ich um neun Uhr früh mein Büro betrat, kam meine Sekretärin Glenda Perkins um ihren Schreibtisch herumgehumpelt.
    »Was ist denn Ihnen zugestoßen?« fragte ich das attraktive schwarzhaarige Mädchen. »Sind Sie einem Damenfußballklub beigetreten? Hatten Sie gestern Ihr erstes Match?«
    Glenda schüttelte ächzend den Kopf. »Auf das naheliegendste kommt ihr Männer wohl nie, was?«
    »Was wäre das denn?«
    »Neue Schuhe.«
    »Ach so.« Ich lachte. »Dann fordert wohl Ihre Eitelkeit nun ihren Tribut. Frauen geben in Schuhgeschäften ja niemals ihre richtige Schuhgröße an.«
    »Von morgen an komme ich mit Sandalen zur Arbeit«, sagte Glenda. »Apropos Arbeit: Superintendent Powell hat bereits nach Ihnen verlangt.«
    »Sir Powell hat mich anscheinend gern um sich«, sagte ich lächelnd. Ich begab mich in mein Allerheiligstes, bereitete mich auf den Besuch beim Chef seelisch vor, rief sein Vorzimmer an und teilte der Dame mit, daß ich nunmehr auf dem Weg zum »Sir« sei.
    Wenig später stand ich meinem Chef gegenüber.
    Powell sah so aus, als hätte ihm die Queen seinen Adelstitel, der ihm erst kürzlich verliehen worden war, wieder aberkannt.
    »Guten Morgen, Sir Powell«, sagte ich.
    »Morgen«, brummte der Superintendent. »Bitte, setzen Sie sich, John.«
    »Danke, Sir.«
    Der Sechzigjährige betrachtete mich durch die dicken Gläser seiner Brille, als hätte er mich noch nie genau angesehen.
    »Ich nehme an, Sie haben ein Problem, Sir«, sagte ich, um die Unterhaltung in Schwung zu bringen.
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Um Vampirismus.«
    Mich überlief es kalt. Die Blutsauger gehörten nicht gerade zu meinen Freunden. Sie waren mir zuwider, diese heimtückischen Schattenwesen, die nachts aus Gräbern und Grüften stiegen, die Menschen täuschten und deren Blut tranken, wodurch dann auch ihre Opfer zu blutgierigen Scheusalen würden.
    »Vampirismus hier in London?« erkundigte ich mich.
    Superintendent Powell schüttelte langsam den Kopf. »Zum Glück nicht bei uns. In einer Großstadt ist so etwas noch viel schlimmer…«
    »Wo also?«
    »In Swanage. Das ist ein kleines Nest an der südenglischen Küste.«
    »Unweit von Bournemouth entfernt«, sagte ich. »Ich kenne Swanage. Ein stiller, verträumter Ort.«
    »Das war er mal. Heute haben die Menschen, die dort wohnen, Angst vor der Nacht, denn die Dunkelheit ist der Schutzmantel für den grausamen Vampir, der neuerdings in dieser Gegend sein Unwesen treibt. Sie sollten sich dieser Sache ehestens annehmen.«
    »Okay, Sir.«
    »Liegt zur Zeit noch etwas anderes an?«
    »Nein, Sir.«
    »Sobald Sie in Swanage eingetroffen sind, setzen Sie sich mit Inspektor Delmer Charisse in Verbindung«, bat mich Sir Powell.
    »Hat er den Yard um Hilfe gebeten?«
    »Ja. Er wird Sie mit den Einzelheiten des Falles vertraut machen, soweit sie ihm bekannt sind.«
    »Tja, dann mach’ ich mich mal auf die Socken.«
    »Gutes Gelingen, John.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Und… passen Sie auf sich auf. Ich kann es mir nicht leisten, meinen besten Mann zu verlieren.«
    »Ich komme wieder, Sir«, versprach ich. »Und zwar ohne Vampirbiß.« Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, daß es gar nicht so leicht sein würde, dieses Versprechen auch tatsächlich zu halten.
    ***
    Lydia Groß aus Köln war so hübsch, daß sie beim Film gute Chancen gehabt hätte. Das dunkelblonde Mädchen sah einfach super aus.
    Sie hatte hübsche Beine und eine bezaubernde Figur. Sie verstand es, sich vorteilhaft und nach der neuesten Mode zu kleiden, hatte ein angenehmes Wesen und verfügte über ein gut fundiertes Allgemeinwissen. Lydia arbeitete seit ein paar Jahren als Expedientin für ein Kölner Reisebüro. Das Unternehmen hatte sie auf einen Englandtrip geschickt, der außer einer einwöchigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher