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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff
Autoren: Franc Helgath
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Wilson kam damit auf einen Verlust von elf Personen. Anschließend wurde auch darüber nicht mehr gesprochen.
    »Wow…« sagte Charles Crown nur einmal. »In Hollywood hätten sie das auch nicht besser inszenieren können.«
    Anders als seine rotgesichtigen Anglerkollegen war Crown mit seinen knapp dreißig Jahren noch relativ jung. Wenn er sich nicht gerade auf den Bahamas herumtrieb, ging er dem Verschleißberuf eines Werbekaufmanns nach, der ihm bereits die Hälfte seiner Haare gekostet hatte. Bill kam sehr gut mit Charles aus, als der von sich gab, er hätte den imaginären Bourbon zur »Geburtstagsfeier« auch gerne mit Eis getrunken.
    »Sind alle einverständen, wenn ich das Kommando hier übernehme?« fragt Wess Wilson, der Kapitän. »Schließlich wollen wir hier keine Wurzeln schlagen.«
    Bill überließ ihm das Kommando neidlos.
    Doch das änderte nichts an der Tatsache, daß ihr Inselchen kaum zwei Quadratmeilen groß war, es nicht einen Tropfen Süßwasser gab und sie in spätestens vier Tagen verdursten lassen würde.
    »Man wird Suchtrupps losschicken«, sagte Kapitän Wess Wilson. »Und man wird uns finden.«
    Das hielten alle für ein Märchen.
    Die Stimmung war nicht sehr gut auf »Desert Island«, wie sie den Platz getauft hatten, an den es sie verschlagen hatte.
    Man kann die Bezeichnung wohl mit »Wüsteninsel« übersetzen.
    Sie saßen fest inmitten einer Wüste von Wasser…
    ***
    Professor Zamorra drängte sich vor, obwohl das sonst nicht seine Art war. Er schob zwei, drei Wartende beiseite und stand einer der braunen Schönen gegenüber. Sie schaute ihn aus großen Augen indigniert an. Sie hätte nicht erst ihre wulstigen Lippen zu schürzen brauchen, um zu zeigen, daß ihr das Benehmen dieses Kunden nicht behagte.
    Auch die anderen, die Zamorra so rigoros beiseite gedrängt hatte, machten alles andere als freundliche Gesichter, doch sie erhoben keinen Widerspruch, als sie den Mann näher ansahen.
    Zamorra hätte sich in eine Reihe mit fünfzig anderen Leuten stellen können, und er wäre immer noch aufgefallen. Nicht wegen seiner körperlichen Gardemaße. Doch er hatte etwas an sich, was faszinierte, ohne daß man genau hätte sagen können, wovon diese Faszination genau ausging.
    »Ja?« fragte die braune Schönheit auf der anderen Seite der Kundentheke. »Womit kann ich Ihnen dienen, Sir?«
    »Sehen Sie nach, ob auf der SEA-BELL gestern ein Mister Bill Fleming aus New York und eine Mademoiselle Nicole Duval gebucht hatten.«
    Das Mädchen schrak sichtlich zusammen. Ihr Blick auf die übrigen Wartenden verriet, daß Zamorra ein heikles Thema angeschnitten hatte. Die anderen Leute wollten noch buchen, und sie würden das nicht bei einer Gesellschaft tun, die erst einen Tag vorher ein Schiff verloren hatte, und diesen Umstand verzweifelt zu vertuschen suchte.
    »Kommen Sie doch bitte mit, Mister«, sagte die Schöne und sah Zamorra stumm bittend an. »Könnten Sie mir ins Büro folgen?«
    »Kann ich«, antwortete Zamorra wortkarg und ließ sich die Klappe öffnen, die den Tresen an einer Stelle unterbrach.
    »Mister Benedikt wird all Ihre Fragen beantworten«, flüsterte das Mädchen fast und öffnete die angrenzende Tür zum Office. Bevor sie in den Schalterraum zurückging, setzte sie wieder ihr geschäftsmäßig freundliches Lächeln auf.
    Mister Benedikt hatte sein Telefonat soeben beendet. Er war fast so breit wie hoch. Mit seinen Stummelbeinen erreichte er kaum den Boden unter seinem Drehsessel. Allem Anschein nach war er ein spanischstämmiger Weißer, dessen Urgroßmutter auch die Liebe eines Negers einmal nicht verschmäht hatte. Seine breiten Nasenflügel kündeten heute noch davon.
    »Sie wünschen?« fragte er scharf und giftig. Er schien über die Störung alles andere als erbaut zu sein.
    Professor Zamorra setzte sich unaufgefordert auf den Besucherstuhl auf der anderen Seite des mit Papierkram überfluteten Schreibtisches. Mister Benedikt verschwand fast hinter den Stapeln von Ordnern und Notizen.
    »Auskunft!« schnappte Zamorra ebenso unfreundlich zurück. »Und seien Sie nicht so laut. Draußen sind Kunden, die noch nichts vom Verschwinden der SEA-BELL wissen.«
    Das hatte gesessen. Der fette Zwerg klappte seinen Mund auf und schwieg Zamorra an.
    »Woher wissen Sie…?«
    »Ich habe Ohren«, erklärte Zamorra nur. »Und Ihr Telefonat eben war kaum zu überhören. Welch ein Glück für Sie, daß dort draußen kaum jemand Ihr karibisches Kauderwelsch versteht.«
    Mister
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