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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten
Autoren: Walter Appel
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an.
    Anwari verschwendete keinen Blick auf die beiden Leichen im Zimmer. Er drehte den Ring zweimal um.
    »Söhne des Windes, erscheint!«
    Wieder brauste und zischte es. Diesmal war die wirbelnde schwarze Wolke größer. Alle dreizehn Mumien standen im Zimmer, ohne ihre beinernen Pferde diesmal, als hätten sie genau gewußt, daß sie diesmal für die Knochengäule keine Verwendung hatten.
    »Ihr seid meine Leibgarde«, sagte Anwari al Dschabir, als die leeren Augenhöhlen ihn anstarrten. »Laßt keinen an mich heran. Tötet alle, die sich mir widersetzen und nicht unterwerfen wollen. Habt ihr mich verstanden?«
    »Ja, Herr. Wir hören und gehorchen.«
    Dumpf und hohl klangen die Stimmen. Als ob Samir lautlose Befehle gegeben hätte, verteilten sich die Mumien, riegelten die beiden Eingänge des großen Zimmers ab. Anwari atmete auf. Er setzte sich hinter den Mahagonischreibtisch und schaltete die Sprechanlage ein.
    Über Lautsprecher war seine Stimme im ganzen Palast zu hören. Anwari klopfte erst dreimal ans Gehäuse der Sprechanlage. Das Klopfen hallte verstärkt aus den Lautsprechern durch den Palast. Außerhalb des Zimmers ertönten Stimmen und entsetzte Aufschreie.
    Die Schüsse waren gehört worden. Doch niemand wagte es, gegen die schrecklichen Mumien anzugehen.
    »Das ist eine offizielle Durchsage!« sagte Anwari al Dschabir ins Mikrofon. »Die Verhältnisse in Sakaka haben sich grundlegend geändert. Scheich Suleiman ist tot. Ich, Anwari al Dschabir, übernehme ab sofort die Macht. Als erstes verhänge ich den Ausnahmezustand und eine totale Nachrichtensperre. Wer sich gegen mich stellt, wird sterben. Hört jetzt meine weiteren Bedingungen.«
    Anwari al Dschabir legte die Pistole weg und zog ein Blatt Papier aus einer Tasche seiner Dschellaba. Er las zehn Punkte vor, auf deren Nichteinhaltung die Todesstrafe stand.
    »Meine Vollstrecker sind die Söhne des Windes!« rief er ins Mikrofon, als er mit den zehn Punkten fertig war. »Samir, der Grausame, und seine Schreckensmumien. Niemand kann ihnen wiederstehen. Es gibt keine Rettung vor ihnen. Und selbst wenn es wider alles Erwarten gelingen sollte, mich zu töten, wird das die Söhne des Windes nicht hinwegnehmen. Im Falle meines gewaltsamen Todes werden sie schreckliche Rache nehmen und die Wüste mit dem Blut aller Menschen, deren sie habhaft werden können, rot färben. Merkt euch gut, was ich euch gesagt habe, ihr Söhne und Töchter von Hunden und Ratten, und wagt keinen Widerstand.«
    Anwari holte tief Luft. Es brauste in seinen Ohren. Er fühlte sich ungeheuer mächtig, über die ganze Welt erhaben und wie berauscht.
    »Es gibt nur einen Herrn in Sakaka und Asch Schamar: Anwari al Dschabir!«
    Er lachte gellend, als habe er den Verstand verloren.
    ***
    Der heiße Sturmwind brauste und orgelte, wirbelte Sand auf und schüttete ihn über den Landrover, das Zelt und die drei Menschen. Zamorra, Bill und Nicole war es, als steckten sie in einem Meer von Sand. Obwohl sie feuchte Tücher vor Mund und Nase hielten, drangen Sand- und Staubteilchen hindurch, knirschten zwischen ihren Zähnen und legten sich quälend auf die Schleimhäute.
    Alles Husten half nichts. Der Samum tobte und toste wie der heiße Atem der Hölle. Das Wort der Araber, die Hölle sei aufgebrochen, bestand zu Recht. Zamorra preßte Nicole an sich.
    Dann flog das Zelt weg, und Sandlasten stürzten herab. Ungeschützte Körperstellen wurden wie von einem Sandstrahlgebläse wundgerieben. Zamorra, Bill und Nicole suchten beim Landrover Schutz.
    Aber die Windrichtung wechselte immer wieder. Im wirbelnden Sand konnten die drei nicht weiter als anderthalb bis zwei Meter sehen. Zamorra machte sich ernsthafte Sorgen.
    Sollte er, der große Dämonenbekämpfer, jämmerlich im Sandsturm ersticken und zugeweht werden? Er wußte, daß ein Samum Stunden, unter Umständen sogar ein, zwei Tage dauern konnte. Die Wut des Sturmes ließ etwas nach, doch das war nur eine Atempause. Die drei konnten Mund und Kehle ausspülen und ein paar Schlucke Wasser trinken.
    »Lange halten wir das nicht aus«, sagte Bill Fleming, der im Gesicht so rot war wie ein gesottener Krebs. »Seht nur, der Landrover steht bis über die Achsen im Sand.«
    »Nach diesem Sandsturm finden wir die Straßen nicht mehr«, befürchtete Zamorra.
    »Hoffentlich kommen wir überhaupt noch in die Verlegenheit, sie suchen zu müssen«, bemerkte Nicole ziemlich kleinlaut.
    Ihr Mund war voller Sand. Nach ganz kurzer Zeit ging die Atempause schon
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