Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
Vom Netzwerk:
Gewänder mit Kapuzen tragen. Die Kapuzen verdecken auch das Gesicht und enthalten nur drei kleine Öffnungen für die Augen und den Mund.«
    »Könnten Sie ein paar Leute dahin schicken und gleichzeitig mit der Aktion hier diese zwölf Männer überwältigen lassen?«
    »Natürlich. Wenn wir schon die Burschen kriegen wollen, dann müssen es auch alle sein. Jackson!«
    Einer der Offiziere kam heran.
    »Sir?«
    »Kümmern Sie sich darum, dass die zwölf Posten bei den Autos möglichst geräuschlos einkassiert werden, sobald hier die Aktion startet.«
    »Zu Befehl, Sir.«
    Wir steckten uns Zigaretten an und warteten.
    Es war auf die Minute genau zwölf Minuten nach zwölf, als unten im Talkessel plötzlich dumpfe Trommeln geschlagen wurden.
    Kurz darauf setzte ein heller Fanfarenstoß ein. Augenblicklich verstummte das Stimmengemurmel.
    An mehreren Ecken flammten große Holzstapel auf.
    Man musste sie mit Benzin begossen haben, denn die Flammen entfalteten sich in Windeseile.
    Nun war fast der ganze Talkessel in flackerndes Licht getaucht. Wir mussten uns beherrschen, um nicht vor Überraschung laute Rufe auszustoßen.
    Da unten waren mindestens zweitausend Leute versammelt.
    Alle trugen sackartige Überwürfe mit Kapuzen, die ihre Gesichter verdeckten.
    Fast genau unter uns war eine Art Tribüne errichtet, auf der drei schwere Polsterstühle standen. Darauf saßen drei Kapuzenmänner, die besondere Verzierungen an ihren Gewändern trugen.
    Der mittlere war offenbar der Obermacker dieses exzentrischen Vereins.
    ***
    Mithilfe von Lautsprechern wurden die Reden einiger Oberbosse durch den ganzen Talkessel übertragen. Sie strotzten von Überheblichkeit, Dummheit und Rassenhass.
    Seltsamerweise wurde das ganze dauernd mit Christentum begründet. Man zitierte geheimnisvolle Bücher Moses, von deren Existenz ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte.
    Dazwischen dröhnten immer wieder die Trommeln, gellten die Fanfaren und hallten ab und zu frenetische Sprechchöre.
    Jeder gewandte Massengaukler von einigem Format hätte diese Massenpsychose erreicht. Jedenfalls merkten wir, dass sich die ganze Stimmung da unten einem hektischen, unbekannten Höhepunkt zusteigerte.
    Immer wilder wurden die Tiraden der Redner, immer dröhnender die Trommeln, immer gellender die Fanfaren. Und dann ging ein tierisches Gebrüll durch die Menge.
    Uns aber stiegen die Haare zu Berge.
    Von irgendwoher aus dem Schutz der nicht von den Feuern erleuchteten Stellen des Tales führte man sieben Neger. Sie waren gefesselt, und die Kleidung hatte man ihnen in Fetzen bis zum Gürtel herab weggerissen. Obgleich zwei Mädchen und eine alte, weißhaarige Frau darunter waren.
    Die armen Leute konnten vor Angst kaum gehen.
    Die meisten schleifte man an den Fesseln einfach hinter sich her. Das Gebrüll der Masse schwoll an zu einem ohrenbetäubenden Lärm.
    Man schleppte die Neger auf die Tribüne. Man zeigte sie der entfesselten Menge. Das Gebrüll wurde zu einem Orkan.
    Dann erhob sich der Obermacker und trat vor das Mikrofon.
    »Brüder und Schwestern!«, röhrte er mit einer Stimme, die einem ein kaltes Schauern über den Rücken jagte. »Das sind sieben der Untiere…«
    Und nun kam eine der widerlichsten, ekelhaftesten, verabscheuungswürdigsten Hasstiraden, die ich je in meinem Leben vernommen habe.
    Mit markerschütternder Stimme schrie der Kerl von Ausschreitungen und Verbrechen, die irgendwo in den Staaten von Negern an Weißen begangen worden sein sollten. Er gefiel sich im Aufzählen von Einzelheiten, die nur einer total krankhaftperversen Fantasie entsprungen sein konnten.
    Jedenfalls hatte ich als Mitglied der Bundeskriminalpolizei genau in Erinnerung, dass ich niemals in unseren Informationsberichten etwas Derartiges gehört hatte.
    Bald stellte sich heraus, warum er die Menge in zügellose Raserei versetzte mit seinen blutrünstigen Beschreibungen. Man wollte die gleichen unbeschreiblichen Folterungen an den sieben Negern vornehmen.
    Ich hörte, wie Colonel Henderson tief atmete. Dann fühlte ich plötzlich seinen straffen Händedruck.
    »Wenn ich das gewusst hätte«, raunte er mir zu, »dann hätten Sie meine Kompanien auch ohne Washingtons Genehmigung bekommen, Cotton…«
    »Danke, Colonel!«, sagte ich leise.
    Jetzt war der Obermacker fertig. Die Stimmung glich einem brodelnden Hexenkessel.
    Rechts und links der Tribüne fesselte man die beiden jungen Mädchen an zwei riesige Holzkreuze, richtete sie auf und warf Reisigbüschel rings um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher