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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers
Autoren: Walter Appel
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auch weiter vermehrte und ihm von den Tantiemen ein gutes Leben gestattete.
    Ein paar Tage hatten Zamorra genügt, um sich zu erholen. Er war so vital und dynamisch wie eh und je.
    »Ich sehe, du willst nicht schwimmen, Nicole«, sagte er und lächelte seine bildhübsche Mitarbeiterin an. »Wie wäre es mit einem Tennismatch?«
    Nicole strich über das Haar, das sie diesmal blond und gelockt trug. Zamorra staunte immer wieder darüber, was Nicole alles mit ihren Haaren machen konnte. Sie war eine faszinierende Frau, die tausend Gesichter zeigen konnte, und mit der es nie langweilig wurde.
    Längst schon war sie mehr als nur Zamorras Sekretärin.
    »Nicht schlecht«, antwortete sie. »Du bist doch darauf vorbereitet, zu verlieren?«
    »Das wird sich herausstellen«, lachte Zamorra. »Eigentlich wollte ich dich gewinnen lassen, zur Feier des Tages. Aber jetzt ist deine Abfuhr schon vorprogrammiert.«
    Er legte den Arm um Nicoles Schultern und ging mit ihr zum Umkleidepavillon. Da öffnete sich eine Tür an der efeuüberwucherten Rückseite des Schloßgebäudes. Raffael Bois erschien, der Butler und Haushofmeister Zamorras, ein Mann mittleren Alters mit einem gemütlichen Bauch.
    »Professor Zamorra!« rief er. »Telefon!«
    Zamorra runzelte die Stirn. Er hatte so eine Ahnung, daß es schon vorbei sein sollte mit den bequemen Tagen. Nicole dachte das gleiche.
    »Laß dir nur keinen neuen Fall aufhalsen«, sagte sie und schenkte Zamorra einen betörenden Blick. »Was es auch ist, wimmele es ab.«
    »Mal sehen«, meinte Zamorra unverbindlich.
    Er ging zum Haus, wo Raffael auf ihn einredete. Nicole nahm ihre Handtasche und das Badetuch und zündete sich nachdenklich eine Zigarette an. Sie setzte sich auf eine Parkbank im Schatten einer hohen Ulme.
    Bevor sie den Tennisdreß anzog, wollte sie erst einmal abwarten, damit sie sich nicht umsonst umkleidete. Nicole hatte ihre Zigarette noch nicht ganz aufgeraucht, als Zamorra ein Fenster im ersten Stock öffnete und ihr zuwinkte, ins Haus zu kommen.
    Nicole schlenderte langsam hin, die Tasche und das Badetuch in der Hand. Raffael Bois erwartete sie in dem holzgetäfelten Flur.
    »Verreisen wir, Raffael?« fragte sie.
    Der Butler hob bedauernd die Schultern.
    »Es ist nicht sehr weit«, sagte er. »In der Nähe von Angers. Ein alter Freund von Professor Zamorras verstorbenem Onkel. Der Baron Armand de Gascoyne.«
    »Was ist mit ihm?«
    Raffael zog ein beleidigtes Gesicht.
    »Sehe ich so aus, als würde ich die Telefonate von Professor Zamorra belauschen?«
    »Nur, wenn es sich gerade zufällig ergibt«, antwortete Nicole.
    »Also Raffael, seien Sie kein Frosch. Worum geht es?«
    »Na ja, also, ich stand zufällig in der Nähe, und die Tür war einen Spalt offen. Hätte ich mir die Ohren zuhalten sollen, Mademoiselle?«
    »Raffael!«
    Der Butler kam zur Sache.
    »Der Baron ist in seinem Wald erschlagen worden.«
    »Das ist ein Fall für die Polizei. Was sollen wir dabei?«
    »Die Begleitumstände des Todes sind äußerst merkwürdig. Der einzige Tatzeuge behauptet, Baron Armand sei in einer geisterhaften Ruine ums Leben gekommen. In einer schwarzen Kapelle, die aus dem Nichts entstanden war und sich nach der Tat wieder in Luft auflöste.«
    ***
    Zamorra steuerte seinen Citroën DS 19 auf der Autostraße durch das romantische Loire-Tal. Er hatte mit Nicole in Tours gegessen und war nun auf dem Weg nach Angers.
    Nicole schaute auf die glitzernde Oberfläche der Loire, auf die Weinberge zur Rechten. Von Zeit zu Zeit sah man auf einem Hügel eine alte Burg. Das Loire-Tal war schon seit dem Altertum besiedelt.
    »Was ist mit den de Gascoynes?« fragte Nicole. »Bist du dieser Familie verpflichtet?«
    »Ich habe Armand de Gascoyne seit Jahren nicht mehr gesehen, und an seinen Sohn Paul erinnere ich mich nur als Halbwüchsigen.«
    »Was ist eigentlich vorgefallen? Raffael erzählte mir nur von einer Geisterruine.«
    »Der gute Raffael. Eines Tages wird er noch einmal über seine langen Ohren stolpern und sich ein Bein dabei brechen. Ich bin den de Gascoynes nicht verpflichtet, aber der Fall interessiert mich, und um meines Onkels willen will ich sie nicht im Stich lassen. Was vorgefallen ist, das muß ich auch noch herausfinden. Fest steht bisher nur, daß Baron Armand in seinem Wald erschlagen, verstümmelt und gräßlich zugerichtet wurde. Angeblich in einer geisterhaften Ruine, die nur der einzige Tatzeuge gesehen hat.«
    »Vielleicht hat er den Baron erschlagen und die Geschichte
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