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0066 - Todesgeister der Sahara

0066 - Todesgeister der Sahara

Titel: 0066 - Todesgeister der Sahara
Autoren: Richard Wunderer
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glauben. Aber die alte Fatme in Tunis hatte sich bestimmt nicht geirrt.
    Meine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Die Geier tauchten neben der Piste auf, stießen aus dem Himmel herab, zogen einige Kreise dicht über dem Boden und schwangen sich wieder in die Lüfte. In wilder Panik stoben sie davon.
    »Sie können unsere Wagen noch nicht gesehen haben«, sagte einer der hinten sitzenden Polizisten. »Da vorne befindet sich etwas… etwas Gefährliches…«
    Er stockte. Ich konnte seine Angst verstehen. Schließlich war er Zeuge gewesen, als sein Kollege beinahe im Sandsumpf versunken wäre. Er hatte bereits Einblick in die Macht der Dämonen erhalten.
    »Da! Sehen Sie doch, Monsieur Sinclair!« Der zweite Polizist streckte seinen Arm zwischen Alia und mir durch und deutete aufgeregt nach vorne.
    Jetzt entdeckte auch ich die dunklen Punkte auf der Piste. Je näher wir kamen, desto weiter rückten sie scheinbar auseinander. In Wirklichkeit bewegten sie sich nicht, das fand ich schnell heraus. Wir konnten sie nur besser voneinander unterscheiden.
    »Das sind Männer«, murmelte Alia. »Elf Männer.«
    Sie hatte sehr gute Augen. Ich behielt den Fuß auf dem Gaspedal und ließ den Landrover mit annähernd Höchstgeschwindigkeit über die Sandpiste rasen.
    Etwas irritierte mich an diesen elf starren Gestalten. Sie wirkten irgendwie unproportioniert, zu gedrungen und zu klein geraten. Lag das nur an den langen, weißen Gewändern, der traditionellen Kleidung der Wüstenbewohner? Ich konnte mir das nicht vorstellen, weil ich doch schon oft derartig gekleidete Araber gesehen hatte.
    Wenn es das nicht war, was war es dann?
    Näher und näher rückten die elf Männer, die in einer Kette quer über die Piste standen.
    Und dann traute ich meinen Augen nicht. Erschrocken nahm ich den Fuß vom Pedal und ließ den Geländewagen ausrollen.
    Elf Männer, einer neben dem anderen, kerzengerade aufrecht, die Arme erhoben und uns entgegengestreckt, als wollten sie uns aufhalten.
    Doch das war es nicht, was mich schockierte.
    Wir waren nahe genug, daß ich Einzelheiten erkennen konnte. Nun sah ich auch, warum sie mir vorhin zu klein und unproportioniert erschienen waren.
    Sie hatten keine Köpfe!
    Vor uns standen elf Leichen, ohne Köpfe…
    ***
    Sukos Landrover hielt neben mir. Wir stiegen alle aus. Wie Traumwandler bewegten wir uns auf die Leichen zu.
    »Das sind die Begleiter der Todeskarawane«, sagte Jane in die atemlose Spannung hinein. »Um Himmels willen, John, das sind die Männer der Karawane! Die Dämonen haben sie getötet!«
    Ich stand wie betäubt da. Die Gemeinheit der Todesgeister schien keine Grenzen zu kennen. Sie hatten sich nicht damit begnügt, diese Männer zu ermorden. Sie waren einen Schritt weiter gegangen!
    Ich biß die Zähne zusammen, lief zu meinem Wagen zurück und holte meinen Koffer. Wir konnten die Leichen der Unglücklichen nicht hier stehen lassen. Sie mußten ihre letzte Ruhe finden, und zwar an Ort und Stelle im Wüstensand.
    Ich machte mir allerdings keine Illusionen. So lange wir die Köpfe nicht gefunden und bei den Körpern bestattet hatten, würden diese Männer keine Ruhe haben. Zumindest nicht endgültig. Dann bestand immer die Gefahr, daß ihre Geister aus dem Jenseits zurückkehrten und auf der Welt Angst und Schrecken verbreiteten.
    Während ich mich um meinen Koffer und die Waffen gegen das Böse kümmerte, achtete ich zu wenig auf Kommissar Mahmud und seine Leute. Ich hörte nur, wie Suko plötzlich einen Schrei ausstieß.
    »Zurück!« rief mein Freund.
    Ich schnellte vom Boden hoch. Jane jagte in weiten Sätzen hinter den Polizisten her, holte sie jedoch nicht mehr ein.
    Augenblicklich erfaßte ich die Lage. Der Kommissar hatte seinen Leuten den Auftrag gegeben, die Leichen von der Straße zu tragen und neben der Piste in den Sand zu legen. Ich erkannte es an den Gesten, mit denen er die Polizisten vor sich herscheuchte.
    Offenbar widerstrebend führten sie den Befehl ihres Vorgesetzten aus. Obwohl Suko noch einmal schrie und ich ebenfalls einen Warnruf ausstieß, ließ sich der Kommissar nicht abbringen. Jane erreicht ihn zu spät.
    Fast gleichzeitig berührten die drei Polizisten drei der Leichen.
    Es sah so aus, als wären sie mit einer Stromleitung in Berührung gekommen. Sie zuckten zusammen, richteten sich hoch auf und taumelten einige Schritte zurück.
    Wie Marionetten, die vollkommen gleich geführt wurden, drehten sie sich im Kreis und sanken gleichzeitig in den Sand. Kommissar
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