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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache
Autoren: Walter Appel
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Wir werden uns eine Weile ausruhen und gegen 21.30 Uhr losziehen. Vor 22.00 Uhr ist abends in diesen Breiten erfahrungsgemäß sowieso nichts los.«
    »Ich hatte gedacht, ich könnte mal zwölf Stunden durchschlafen«, murrte Bill Fleming. »Mit dir zu reisen, ist wirklich kein Vergnügen, Zamorra. Wo nimmst du nur die Kondition her, dein Tempo durchzuhalten?«
    »Gesunde Lebensweise und ein eiserner Wille, Bill. Also genau das, was dir fehlt.«
    Bill Fleming schwieg beleidigt. Er wußte, daß Zamorra sich über ihn lustig machte. Dieser große Mann in den besten Jahren mit dem markanten Gesicht war trotz seines akademischen Grades keineswegs ein verknöcherter Wissenschaftler. Zamorra stand mit beiden Beinen fest im Leben, war umgänglich, heiter und clever.
    Aber er verfügte über Fähigkeiten und einen Intellekt, daß sich Bill Fleming gegen ihn manchmal vorkam wie der selige Dr. Watson gegen den großen Detektiv Sherlock Holmes. Dabei brauchte Bill Fleming sich durchaus nicht zu verstecken.
    Auch er hatte akademische Grade. Er war Historiker und Naturwissenschaftler, hatte schon die ganze Welt gesehen und kam ziemlich in jeder Situation zurecht. Er war nur eben kein Zamorra.
    Das Taxi hielt vor dem Hotel Sultan auf einem der Hügel von Kap Spartel. Zamorra gab dem Taxichauffeur die Hälfte des geforderten Fahrpreises, womit dieser immer noch sehr zufrieden sein konnte, wenn er auch seine Haare raufte und schwor, seine Kinder und seine Frauen müßten bei solchen Fahrgästen verhungern.
    »Wenn du um 21.30 Uhr hier bist, kannst du uns in die Altstadt fahren, mein Freund«, sagte Zamorra freundlich auf Französisch.
    »Wir brauchen dich vielleicht bis spät in die Nacht.«
    »Oh, Sidi, fahren Sie nur mit mir!« rief der Taxifahrer gleich. »Abdul Aziz ist der beste Taxifahrer von ganz Nordafrika. Außerdem kenne ich die Altstadt wie meine Hosentasche und kann Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen. Nehmen Sie bloß keinen anderen. Diese Hundesöhne von Taxifahrern sind imstande, Sie in Neppetablissements zu schleppen, wo Ihnen nur das Geld aus der Tasche gezogen wird und Sie vielleicht noch KO-Tropfen in den Drink bekommen. Abdul Aziz wird Sie unter seine Fittiche nehmen. Wie ist Ihr werter Name, Sidi? Ich werde an der Rezeption nach Ihnen fragen.«
    »Professor Zamorra.«
    Der Taxifahrer gab noch ein paar lautstarke Versicherungen ab und fuhr dann mit aufquietschenden Reifen davon. Bill Fleming sah ihm nach, wie er um die Hoteleinfahrt raste.
    »Sollen wir uns wirklich diesem Vater des heißen Reifens anvertrauen?« fragte er Zamorra.
    Der Professor nickte.
    »Abdul Aziz ist nicht unrecht«, sagte er. »Wenn man bei ihm den Daumen draufhält und ihm von Anfang an zeigt, daß er einen nicht hinters Licht führen kann, kommt man gut mit ihm zurecht.«
    »Dein Wort in Allahs Gehörgang.«
    ***
    Nicole Duval hatte sich im nach Badesalz duftenden Wasser der Hotelbadewanne geaalt. Jetzt kleidete sie sich an. Erst die hauchdünne Wäsche. Dann ein aufregend geschnittenes Sommerkostüm mit kurzem Rock und tiefem Ausschnitt. Sie trug ihr Make-up auf, hängte sich strahlenförmige Ohrringe an und tupfte zuletzt noch zwei Tropfen ›Dangereux Noir‹ hinter die Ohren. Es klopfte, Zamorra trat ins Zimmer. »Nicole«, sagte er, »in diesem Aufzug kann ich dich unmöglich mitnehmen. Wenn du die Kostümjacke ausziehst, stehst du obenherum fast im Freien. Hast du denn nichts anderes?«
    »Nein. Du weißt genau, daß unser Reisegepäck noch nicht da ist. Außerdem, was hast du an diesem Kostüm auszusetzen? Gefällt es dir nicht?«
    »Es gefällt mir schon. Aber wir sind hier in Marokko. Hier gehen die Frauen zum Teil noch verschleiert herum. Willst du unter den Arabern in der Altstadt einen Auflauf provozieren?«
    »Soll ich mich vielleicht auch verschleiern und bis über die Nasenspitze in einen Burnus hüllen? Mir erscheint dieses Kostüm sehr gut geeignet für einen Ausflug in die Altstadt. Außerdem habe ich kein anderes.«
    Zamorra gab nach. Nicole nahm ihre Handtasche. Sie verließen das Hotelzimmer und gingen hinunter zur Rezeption, wo schon Bill Fleming und der ›Beste Taxifahrer Nordafrikas‹ warteten. Abdul Aziz zählte Bill Fleming gerade die einschlägigen Etablissements auf, die er in Tanger kannte.
    Er brach in Bewunderung aus, als er Nicole sah. Nicole mit Komplimenten bombardierend, marschierte er voran zu seinem Peugeot-Diesel-Taxi. Die Fahrt ging los, in die Altstadt von Tanger, die unten am Hafen
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