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0064 - Im Zeit-Gefängnis

Titel: 0064 - Im Zeit-Gefängnis
Autoren: Unbekannt
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durch die weiten Korridore und Räume schrillte. Minuten, die anderswo Wochen oder Monate bedeuteten.
    „Was ist geschehen?"
    „Ich weiß es nicht. Der Meister wird es uns sagen ..."
    „Achtung! An alle! Es erfolgte ein Einbruch in unsere Dimension aus der anderen Zeitebene! Der Einbruch erfolgte mit Gewalt! Wir werden angegriffen!"
    „Angegriffen...?"
    „Angegriffen!"
    Es dauerte immerhin ganze fünf Sekunden, ehe die Gegenaktionen eingeleitet wurden. Fünf wertvolle Sekunden! Ganze fünf Sekunden zuviel ...
     
    6.
     
    Iwan Ragow war allein - wenn man von dem bewegungslosen Druuf absah. In einer Höhe von zehn Kilometern raste er, eingeschlossen von der schützenden Energieglocke, durch die Atmosphäre des fremden Planeten. Der Reaktor seines Spezialanzuges verlieh ihm eine ständig steigende Geschwindigkeit. Entgegen der Meinung von Leutnant Rous war Ragow davon überzeugt, daß ein Überschreiten der hier gültigen Lichtgeschwindigkeit gewisse Effekte hervorrief.
    Drei Sekundenkilometer! Das entsprach etwa 225000 Kilometern in der Sekunde - im heimatlichen Universum. Die Einsteinsche Dilatation machte sich da noch nicht bemerkbar, wenigstens noch nicht so stark, daß man sie sofort hätte registrieren können.
    Der Druuf rührte sich nicht. Unbeweglich schwebte er, von den Kraftfeldern gehalten, neben Ragow in der Energiekabine. Immerhin hatte die Raupe in der Zwischenzeit den rechten Greifarm um einige Zentimeter angehoben.
    Als Ragow an den Instrumenten ablas, daß er dreitausendneunhundertundneunzig Meter in der Sekunde zurücklegte, bemerkte er die erste Veränderung an seinem Versuchsobjekt. Zuerst waren es nur die beiden Arme, die sich bewegten, dann die Füße und schließlich die feinen Flügel und die Augen. Die Augen! Sie sahen Ragow an! Vier Kilometer in der Sekunde! Knapp unter der Lichtgeschwindigkeit!
    Vielleicht genügte es.
    Der Druuf schien aus einem Schlaf zu erwachen. In seine Augen trat ein intelligenter Ausdruck, und er schien zu begreifen, daß etwas Ungewöhnliches mit ihm oder seiner Umgebung vor sich ging. Er machte eine Bewegung und wurde gegen das unsichtbare Hindernis der Energiesperre getrieben, wo er abfederte und in die entgegengesetzte Richtung schwebte. Er stieß einen kurzen, schrillen Schrei aus.
    Ragow grinste und nickte befriedigt vor sich hin. Der optischen Gleichschaltung folgte bereits die akustische. Aus dem langen und tiefen „druuuuf" war ein heller, schriller Piepser geworden. Die Raupe lebte vielleicht noch eine Kleinigkeit langsamer als er, Ragow, aber immerhin war sie der totenähnlichen Starre entrissen worden.
    „Schon ruhig bleiben, alter Rauperich", sagte der Wissenschaftler väterlich und zeigte in die Tiefe, wo eine Wolkendecke jede Sicht auf die Oberfläche des Planeten versperrte. „Wenn du da hinunterfällst, brichst du dir die Knochen - es sei denn, du rutschst sofort wieder in deine ursprüngliche Faulenzer-Zeitebene zurück."
    Der Druuf hielt den Kopf ein wenig schief und lauschte dem Klang der Worte nach. Ihren Sinn begriff er nicht, aber er schien die Warnung zu ahnen. Der Blick verriet Erstaunen und zeigte dann Panik.
    Ragow verringerte die Geschwindigkeit der Energiekapsel - und sofort wurden die Bewegungen des Druuf langsamer. Mit Absinken der Geschwindigkeit kehrte der Druuf also wieder in seine eigene Zeitebene zurück. Der Gelehrte stieß einen leisen Fluch aus.
    „Dann muß ich es eben anders versuchen!" sagte er verbissen und beschleunigte erneut. Weder er noch der Druuf spürten etwas von einem Andruck, denn die Antigrav-Felder schufen einen eigenen Lebensbereich, der von außen her nicht mehr beeinflußt werden konnte. „Bin gespannt, was geschehen wird."
    Der winzige Zeiger auf der Skala näherte sich einem nicht sonderlich markierten Punkt, weil er auf der Erde und im normalen Universum nichts bedeutete.
    Viertausendeinhundertundsechzig Meter in der Sekunde. Das war Lichtgeschwindigkeit! Hier jedenfalls...
    Die Bewegungen des Druuf waren nun völlig normal und entsprachen exakt denen Ragows, was die Geschwindigkeit anging. Die absolute Gleichschaltung der beiden Zeitebenen war vollzogen, aber sie war labil. Eine geringfügige Veränderung der Fluggeschwindigkeit bewirkte zugleich ein erneutes Auseinandergleiten der Zeiten.
    Wenigstens war das mit Sicherheit der Fall, wenn man wieder unter die Lichtgeschwindigkeit sank. Was aber würde geschehen, wenn man zuvor über die Lichtgeschwindigkeit hinausging? Ragow hatte sich diese Frage
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