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0062 - Guru der Toten

0062 - Guru der Toten

Titel: 0062 - Guru der Toten
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Wahrheit zu sagen, Mrs. Geezer?«
    Sie setzte sich, legte die Hände in ihren Schoß und weinte lautlos. Dicke Tränen rollten über ihre Wangen und hinterließen eine glänzende Spur.
    Ihre Züge wurden schlaff. Sie schien erledigt zu sein. Ihre Widerstandskraft war gebrochen. Der Mann, an dem sie sich aufgerichtet hatte, lebte nicht mehr. Mo Geezer sah sich des einzigen Halts beraubt, den sie gehabt hatte.
    Niemand stützte sie mehr.
    Sie mußte umfallen. Und sie brach seelisch vollkommen zusammen.
    Mit tränenverhangenem Blick sah sie mich an. »Ich erwarte nicht, daß Sie Verständnis für das aufbringen, was ich getan habe«, sagte sie mit belegter Stimme. »Hören Sie es sich einfach nur an, Oberinspektor.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Es war die Hölle mit Chump. Das sage ich nicht wegen meiner Rechtfertigung, es war so. Chump war ekelhaft und brutal. Er stieß mich schon nach kurzer Zeit ab. Er widerte mich an. Ich wollte nicht mehr mit ihm… schlafen, aber er erzwang sich sein Recht… Clips Gazzarra war ganz anders. In jeder Beziehung. Er hatte Verständnis für meine Probleme. Er war sanft. Er liebte mich, und ich bemerkte schon bald, daß auch ich ihn liebte. Als Chump hinter dieses Verhältnis kam, hat er mich beinahe erschlagen. Ich erzählte es Clips, und dann beschlossen wir beide, Chump zu beseitigen. Aber wir mußten sehr schnell erkennen, daß wir dafür nicht geschaffen waren. Wir waren zu feige dazu. Da kam Clips auf die Idee, den Mord jemand anders verüben zu lassen. Jemanden, der das versteht. Ein Profi sollte es tun. Für Geld.«
    »Wem hat Gazzarra den Auftrag übergeben?« fragte ich gespannt, denn auch dieser Mann stand auf Chump Geezers Totenliste.
    »Der Mann heißt Jock Oberon«, sagte die Frau kleinlaut.
    Ich erinnerte sie an das Augenpaar, das uns erschienen war, und an die Stimme, die behauptet hatte, Mo Geezer würde lügen.
    Es gab nichts mehr, was die Frau jetzt noch geleugnet hätte.
    Ich überlegte schnell, wie ich in der weiteren Folge vorgehen sollte.
    »Kennen Sie Oberons Adresse?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Mo Geezer.
    »Wo wohnt er?«
    Sie sagte es mir.
    Ich durfte die Frau nicht mehr aus den Augen lassen. Chump Geezer hatte die Absicht, sie zu töten.
    Würde er als nächstes hierherkommen? Oder würde er sich nach Clips Gazzarra nun Jock Oberon vornehmen? Dann wäre meine Anwesenheit dort dringend erforderlich gewesen.
    Oberon war zwar ein Berufskiller, aber es ging dennoch nicht an, daß Chump Geezer das Recht selbst in die Hand nahm.
    Oberon sollte seine Strafe bekommen, dafür wollte ich sorgen. Aber er sollte vor ein irdisches Gericht gestellt werden und nicht die Strafe der Hölle zu spüren kriegen.
    Da ich nicht hier und dort gleichzeitig sein konnte, nahm ich Mo Geezer kurzerhand kraft meines Amtes als Oberinspektor von Scotland Yard fest.
    Wegen Mitwisserschaft.
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    Ihr war egal, was aus ihr wurde. Im Moment war sie in einer Verfassung, in der es ihr nicht einmal etwas ausgemacht hätte, wenn Chump zu ihr gekommen wäre, um sie zu töten.
    Aber das würde sich wieder ändern.
    Sie würde bald wieder leben wollen. Ihr Leben konnte ihr aber nur dann garantiert werden, wenn es mir gelang, Chump Geezer rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen.
    ***
    Hondu saß ärgerlich auf seinem silberbeschlagenen Thron. Er kannte den Ruf von John Sinclair, und es machte ihn wütend, damit rechnen zu müssen, daß sich der Geisterjäger ihm in den Weg stellte.
    Hondu sah aus wie ein hundertjähriger Mann. In Wirklichkeit aber war er zehnmal so alt. Er war nicht zum erstenmal auf dieser Welt.
    Der Höllenfürst hatte ihn bereits einige Male mit wichtigen Aufgaben betraut, die er zufriedenstellend gelöst hatte.
    Diesmal hieß sein Einsatzgebiet London, und er war entschlossen, auch hier Taten zu setzen, mit denen der Fürst der Finsternis zufrieden sein konnte.
    Nur… Sinclair würde ihn dabei stören.
    Sinclair – die härteste Nuß unter den Geisterjägern. Ein Mann, mit allen Wassern gewaschen und mit allen Salben geschmiert.
    Kein Supermann. Jederzeit verwundbar zwar, aber die Cleverneß und die jahrelange Erfahrung im Kampf gegen die Geister und Dämonen hatten John Sinclair bis heute überleben lassen.
    Selbst Myxin, der Magier, oder der Spuk, der sich der Herr der schwarzen Seelen nannte, und auch nicht der Schwarze Tod – die rechte Hand des Teufels – hatten John Sinclair für immer ausschalten können.
    Er war wie Seife in einer
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