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0060 - Ich saß im Todesblock

0060 - Ich saß im Todesblock

Titel: 0060 - Ich saß im Todesblock
Autoren: Ich saß im Todesblock
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nächsten Wochen das gemütlichste Leben führen können, das du je gehabt hast!«
    Moire hob trotzig die Hände. »Aber der Wagen hätte im Handumdrehen repariert werden können! Im Handumdrehen! Und du weißt es selbst ganz genau!«
    »Stimmt«, nickte Buster. »Ich weiß es. Aber wir brauchen eben ein paar Wagen für einen bestimmten Zweck. Und da kann uns jede Karre recht sein, die noch vorher bei uns angeliefert wird.«
    »Ich weiß, wofür ihr sie haben wollt!«, rief Moire, der sich in einem Zustand hochgradiger Erregung befand. »Für den großen Ausbruch!«
    Eine Weile war es totenstill. Dann sprang Buster plötzlich vor. Seine massiven Faustschläge hämmerten den drahtigen Franzosen zusammen. Als er bewusstlos vor Busters Füßen lag, bückte sich der Gangster und tastete verwundert die ausgebeulte Hosentasche ab.
    Die Zigarettenpackung kam zum Vorschein, die Phil schon bei dem Franzosen bemerkt hatte. Die umstehenden Sträflinge stießen Rufe der Verwunderung aus. Buster hielt die Packung in seinen Händen und sah sie nachdenklich an. Plötzlich murmelte er: »Also so ist das! So ist das! Jetzt kapier ich! Deswegen der Arzt!«
    Phil verstand ihn nicht. Aber bevor er noch zum Nachdenken gekommen wäre, hatte Buster bereits die Zigaretten verteilt und sagte zu Phil: »Stell dich da vorn an die Hausecke und pass mal fünf Minuten lang auf, ob nicht grade einer kommt. Wir wollen in Ruhe eine Zigarette rauchen. Nachher bist du an der Reihe.«
    Da er auch noch andere Sträflinge einteilte, fand Phil nichts dabei. Er sah nur zufällig im Weggehen, dass Buster, Ledder, Marecci und der bewusstlose Moire die Einzigen waren, die zum Rauchen zurückblieben.
    Er stellte sich an die Hausecke und überblickte den weiten Hof, der sich vor ihm erstreckte. Was hatte Buster mit seiner Bemerkung über den Arzt sagen wollen? Sollte es vielleicht bedeuten, dass die Zigaretten von dem Arzt kamen? Umsonst erhielt man im Zuchthaus nicht eine Packung Zigaretten, soviel war Phil klar. Wofür aber hatte sie Moire bekommen? Welche Gegenleistung hatte er vollbringen müssen? Oder hatte er sie einfach gestohlen?
    Phil überlegte, während er den Hof beobachtete, der in der brütenden Hitze einer warmen Mittagssonne lag. Fest stand, dass sich in diesem Zuchthaus gefährliche Dinge vorbereiteten, damit hatte Direktor Mac Ronger zweifellos recht. Man musste auf der Hut sein.
    Phil schrak aus seinen Gedanken auf. Er drehte sich um. Jemand stand im großen Einfahrtstor der Werkzeughalle und winkte. Phil lief hinüber.
    Es war Marecci. Er schien sehr aufgeregt zu sein, obgleich es Phil vorkam, als stünde in seinen Augen so etwas wie Triumph.
    »Was ist los?«, rief Phil.
    Marecci keuchte.
    »Er ist tot! Er ging unter einem Motorblock her, der an einem Flaschenzug von der Decke herabhing. Irgendwie muss sich die Haltevorrichtung gelöst haben, als er gerade darunter vorbeiging. Es hat ihn völlig zerquetscht…«
    Phil zog die Augenbrauen zusammen. Seine Fäuste ballten sich.
    »Wen?«, fragte er.
    Marecci setzte sich in Bewegung, um die Wärter zu alarmieren. Im Wegrennen rief er über seine Schulter zurück: »Wer denn wohl? Moire! Der Franzose! Jean Moire!«
    ***
    Ich weiß nicht mehr genau, wie spät es gewesen sein mag, als zwei Aufseher den Gang entlangkamen zu meiner Zelle. Im Todesblock hatte jeder Sträfling seine eigene Zelle.
    Als ich die Schritte hörte, lag ich auf meiner Pritsche und langweilte mich. Ich hatte eine bestimmte Aufgabe übernommen, aber wie sollte ich sie durchführen, wenn man ständig in seiner Zelle hocken musste und keine Verbindung zu den anderen Insassen des Todesblockes herstellen konnte?
    Die Schritte machten vor meiner Zelle halt. Ich blickte auf und sah die hellen Sommeruniformen der beiden Aufseher. Vorschriftsmäßig stand ich auf, als sie meine Zelle aufschlossen.
    »Holeday, Sie sollen mitkommen!«, sagte einer.
    Ich trottete ergeben zwischen ihnen den Flur entlang. Im Vorbeigehen . sah ich wieder die Gesichter meiner Leidensgefährten. Sie sahen mir neugierig nach. Bullen Jack rief mir nach: »Grüß den Direktor schön! Er wird dir jetzt erzählen, dass dein Gnadengesuch abgelehnt worden ist! Sag ihm, seines würde von uns abgelehnt!«
    Die anderen lachten. Anscheinend hielten sie das für einen Witz. Ich sagte gar nichts dazu. Ich wunderte mich nur über diese eigenartige Stimmung, die in diesem sogenannten Todesblock herrschte. Aber vielleicht glaubten diese Leute hier schon gar nicht mehr an
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