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0058 - Meer der mordenden Hände

0058 - Meer der mordenden Hände

Titel: 0058 - Meer der mordenden Hände
Autoren: A.F. Morland
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rechten Dingen zu, Alain!«, sagte Jodie heiser. »Diese Wolke… Ich weiß nicht, woraus sie bestand, aber sie drohte mich zu ersticken.«
    Das musste Rich allerdings zugeben: »Mich auch.«
    »Siehst du!«, nickte Jodie Wofford aufgeregt. »Und dieser Nebel hat auch den Motor unseres Flugzeugs abgewürgt…«
    Das ließ Rich jedoch nicht gelten. Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Der Vogel war alt und schäbig. Ich hätte mal wieder was an ihm machen sollen; ‘ne Generalüberholung wäre lange schon fällig gewesen.«
    Jodie ließ sich davon nicht abbringen. »Wir sind abgestürzt, weil wir in diese seltsame Wolke gerieten, Alain!«
    »Wolken können kein Flugzeug zum Absturz bringen. Das ist Blödsinn. Entschuldige, aber ich bin immerhin lange genug Pilot, um davon mehr zu verstehen als du.«
    »Und ich sage noch mal: Dieser unheimliche Nebel hat uns vom Himmel geholt, Alain!«
    »Na schön. Wenn du’s unbedingt so haben möchtest, dann hat uns eben dieser Nebel heruntergeholt. Lass das aber bloß keinen hören, wenn sie uns von hier morgen abholen, sonst denken die am Ende noch, du hättest beim Absturz einen Schaden davongetragen.«
    Jodie starrte den Piloten zornig an. »Willst du damit etwa sagen, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin?«
    »Ich will bloß schüchtern andeuten, was die anderen sich über dich denken könnten«, gab Rich mit einem breiten Grinsen zurück.
    Jodie wollte etwas erwidern. Doch plötzlich verzerrte sich ihr hübsches Gesicht in namenlosem Grauen.
    »Alain!«, schrie sie hysterisch auf. Ihre schreckgeweiteten Augen starrten auf das Wasser. »Um Himmels willen, Alain!« Sie streckte den zitternden Arm aus. »Da! Sieh! Sieh doch« Ihre Stimme überschlug sich. »Eine Hand! Da ragt eine Hand aus dem Wasser!«
    Rich war wie gelähmt. Der Schock machte seine Züge schlaff. Sein Mund stand weit offen. Sein Gehirn vermochte die irreale Ungeheuerlichkeit nicht zu verarbeiten.
    Er sah genau wie Jodie diese Hand. Bleich und gespenstisch ragte sie aus dem Wasser. Eine zweite gesellte sich zu ihr.
    Hände von Toten – so schien es zuerst. Doch dann zuckten die weißen Finger.
    Noch eine Hand tauchte aus den dunklen Fluten auf. Und wieder eine. Jetzt waren es bereits fünf. Und es wurden immer mehr. Es war ein Alptraum. Ein grauenvoller Alptraum. Rich hatte das Gefühl, sein Herz müsse vor Schreck stehen bleiben…
    ***
    Zamorra spannte den Rücken. Er und Nicole Duval hatten noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Die Nacht war lau. Irgendwo spielte ein Transistorradio. Der Sender Tonga schickte volkstümliche Weisen in den Äther.
    »Es ist wirklich einmalig schön auf Tonga«, sagte Zamorra.
    Nicole nickte. »Alain Rich hat recht. Hier ist das Paradies.«
    »Entstanden aus einem Atoll«, meinte Zamorra nachdenklich.
    »Das war eine Geburt, die sich über Jahrtausende erstreckte. Erst ein Riff. Dann ein Atoll. Bei Ebbe stecken die Korallen, die wie Miniaturtürme und -zinnen auf zehntausenden Spielzeugburgen sind, ihre scharfen Nadeln und Zacken in das Sonnenlicht, und wenn bei Flut die ersten Ströme sich wieder in die unzähligen Gänge und Tunnels und schmalen Passagen dieser phantastischen, einer endlosen Klöppelspitze gleichenden Korallenwelt ergießen, wenn die Wellen der Südsee in Kaskaden über den Außenrand dieser Korallenbarriere hereinbrechen, bringen sie einen Stumpf Treibholz mit sich, auch einen Samen von fernen, weit weg unterm Horizont in der Sonne schwimmenden Inseln, Fremdkörper im Meer, die sich im Korallengespinst festsetzen und Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert den Flutwellen immer entschiedeneren Widerstand leisten. Eines Tages ist der erste Sand gebildet, der von der Flut nicht mehr überspült wird, die erste feste Wehr gegen die Mächte des Meeres. Die erste Kokosnuss treibt an den Sand und wird zu einer Palme. Die ersten Vögel finden sich ein und bringen mit dem Dung auch Samen. Und eines Tages ist aus dem unansehnlichen Riff eine Insel, ein neues Paradies geworden.«
    Nicole lächelte verträumt. »Man braucht viel Geduld, wenn man darauf warten möchte.«
    »Nehmen wir noch einen Schlummertrunk in der Bar?«, fragte Zamorra. Er fasste Nicole um die Hüfte.
    Nicole Duval schüttelte den Kopf. »Ich werde auch so paradiesisch schlafen.«
    »Tja, dann«, sagte Zamorra lächelnd. Er deutete eine Verneigung an. »Ich danke für diesen herrlichen Abend, Nicole.«
    Das Mädchen seufzte. »In letzter Zeit hat es leider viel zu wenige davon
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